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Landkreisausgabe Treffpunkt Unstrut-Hainich
Ausgabe 11/2024
Sonstiges
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Sonstiges

Unsere heimischen Wildtiere haben verschiedene Strategien entwickelt, um die kalte Jahreszeit und eventuelle Nahrungsengpässe im Winter zu überstehen. Zu den bekanntesten Überwinterungsstrategien zählen der Winterschlaf (Murmeltier) und die Winterruhe (Dachs, Waschbär). Dabei reduzieren die Tiere ihren Stoffwechsel und verfallen in einen Ruhezustand. Andere Wildtiere entgehen dem knappen Nahrungsangebot unserer Breitengrade und ziehen in andere Gebiete (Waldschnepfe, Turteltaube).

Und was machen Reh- Rot- Gams- und Steinwild im Winter?

Unsere Schalenwildarten haben im Laufe der Evolution verschiedene Strategien entwickelt, um im Winter mit wenig Nahrung und kalten Temperaturen auszukommen. Ihre Taktik: Energie sparen.

Der Energiesparmodus besteht aus folgenden Elementen:

Fettreserven anlegen

Die jahreszeitlichen Anpassungen der Wildtiere sind vorwiegend durch die Tageslänge bestimmt. Wissenschaftliche Studien belegen, dass Reh-, Rot-, Gams- und Steinwild vor Beginn der kalten Jahreszeit Feistreserven (Fett) anlegen. Beim Rehwild dauert die Feistzeit von September bis November. Tiere, die sich im Jahresverlauf ausreichend Fett angefressen haben, können bei Extremwetterlagen im Winter einige Tage ohne Futter auskommen.

Winterfell anlegen

Ein weiterer Schutz vor der Kälte ist die dicke Winterdecke (Fell), die beim Rehwild grau ist. Der Fellwechsel heißt verfärben und beginnt im September. Die Winterdecke zeichnet sich aus durch lange Deckhaare und die Ausbildung von sogenannten Wollhaaren. Die Wollhaare schieben sich zwischen die Deckhaare, verdichten die Decke und verbessern ihre Isolationswirkung.

Bewegungsaktivität minimieren

Alle Schalenwildarten verringern im Winter ihre Bewegungen, wobei der Steinbock sich am wenigsten bewegt: er schläft bis Mittags und reduziert seine Bewegungsaktivität auf die Hälfte im Vergleich zum Sommer.

Je höher der Schnee liegt und je kälter die Temperaturen werden, umso weniger Zeit verbringen Wildtiere mit der Futtersuche. Der Verzicht auf eine wenig erfolgversprechende Nahrungssuche schont die Energiereserven.

Körpertemperatur und Puls absenken

Unterschieden wird zwischen der Temperatur des Körperkerns (innere Organe) und der Körperschale (Gliedmaßen, Haut). Als gleichwarme Tiere müssen unsere Schalenwildarten im Winter häufig Energie in Form von Nahrung aufnehmen, um ihre innere Körpertemperatur zu halten. Ein Vorteil von Wiederkäuern im Winter besteht in der zusätzlichen Wärmeproduktion der Pansenmikroorganismen. Durch den mikrobiellen Abbau der Nährstoffe im Pansen entsteht Wärme, die zur Aufrechterhaltung der Temperatur im Körperkern beiträgt.

Die Temperatur der Körperschale ist abhängig von der Umgebungstemperatur und der Durchblutung, da das Blut aus dem Körperkern den Gliedmaßen Wärme zuführt. Beim Rehwild verringert sich im Winter der Blutfluss in den äußeren Extremitäten, um das Körperinnere besser zu isolieren. Durch die Absenkung der Temperatur in den Gliedmaßen kommt es (vor allem nach langen Ruhephasen) zu Einschränkungen in der Bewegungsfähigkeit. Große Wanderbewegungen im Winter kosten viel Energie und werden im Normalfall auf ein Minimum reduziert.

Stoffwechsel reduzieren

Die Stoffwechselaktivität vermindert sich auf etwa die Hälfte im Vergleich zum Sommer. Diese Reduzierung erfolgt durch die geringere Bewegungsaktivität, die herabgesetzte Körpertemperatur und die Verkleinerung der Verdauungsorgane. Das Verdauungssystem von Wiederkäuern, zu denen auch unser Rehwild gehört, besteht aus vier Mägen: Pansen, Netzmagen, Blättermagen und Labmagen. Bedeutsam für den Stoffwechsel sind vor allem die Abläufe im Pansen.

