Selters-Münster/Villmar-Weyer (uf) Dem ersten Lied Martin Luthers gewidmet waren die Gottesdienste am Wochenende des Sonntags Cantate in der Evangelischen Kirchengemeinden Münster und Weyer - in Form eines "Gottesdienstes im mittelalterlichen Stile"
Am 1. Juli 1523 wurden in Brüssel auf dem Scheiterhaufen die beiden jungen Augustinermönche Hendrik Vos und Johannes van Esschen verbrannt. Die jungen Männer hatten vorgehabt, von Wittenberg her kommend, in ihrer niederländischen Heimat das Evangelium von der Gnade Gottes zu verkündigen.
In Brüssel wurden sie aber gefangen genommen und nach Folter und Schauprozess auf dem Scheiterhaufen als Ketzer ermordet. Hendrik Vos und Johannes von Esschen wurden so die ersten Märtyrer der Reformationsgeschichte.
Die Nachricht von der Ermordung der beiden jungen Mönche bewegte den Wittenberger Reformator Martin Luther, ein Lied zu verfassen, das als das erste bekannte Lied des Reformators gilt. "Ein neues Lied wir heben an" wurde bereits 1524 im "Erfurter Enchiridon" in gedruckter Fassung veröffentlicht.
In den Gottesdiensten in den Evangelischen Kirchengemeinden Münster und Weyer bereitete Gemeindepfarrer Ulrich Finger in seiner Rolle als "Hulderych de Fromholdeskerke" die Geschichte der Entstehung des Liedes in einem "Gottesdienst im mittelalterlichen Stile" auf.
Wortgewaltig spiegelte er die Überlegungen Luthers, statt eines Racheliedes ein Lied der Hoffnung auf das Reich Gottes zu schreiben. Die selbe Richtung hat auch ein wenige Wochen nach der Bluttat zu Brüssel von Luther verfasstes Sendschreiben an die Gemeinden in den Niederlanden und Brabant, das Finger Auszugsweise zitierte.
"Eyn newes lied wir heben an" - Das entstandene Lied - ähnlich gestaltet wie die Bänkelgesänge der Lutherzeit - fand zwar nicht den Weg in die späteren Gesangbücher, aber mit kräftiger Stimme vorgetragen von "Bruder Hulderych" half es, die Geschichte der Reformation und des evangelischen Kirchenliedes eindrucksvoll zu illustrieren.