In einer festlichen Feierstunde ist die grundsanierte Alte Schule im Selterser Ortsteil Haintchen vor 60 geladenen Gästen ihrer neuen Bestimmung übergeben worden.
Im 1843 im spätklassizistischen Stil erbauten Gebäude wurden bis zu 100 Kinder unterrichtet. 2013 wurde dort zum letzten Mal Unterricht erteilt. Ab dann gingen die Kinder aus Haintchen in Niederselters zur Schule.
Wer das Gebäude noch vor drei Jahren gesehen hat, hätte wohl eher zu einem Abriss als zu einer Sanierung geraten. Was Willi Hamm mit seinem Architekturbüro in Zusammenarbeit mit dem Bauamt und dem Bauhof der Gemeinde Selters (Taunus, federführend hierbei Patrizia D’Addea und Mirko Matthäi, geleistet haben, kann sich sehen lassen. Die Arbeiten haben im Frühjahr 2021 begonnen und gestalteten sich schwierig. Immer wieder unerwartete Entdeckungen, beispielsweise ein Befall mit einem Hausschwamm, zusätzlich Ausfälle von Handwerkern und Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung erschwerten und verteuerten die ursprünglich mit 806.000 Euro bezifferten Sanierungskosten auf letztendlich 1.086.000 Millionen Euro. Die Gemeinde erhält Fördermittel vom Landkreis Limburg-Weilburg in Höhe von 100.000 Euro. Weitere 457.125 Euro Zuschuss kommen vom Amt für den Ländlichen Raum, Umwelt, Veterinärwesen und Verbraucherschutz. Zur feierlichen Einweihung waren nicht nur Vertreter aus der Politik gekommen, sondern auch die letzte Schulleiterin der Haintchener Schule, Katharina Stoll. Architekt Willi Hamm gab einen historischen Abriss des 180 Jahre alten Schulgebäudes und dessen Nutzung. Der Entschluss der Gemeinde, die Alte Schule zu einem Vereins- und Bürgerbegegnungszentrum umzugestalten, sei im Jahr 2018 von den gemeindlichen Gremien und dem damaligen Bürgermeister Bernd Hartmann gefasst worden. Ein Jahr später sei dann das Gebäude vom Landkreis auf die Gemeinde übergegangen. 2.700 Kubikmeter Gebäudevolumen mit 620 Quadratmetern Nutzfläche seien teilweise entkernt, instandgesetzt und für die neue Nutzung unter Beachtung der Regeln der Denkmalpflege und der geltenden Vorschriften zur Energieeinsparung hergestellt worden, so Willi Hamm. Eine kleine Fotoausstellung in den Räumen zeigt den jeweiligen Vergleich vorher – nachher. Das Obergeschoss mit den ehemaligen Klassenräumen und dem Lehrerzimmer soll nun den Vereinen und Bürgern von Haintchen zur Verfügung stehen. Im Erdgeschoss wird das Büro das Ortsvorstehers einziehen. Außerdem soll dort das Angebot eines Seniorencafés zur Dorfgemeinschaft beitragen. Für Menschen mit Behinderung wurde ein barrierefreier Zugang geschaffen und auch eine Behindertentoilette eingebaut. „Die Ära Schulunterricht in Haintchen ist beendet, die neue Ära der „Alten Schule“ für die Dorfgemeinschaft beginnt“, schloss Willi Hamm seine Rede.
„Heute ist ein sehr guter Tag für Haintchen“, sagte Landrat Michael Köberle. 170 Jahre lang hätte das Gebäude das Schulleben des Dorfes geprägt. Danach habe man sich gefragt: „Was mit dem Gebäude machen?“ Köberle betonte, der Kreis habe die Sanierungsarbeiten positiv begleitet, auch mit finanzieller Unterstützung. Willi Hamm bezeichnete er als einen „Unruheherd im positiven Sinn“. Die neue Nutzung sei für die Dorfgemeinschaft wichtig.
Anstatt des symbolischen Schlüssels überreichte Willi Hamm dann ein Schild mit der Aufschrift „Grundschule Haintchen“.
„Das wäre auch ein schönes Pfarrhaus geworden“, sagte der katholische Pfarrer Joachim Wichmann. Gemeinsam mit seinem evangelischen Kollegen Ulrich Finger segnete er das Gebäude für seine neue Bestimmung und wünschte ihm gute Bürgerbegegnungen.
Bürgermeister Subat dankte allen am Projekt Beteiligten. An Patrizia D’Addea gewandt sagte er: „Das Engagement und die Liebe zum Detail meiner Bauamtsmitarbeiterin haben diesem Gebäude Leben eingehaucht und man merkt, dass es für sie ein Herzensprojekt war und ist“.
Für einen festlichen Rahmen der Feierstunde sorgte das Blechbläserensemble Haintchen unter der Leitung von Edgar Sterkel, der als Kind in diesem Gebäude die Grundschule besucht hat.