Anpassung der Verdauungstätigkeit an veränderte Nahrungsqualität

Das Wild ist bestens an die natürliche, energiearme Nahrung im Winter angepasst und verspürt im Winter weniger Hunger als im Sommer. Die tägliche Äsungsmenge des Schalenwilds ist auf ungefähr die Hälfte des Sommerniveaus reduziert. Im Winter verringert sich das Pansenvolumen und die Verdauungszeit ist länger. Dies ist eine Reaktion auf die veränderte Zusammensetzung der Winternahrung. Die natürliche Äsung im Winter ist eiweißarm und faserreich, kann aber durch die Veränderungen im Verdauungssystem hervorragend verwertet werden. Rehe besitzen einen an die lokale Vegetation angepassten Pansensaft, der ihnen hilft, im Winter Energie aus der faserhaltigen Nahrung aufzunehmen. Nahrungsanalysen von Rehen in Bayern zeigen, dass die Tiere zu keinem Zeitpunkt im Jahr ein Energiedefizit aus der Nahrung oder aus ungenügenden körpereigenen Energiereserven erleiden (König et al. 2016).

Störungsarme Wintereinstände nutzen

Die Schneedecke stellt im Winter den wichtigsten Faktor für die Raumnutzung dar. Nach starkem Schneefall verändert das Schalenwild sein Raumnutzungsverhalten, indem es seine Aktivität drastisch verringert oder in niedrigere Lagen zieht. Die Wintereinstände von Gams- und Steinwild sind meist südlich exponiert und steil. Südhänge sind durch die Sonneneinstrahlung wärmer, wodurch sich die Körpertemperatur der Tiere erhöht. Durch die Sonne lösen sich Lawinen und der Schnee schmilzt schneller (ausapern), außerdem ist die Schneedecke dünner oder gar nicht vorhanden, wodurch die Äsung leicht zugänglich wird.

Im Winter sind Gams- und Steinwild meist standorttreu, denn durch Erfahrung haben sie gelernt, wo die Nahrung verfügbar und mit wenig Energieaufwand erreichbar ist. Daher werden die Wintereinstände großflächig und in Abhängigkeit von der Nahrungsverfügbarkeit genutzt. Bei Schnee scharrt Gamswild die Äsung frei und sobald auf einzelnen Flächen der Schnee weggeschmolzen ist, steht das Wild in diesen Einständen.

Durch Beunruhigungen erhöhen sich die Stoffwechselaktivitäten und der Nahrungsbedarf unserer Wildtiere. Konsequenzen sind eine zu geringe Energieaufnahme und längerfristige Folgen für Gesundheitszustand und Fortpflanzungserfolg. Aus diesem Grund sind Störungen in den Wintereinständen unbedingt zu vermeiden.

Wie können wir Wildtieren im Winter helfen?

Für unsere Wildtiere ist es entscheidend, den Winter in ungestörten Einstandsgebieten verbringen zu können. Halten Sie daher Abstand zu den Einständen. Respektieren Sie bei Ihren Aktivitäten im Winter das Ruhebedürfnis des Wildes. Wanderer, Hunde, Schneeschuhgänger und Skifahrer sollten auf den ausgewiesenen Wegen bleiben und Pisten nicht verlassen. Gönnen Sie dem Wild die Winterruhe und ermöglichen Sie ihm durch Ihr Verhalten eine artgerechte Überwinterung.

Ruhe, Schlaf und Starre - Winterstrategien der Waldtiere

Nicht nur harte Winter setzen vielen Wildtieren zu. Auch rücksichtslose Waldbesuchende stellen eine Gefährdung dar.

Zugvögel haben es leicht: In den kalten Wintermonaten können sie in den sonnigen Süden ausweichen. Aber was machen die „Daheimgebliebenen“? Sie entwickeln einfache wie raffinierte Strategien, um bis zum nächsten Frühjahr zu überleben. Etwa durch das Sammeln von Futtervorräten im Herbst, die sie im Boden oder in Bäumen deponieren. Oder sie fressen sich wärmende Fettpolster an, sie ruhen im Winter, halten gar einen Winterschlaf oder überleben Dank einer Winterstarre. Durch Unwissenheit werden die Tiere beim Waldbesuch abseits fester Wege aufgeschreckt, an Fütterungen oder durch freilaufende Hunde gestört. Dabei können alle mit ein wenig Umsicht unseren Wildtieren durch den Winter helfen.

