Titel Logo
Selterser Kurier
Ausgabe 45/2024
Kirchliche Nachrichten
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Reformationstag: Kraftvolle Wort im Mittelaltergottesdienst Teil 1

Zum Regionalgottesdienst am Reformationstag hatte der Nachbarschaftsraum Süd des ev. Dekanats an der Lahn nach Münster eingeladen. Zum diesem Nachbarschaftsraums gehören die ev. Gemeinden in Hünfelden sowie in Weyer und Münster. Pfarrer Ulrich Finger zelebrierte ihn nach Art eines mittelalterlichen Gottesdienstes.

Inhalt des Gottesdienstes war die so genannte „Fürstenpredigt“ des Theologen Thomas Müntzer, die dieser vor fünfhundert Jahren im Sommer 1524 vor dem zukünftigen Kurfürst Johann von Sachsen auf der sächsischen Burg Allstedt hielt. Müntzer war erst ein Anhänger Luthers und führte als Pfarrer in Allstedt die Messe auf Deutsch ein, deren wichtigster Bestandteil die Predigt war.

Es war die Zeit der Bauernaufstände, die kleinen Leute im Land wehrten sich gegen die immer stärker werdende Unterdrückung und Ausbeutung durch die Obrigkeiten. Auch Luther und Müntzer prangerten diese Zustände an.

Pfarrer Finger schlüpfte für diesen Gottesdienst in die Rolle seines mittelalterlichen Alter Ego „Hulderych de Fromholdeskerke“. Mit der ihm eigenen weit hallenden Stimme und kraftvollen Worten gestaltete er den Gottesdienst. „Der Bauer steht auf im ganzen Land“, so begann er und berichtete von den Repressalien gegen die kleinen Leute, Frondienst, Abgabe von Steuern und Zehnten sowie dem Ablasshandel. In der Predigt bezog er sich auf die der Fürstenpredigt zugrunde liegende Stelle aus dem Buch Daniel: Den Traum König Nebukadnezars von einer Statue aus vier Materialien, die durch einen schweren Stein zerschlagen wird. Daniel deutet den Traum dahingehend, dass die Statue die vier alten Reiche verkörpere, die durch Gott, zerschlagen werden, damit dann das Reich Gottes errichtet werden kann. Müntzer bezog dies auf seine Gegenwart und rief die „wahren Christenmenschen“ zu Zusammenhalt, Gleichheit und Brüderlichkeit auf. „Dass die äußere Ordnung neu entsteht, das ist jetzt UNSER Tun, da müssen WIR Hand anlegen, um das Reich Gottes aufzurichten.“