Selters-Münster (uf) Eine Doppelausstellung wurde im Münsterer Dorfmuseum eröffnet. In einer launigen Vorstellungsrede eröffnete Ulrich Finger beide Ausstellungen. „Wen’s juckt“ beschäftigt sich mit der Geschichte der Kleiderläuse hauptsächlich in der Zeit des 1.Weltkriegs. Auch „die Mobilisierung der Kartoffel“ betrachtet ebenfalls augenzwinkernd zahlreich Postkarten aus jener Zeit.
Kleiderläuse waren zu allen Zeiten ein unangenehmer und unerwünschter Begleiter der menschlichen Zivilisation. Dabei sind sie nicht nur nervige Parasiten, sondern als Überträger von Krankheitserregern auch gefürchtet. Historische Postkarten illustrieren die Allgegenwart der Plagegeister; Artikel aus lokalen Zeitungen jener Zeit geben dem Gezeigten Worte. Abbildungen von Entlausungsanstalten (Lausoleum) gibt es ebenso zu sehen wie Bilder halbnackter Soldaten im Schützengraben, die auf Läusejagd sind. Dazu zeitgemäße Texte, in denen man sich über die Quälgeister beschwert. Wobei oftmals Parallelen zwischen den Läusen und den Gegnern im Krieg gezogen wurden.
Dass „Biodeutsche“ zuweilen spöttisch als „Kartoffeln“ bezeichnet werden, ist keine Erfindung der Neuzeit, sondern geht ebenfalls auf die Zeit des 1. Weltkriegs zurück. Als in den Hungerwintern der Kriegsjahre Rüben und Kartoffeln oftmals die einzigen Grundnahrungsmittel waren und man auf Postkarten und in Zeitungskarikaturen die Deutschen selbstbewusst als Kartoffeln bezeichnete.
Unzählige Postkarten haben den Einsatz von Kartoffeln im Krieg zum Thema - vom Kartoffelschälen in der Etappenküche bis hin zum Kartoffelschälen im Gefangenenlager; und das Verbindende: die gleichen Motive begegnen auf deutschen und österreichischen Feldpostkarten wie auch auf französischen oder britischen Karten.
Die Kartoffel ist noch heute ein wichtiges Grundnahrungsmittel.
Nicht ohne zum andern abschließend wieder ins boshaft-politische zu gleiten. So gab es besonders in der Zeit des 2. Weltkriegs Kampagnen zur Bekämpfung des - wie die Kartoffel aus Amerika stammenden - Kartoffelkäfers. Briefmarken und Poststempel in der Ausstellung belegen dies. Und dass man nach dem 2. Weltkrieg Flüchtlinge und Vertriebene vielerorts als „Kartoffelkäfer“ bezeichnete - auch das wurde bei der Ausstellungseröffnung erinnert