Wildtiere fühlen sich durch den Menschen immer bedroht

„Derzeit bereiten sich große und kleine Waldtiere darauf vor, die kommenden Kältemonate und die saisonale Nahrungsknappheit zu überstehen“, erläutert Jörn Ripken, ThüringenForst-Vorstand. Denn über die Wintermonate haben Wildtiere nur ein Ziel: Überleben. Als wäre das nicht schon Stress genug, sorgen Waldbesuchende und Wintersportaktive oft genug für zusätzliche Gefahr. Skilanglaufende etwa, die sich abseits regulärer Loipen bewegen, lösen eine Fluchtreaktion der Tiere aus, wodurch diese -unnötig- viel ihrer knappen Energieressourcen beanspruchen. Ripken empfiehlt deshalb Wintersportaktiven, die ausgewiesenen Loipen aus Tierschutz- und Sicherheitsgründen nicht zu verlassen. Auch sollten Waldbesuchende und Wintersportaktive Waldränder und schneefreie Flächen meiden: Dies sind die Lieblingsplätze der Wildtiere, wo sie Wärme tanken und ggf. etwas Heckenfrüchte und freigetaute Bodenflora aufnehmen können.

Winterruhe, Winterschlaf und Winterstarre -

drei Strategien, ein Ziel

Rot- und Rehwild müssen im Winter Energie sparen, ihr Stoffwechsel läuft auf Sparflamme. Jede Störung führt zu Stress für die Tiere. Biber, Dachs und Waschbär halten dagegen Winterruhe, senken ihre Herzschlagfrequenz deutlich herab, lassen aber ihre Körpertemperatur unverändert. Vorteil: Die Tiere können während des Winters aufwachen, um Vorräte zu sammeln. Klassische Winterschläfer sind hingegen Igel, Haselmaus, Siebenschläfer oder manche Fledermäuse. Sie verharren vier bis sieben Monate in einem schlafähnlichen Zustand bei herabgesetzter Körpertemperatur, der selten unterbrochen wird. Frösche, Insekten und manche Schlangen verfallen schließlich in die Winterstarre. Herzschlag und Atemfrequenz werden durch die Außentemperaturen abgesenkt, der Körper bildet eine Art Frostschutzmittel gegen die tödliche Kälte. Steigen die Außentemperaturen im Frühjahr wieder an, werden die Tiere wieder rege.

Klimawandelfolgen verändern winterliche Überlebensstrategien im Wald

Als Folge des Klimawandels werden die Winter in unseren Regionen mutmaßlich milder und regenreicher, die „grüne“ Vegetationsperiode verlängert sich. Drohte bei längeren Kältewellen vielen Wildtieren bislang der Erfrierungstod, scheint diese Gefahr in den kommenden Jahrzehnten geringer zu werden. Ob und wie dieser Effekt die winterlichen Überlebensstrategien der Wildtiere beeinflusst, bleibt abzuwarten.

Übrigens: Einige bekannte Waldschädlinge, wie etwa der Buchdrucker, überwintern im Boden. Gab es, wie in diesem Jahr, einen milden Herbst mit späten Schwarm- und Reproduktionsaktivitäten, überwintert der Buchdrucker als Ei, Larve, Puppe oder Jungkäfer hilfsweise auch unter der Baumrinde. Diese „Baumüberwinterer“ sind den frostigen Temperaturen, wenn sie denn auftreten, stark ausgesetzt und werden folglich spürbar dezimiert. „Bodenüberwinterer“ sind da im Vorteil: Sie suchen tiefere und damit wärmere Bodenschichten auf.

Amsel, Drossel, Fink und Star... wer bleibt da?

Quelle: https://www.nabu.de

So überleben Vögel den kalten Winter

Die meisten Vögel verlassen uns im Herbst, um im Süden zu überwintern. Doch es gibt Vögel, die hier bleiben. Aber welche Vögel sind das, wie schaffen sie es, sich den harten Winterbedingungen zu widersetzen und warum bleiben sie eigentlich hier?

Ruhig wird es, wenn es kälter wird. Wo vorher munterer Vogelgesang erklang, ist es nun still. Denn Mauersegler, Nachtigall und Zilpzalp sind genauso in den warmen Süden gezogen wie unsere Störche. Doch gibt es sie, die Vögel, die der Kälte trotzen und bei uns bleiben. Sie halten auch nicht wie einige Säugetiere Winterschlaf, sondern sind wach und mobil. Aber welche Vögel sind das? Wie schaffen sie es, sich den harten Bedingungen wie Nahrungsmangel und Minusgraden zu widersetzen und warum bleiben sie überhaupt hier?

