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Schöffengrunder Nachrichten
Ausgabe 9/2023
Vereine und Verbände
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Heimat- und Kulturverein Niederwetz

Nach 3-jähriger Pause konnte der Heimat- und Kulturverein Niederwetz nun bei bestem Wetter seinen traditionellen Wintergang durchführen. Der Einladung war auch die erst seit November zuständige Revierförsterin Catrin Rahn vom Forstamt Wetzlar gefolgt. Unter Führung von Bodo Desch wanderte man an den südlichen und östlichen Gemarkungsgrenzen entlang. Südlich bildete der Dreisbach jahrhundertelang die Landesgrenze zwischen Solms-Braunfels (Oberwetz) und Nassau-Weilburg (Niederwetz), dokumentiert durch einen Historischen Grenzstein im Naturschutzgebiet „Egelspfuhl“. Dieses Gebiet war für unsere Vorfahren ein Reservoir für Biomedizin, nämlich den heute unter Naturschutz stehenden Blutegel. Vorzeitliche Bodenfunde belegen eine nahe Besiedlung. Alte Gewannbezeichnungen wurden einer Deutung unterzogen. Frau Rahn erklärte sowohl die an Bäumen zu findende Bezeichnung „HSZ“ für so genannte Prozeßschutzflächen, die als Maßnahme unter der Bezeichnung „Nutzungsverzicht im Wald“ laufen wie auch die Nummern der Abteilungen zur genauen Identifizierung bestimmter Waldflächen. Das nächste „Highlight“ war das eigentliche Ziel, der höchste Punkt der Gemarkung Niederwetz. Nach kurzem Fotostopp wurde zur Mittagszeit eine von Markus Wendlandt und seinem Team zubereitete herzhafte Gulaschsuppe und Getränke zur Stärkung angeboten. Nach der Rast kam die Gruppe in der Nähe der Absturzstelle einer am 12. Mai 1944 abgeschossen Focke-Wulf 190 vorbei und es wurde an das traurige Schicksal des jungen Piloten gedacht, der sich zwar mit dem Schleudersitz retten konnte, aber in einer Astgabel zu Tode kam. Ebenso erinnerte man an das Schicksal der alliierten Besatzung eines Bombers, dessenTrümmer auf einem Acker zwischen der Dreisbach und dem Waldrand nieder gingen. Mitten in einem Buchenhochwald wurde ein „außerordentlicher“ Stein aufgesucht mit der Aufschrift TP für Trigonometrischer Punkt und der Jahreszahl 1781. Herr Desch erklärte, warum es aus vermessungstechnischer Sicht keinen Sinn macht, dass ein Dreieckspunkt im Wald steht.

Folglich wird dort vor 250 Jahren der ehemalige Wald am Fuße des Köhlerbergs bereits als Holzkohle im Hochofen von Buderus seine Verwendung gefunden haben. Dass in den heutigen Wintern fehlende Frostperioden ein zunehmendes Problem bei der Holzernte darstellen, konnte Frau Rahn anhand tiefer Fahrzeugspuren im Waldboden und verschlammter Waldwege zeigen. Im weiteren Verlauf berichtete die sehr engagierte Beamtin von Hessen-Forst an einem artenreichen Aufforstungsprojekt auf einer nach Trockenheit und Schädlingsbefall geräumten Fläche von den aktuellen Bemühungen, den Wald zukunftssicher zu machen. Dabei sollen sogar Eßkastanienbäume ihren Platz finden. Damit verband Sie die Einladung an die Mitglieder des Heimat- und Kulturvereins an einer Pflanzaktion teilnehmen zu können, welche auf spontane Zustimmung stieß. Nach 8 km Strecke wurde die Wandergruppe im Sportlerheim bereits von der Heimatdichterin Margit Diehl und Lucie Vogt mit Kaffee und selbst gebackenem Kuchen erwartet und der eindrucksvolle Tag fand einen gemütlichen Abschluß.