Pfarrer Uli Finger links und Kantor Harald Opitz rechts
Zu einem Benefizkonzert in der Evangelischen Kirche von Münster hatte die Evangelische Kirchengemeinde eingeladen. Gast an der Orgel war Harald Opitz, Kantor im Evangelischen Dekanat an der Lahn, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, in möglichst vielen Gemeinden des neu fusionierten Dekanats Benefizkonzerte zu Gunsten der Ukrainehilfe zu geben. Gemeindepfarrer Ulrich Finger ist seit mehr als zwei Jahrzehnten mit der Ukrainehilfe verbunden. Derzeit entsendet die Ukrainehilfe Breitscheid einmal monatlich direkt dorthin Hilfsgüter.
Nach der Eröffnung durch eine Toccata von Johann Pachelbel zitiert Pfarrer Ulrich Finger aus der Gründungsversammlung des Weltkirchenrats in Amsterdam, im Jahr 1948: „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“, eine Botschaft, die die Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen in diesen Tagen deutlich bestätigt hat: Trotz der Hilflosigkeit in der Beurteilung haben die Kirchen die Verpflichtung sich für ein Klima einzusetzen, in dem Frieden, Freiheit und Bewahren der Schöpfung die Voraussetzungen für jede Verständigung sind. Rassismus, Gewalt, Nationalisierung haben da keinen Platz.
Diese ernsten Gedanken bewegen die Zuhörer noch, als schon Präludium und Fuge von Georg Böhm, einem Zeitgenossen Pachelbels, erklingt. Es folgt ein mutiges Unternehmen, die Klänge einer karibischen Steel Band auf die Orgel zu übertragen, aber Harald Opitz gelingt es: Der Rhythmus reißt mit: Verschiedenheit zulassen und mit Respekt betrachten. Toleranz lohnt sich!
Am Vorabend des 11. September erinnert Ulrich Finger mit eindringlichen Worten - aus der Sicht eines Augenzeugen - 9/11, die schrecklichen Ereignisse vor 21 Jahren.
Johann Sebastian Bach bringt mit Praeludium und Fuge erst einmal festliche Ruhe, dann auch wieder Bewegung, Johannes Brahms anschließend mit dem Choralvorspiel fast Heiterkeit und Zuversicht. Dann verschärft Pfarrer Finger den Ton des Grauens: Die Erinnerung an den 11. September 1944 ist nicht weniger aufwühlend als 9/11. Die "Brandnacht", die Bombardierung Darmstadts. 11000 Menschen fielen ihr zum Opfer, erstickten oder verbrannten in der Innenstadt.
Es folgt der Choral „Nun bitten wir den Heiligen Geist“ Von Kantor Opitz in einen Choralsatz in Jazz-Harmonien gegossen, danach eine Sonate in drei Sätzen von Felix Mendelssohn Bartholdy.
Die Trilogie des Schreckens führt Pfarrer Finger mit der Operation „Mondscheinsonate“ zum bitteren Ende. Beim Luftangriff der Deutschen auf Coventry 1940 starben viele Menschen, auch die spätmittelalterlichen Kathedrale wurde dabei vollkommen zerstört. Der damalige Dompropst ließ aus drei Zimmermannsnägeln des Dachstuhls ein Kreuz formen. Kopien dieses Kreuzes verbinden heute 160 Kirchen: die ökumenischen Nagelkreuzgemeinschaften haben das Ziel, "die Wunden der Geschichte zu heilen, mit Verschiedenheiten zu leben und die Vielfalt zu feiern, an einer Kultur des Friedens zu bauen". Das Versöhnungsgebet von Coventry beten an diesem Abend in der Münsterer Kirche alle stehend mit.
Es folgen zwei Kompositionen von Harald Opitz: Die Pastorale verbindet die sehr eingängige Melodie mit jazzigen Harmonien und Rhythmen, alt und neu gehen eine Symbiose ein. Und dann das Gesangbuchlied „Ins Wasser fällt ein Stein“ des amerikanischen Sacro-Pop- Komponisten Kurt Kaiser, allerdings in Bossa-Nova-Form schwungvoll neu interpretiert.
Den Abschluss des Konzerts bildeten nach dem Segen Improvisationen über Bortnianskis „Tebe poem“ (Gib uns Frieden). Verbunden mit John Lennons „Imagine“ und „Give peace a chance“ erinnert Harald Opitz an das Thema dieses wunderbaren Konzerts.
Die Kollekte des Abends wurde vom Marmeladenpfarramt auf 500 € aufgerundet und kommt der Ukrainehilfe Breitscheid zu Gute.