Verschiedene Anpassungsstrategien

Als gleichwarme Tiere wie der Mensch müssen Vögel versuchen, ihre Körpertemperatur, die zwischen 38 und 42 Grad Celsius liegt, aufrecht zu erhalten. Dazu haben sie die Fähigkeit, ihr Gefieder so stark aufzuplustern, dass sie wie eine Federkugel wirken. Diese Form ist kein Zufall, denn die Kugel ergibt im Verhältnis zum Körpervolumen die geringste Oberfläche, über die demnach auch die wenigste Wärme verloren geht. Das Gefieder wirkt wie eine Daunenjacke mit einem Warmluftpolster.

Ein spezielles Wärmeaustauschsystem verhindert, dass die Vögel über ihre meist nackten Beine Wärme verlieren. So gibt das abwärtslaufende Blut seine Wärme rechtzeitig an das in den Körper zurückfließende Blut ab und kühlt die Beine so auf fast null Grad. Nur so kann es gelingen, dass zum Beispiel Enten nicht auf dem Eis eines Gewässers anfrieren und ihre Füße trotzdem nicht absterben.

Außerdem können Vögel „Sonne tanken“. Dies tun sie vor allem mit ihren dunklen Gefiederpartien, die nicht einmal 20 Prozent der Sonnenstrahlen reflektieren und den Vogel so tatsächlich wärmen. In besonders kalten Nächten können Vögel ihre Körpertemperatur auch künstlich herunterfahren. Sie fallen dann in eine Art Starre, die den Stoffwechsel und damit den Energieverbrauch erheblich reduziert.

Energie sparen und Energie tanken

Zum Aufrechterhalt der Körperwärme ist jedoch in erster Linie die Energiezufuhr über die Nahrung notwendig. Viele Vögel, die eigentlich Insektenfresser sind, wie Meisen oder Kleiber, nehmen nun auch gezielt Samen, Nüsse und Körner in ihren Speiseplan auf, denn diese stellen fettreiche und damit energiereiche Nahrung dar. An Bäumen und Sträuchern sind im Herbst auch Beeren und Hülsenfrüchte gereift und stehen nun noch lange Zeit der hungrigen Vogelwelt zur Verfügung.

Auch kleine Spinnen und Insekten, sowie deren Eier und Larven, lassen sich noch unter Baumrinde, zwischen Wurzeln oder auch in Komposthaufen erbeuten. Da im Winter erschwerenderweise auch die Tage kürzer und die Nächte länger sind, steht für die Vögel auch weniger Zeit zur Nahrungssuche zur Verfügung. Aus diesem Grund legen viele Arten Vorratsspeicher an: Eichelhäher vergraben Eicheln im Boden, Sumpf-, Tannen- und Haubenmeisen verstecken Samen und Kerne in Rindenspalten.

Hierbleiben oder Wegziehen - dazwischen gibt’s auch was

Enten weichen bei Kälteeinbrüchen auch auf entferntere eisfreie Gewässer aus.

Nicht alle Vögel, die wir jetzt beobachten, sind jedoch das ganze Jahr über in ihrer Brutheimat. Der Haussperling oder die Spechte gehören zwar zu diesen sogenannten „Standvögeln“, doch gelten zum Beispiel Enten, Meisen und Finken als „Strichvögel“, die ungünstigen Witterungszonen nur kleinräumig ausweichen. Als „Teilzieher“ gelten zum Beispiel Amsel und Rotkehlchen. Einige Individuen oder Populationen ziehen aufgrund ihrer erblichen Veranlagung, andere bleiben.

Es können im Winterquartier somit verschiedene Populationen zusammen überwintern, oder die nördlichen Artgenossen überfliegen die Daheimgebliebenen aus südlichen Populationen. Aus dem Norden und Osten kommen jedoch auch Vögel, die bei uns überwintern. Zu Ihnen gehören Seidenschwanz, Saatkrähe und Bergfink.

Während strenge Winter für die Natur zum einen eine Ruhephase darstellen, wirken sie auch als Auswahlmechanismus. Schwache Tiere einer Population, die den Winter nicht überstehen, machen Vögeln von anderswo Platz, die widerstandsfähiger sind und sich erfolgreich fortpflanzen können. Mitunter gibt es in strengen Wintern so starke Bestandseinbrüche, wie zum Beispiel beim Eisvogel oder der Bartmeise, dass die Bestände Jahre brauchen um sich wieder zu erholen.

Zugvögel werden zu Standvögeln

Doch trotz dieser unbarmherzigen Effekte lässt sich nicht behaupten, dass Zugvögel besser dran wären. Denn zum einen kostet der oft über tausende Kilometer weite Flug sehr viel Zeit und ebenfalls sehr viel Energie und zum anderen birgt er viele Gefahren: Habitatveränderungen im Wintergebiet, Schlechtwettereinbrüche auf dem Zug und der illegale Vogelfang in Südeuropa und Nordafrika machen jenen Arten mitunter schwer zu schaffen.

