Villmar-Weyer (uf) Ein mittelalterlicher Konzert-Gottesdienst war angesagt in der ev Kirche zu Weyer. Aber es fand nicht nur ein musikalischer Blick in längst vergangene Zeiten statt, sondern im Gottesdienst wurden diese Zeiten auch wieder lebendig.
Was eigentlich aussah wie das Abschlusskonzert der Reihe "Kirch-Spiel 875", der Gemeinden des früheren Kirchspiels Villmar, die in einer Urkunde des Jahres 1148 gemeinsam genannt wurden, entwickelte sich zu einem eigenständigen Konzert-Gottesdienst einer besonderen Qualität. Erklangen in der ev Kirche zu Weyer eben nicht nur Gesänge aus jener Zeit in lateinischer wie auch in (alt)deutscher Sprache, sondern zugleich wurde auch das Jubiläum "500 Jahre evangelisches Kirchenlied" gefeiert.
Natürlich erklangen zuerst verschiedene Gesänge aus ältester kirchlicher Zeit, so aus der Messe "Lux et origo" aus dem 10. Jahrhundert oder Hymnen von Adam de St. Victor und Hrabanus Maurus aus der Zeit um die erste Jahrtausendwende oder aus dem Liedschatz der Hildegard von Bingen - eindrucksvoll vorgetragen von der Sopranistin Angela Baier-Banthien sowie Cantor Bernulphus de Vilmare (Bernold Feuerstein) gemeinsam und an der Truhenorgel begleitet von Bruder Martin (Kantor Martin Buschmann). Dazu das älteste bekannte Kirchenlied in deutscher Sprache "unsar trothin hat farsalt" aus der Zeit um 880, intoniert von Hulderych de Fromholdeskerke (Pfarrer Ulrich Finger).
Zweiter Schwerpunkt des Gottesdienstes war - das Jubiläum 500 Jahre evangelisches Kirchenlied. Nachdem Luthers 1523 geschriebenes Lied "Nun freut euch lieben Christen g'mein" als Gemeindelied gesungen worden war, vertiefte Gemeindepfarrer Finger in der Predigt die theol. Hintergründe des ev Gemeindegesangs in seiner Bedeutung für eine selbstbewusste "Freiheit eines Christenmenschen". Weitere Lieder aus dieser Zeit folgten als Gemeindegesang oder intoniert von Angela Baier-Banthien zu Sätzen an der Truhenorgel von Bach und Schemelli.
Dass man in diesem Konzert-Gottesdienst aber auch dem Proprium des Sonntages, dem "Israel-Sonntag" gerecht wurde, versteht sich von selbst. Lesungen, Gebete und manche Lieder widmeten sich der besonderen Beziehung zwischen christlichem und jüdischen Bekenntnis und der besonderen Bedeutung des Volkes Israel für die christliche Theologie.