In den Bänken der Kirche von Münster sitzen die ersten Besucher in ein lebhaftes Gespräch vertieft. Noch bevor Franziska Franz aus ihrem neuen Buch „Frankfurt Hunters“ liest, erfährt man so von den Hintergründen. Die Juristin Gabriele Ritter, die mit ihrem Mann wieder in Münster wohnt, hatte in Frankfurt einen Buchladen, eine Stätte der Begegnung und des Austauschs. Aus dieser Zeit stammt die Freundschaft zwischen ihr und der Autorin. Die Lesung eines Thrillers in einer altehrwürdigen Kirche ist nicht alltäglich, aber das eigentliche Anliegen des Buches, Menschenwürde, Obdachlosigkeit, Umgang miteinander, ist genau an diesem Ort richtig.
Pfarrer Uli Finger begrüßt die Besucher. Mit passenden Liedern wird er den Abend singend begleiten. Mit dem Lied des heiligen Martin beginnt er. „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ (Degenhardt) und „Streets of London“ (Mc Tell) werden später eingefügt.
Gabriele Rittig stellt ihre Freundin auch noch mit einem bisher nicht erwähnten Detail vor: Sie ist ausgebildete Schauspielerin. Das wird spürbar bei der gekonnten Lesung.
Franziska Franz erklärt zunächst, dass es in einem Thriller, anders als in einem Krimi, nicht um die Ermittlung geht. Sie widmet sich Themen, die gesellschaftlich relevant sind und baut sie auf einer realen Grundlage auf, Fällen, die es gegeben hat. Hilfreich ist dabei seit mehr als einem Jahr die Zusammenarbeit mit dem Rechtsmediziner Prof. Verhoff. Einfließen können auch aktuelle Meldungen wie die, dass in Frankfurt ein Wolf gesichtet wurde.
Sie liest. Eine angenehme Stimme, deutliche Aussprache, natürlich, ohne aufgesetzte Dramatik. Der Obdachlose wird ein Mensch aus Fleisch und Blut mit einem schwer zu ertragendem Schicksal, aus dem gutbürgerlichen Leben mit harmonischem Familienleben hinausgestoßen in das Leben auf der Straße, das er als Buße empfindet. Ein Mensch mit Emotionen. Ihm gegenübergestellt wird Lisa, eine junge Frau, die nicht wegschaut beim Anblick eines verwahrlost wirkenden alten Mannes. Behutsam entwickelt sich eine Art Großvater-Enkelin-Beziehung. Unwillkürlich wird sie zur Messlatte für das eigene Verhalten.