Die zunehmende Erderwärmung und Besiedlung von Städten haben dazu geführt, dass immer mehr Zugvögel kürzere Strecken ziehen oder sogar zu Standvögeln werden. Viele Kraniche überwintern in Frankreich statt in Südspanien. Die Flugroute hat sich im Vergleich zu früher um ein Drittel verkürzt. Andere Arten ziehen mitunter gar nicht mehr oder weichen der Kälte kurzfristig aus. Diese Tendenz lässt sich bei Staren, Singdrosseln, Rotmilanen, Kiebitzen, Feldlerchen und Mönchsgrasmücken beobachten.

Für die tatsächlichen Langstreckenzieher, die genetisch viel stärker an ihre Jahresperiodik gebunden sind, kann dies aber zum Problem werden: Bevor sie aus Afrika in den Brutgebieten eintreffen, sind die besten Nistplätze oft durch die daheimgebliebene Konkurrenz schon besetzt.

Was fressen unsere Wintervögel?

Unterschiedliche Strategien im Umgang mit knappem Nahrungsangebot

Im Verlauf eines langen Winters verringert sich das natürliche Nahrungsangebot für Vögel. Daher stürzen sie sich allzu gerne auf das Futter, das ihnen von Menschen angeboten wird. Doch wovon ernähren sich unsere Vögel, wenn diese Möglichkeit nicht zur Verfügung steht?

Empfehlungen für geeignetes Vogelfutter an den Futterstellen gibt es regelmäßig in den Medien, in den Katalogen der Hersteller, und natürlich auch auf den Webseiten des NABU, inkl. eines übersichtlichen Schaubildes (PDF). Aber ganz offensichtlich sind Erdnüsse, Sonnenblumenkerne, Hanfsamen, Rosinen, Mehlwürmer oder Fettknödel nur eine Annäherung an die natürliche Winternahrung der Gartenvögel, bestimmt durch das, was wir Menschen am schnellsten bei der Hand haben.

Viele Vögel steigen um auf vegetarische Ernährung

Alle Vögel, die auch im Winter nicht auf Insekten, insbesondere fliegende Insekten als Hauptnahrung verzichten können, sind längst im Süden. Andere Arten, die ihre Jungen mit Insekten füttern, darunter alle Meisenarten und die meisten Finken, stellen für den Winter auf vegetarische Nahrung um. Vor allem die Samen von Bäumen sind dann ihre wichtigsten Nahrungsquellen.

So ernährt sich der Buchfink, wie sein Name bereits sagt, vor allem von Bucheckern - genauso wie sein naher Verwandter, der Bergfink aus dem Norden. Der Erlenzeisig bevorzugt Erlensamen, der Birkenzeisig Birkensamen - die Namen deuten bereits darauf hin. Selbiges gilt für den Fichtenkreuzschnabel, der das ganze Jahr über die Samen der Fichte aus den entsprechenden Zapfen klaubt. Auch der Eichelhäher bevorzugt die namensgebenden Früchte der Eiche. Der Kernbeißer dagegen lässt sich besonders häufig die Samen der Hainbuche schmecken, eher seltener - und nur im Sommer - diejenigen der Kirsche, wie man meinen könnte, da er oft Kirschkernbeißer genannt wird. Die verschiedenen Baumsamen sind für unsere Meisenarten die wichtigste Nahrung. Ihre Brutbestände im Folgejahr hängen hauptsächlich von der Intensität der winterlichen Samenmast in den Wäldern ab. Können die Samen direkt von den Bäumen gepflückt werden, sind diese Nahrungsquellen wetterunabhängig. Müssen sie jedochvom Boden aufgenommen werden, wie zum Beispiel Bucheckern, machen dicke Schneedecken und Eis das Angebot schnell unzugänglich.

Neben Bäumen tragen auch viele Wildkräuter noch im Winter Samen, die die Vögel nutzen können. Stieglitze lieben dabei besonders die Samenstände der distelartigen Wilden Karde, wo diese Pflanze auf ungenutzten Ruderalflächen oder Brachen wachsen kann. Kleinere Wildkräuter werden von hohem Schnee schnell verdeckt.

Auch einige Insektenfresser werden im Winter fündig

Es gibt aber auch Insektenfresser, die selbst im Winter bei uns ausharren: Sowohl der Zaunkönig als auch die beiden Baumläuferarten schaffen das, indem sie mit ihren langen dünnen Schnäbeln überwinternde Insekten aus engen Ritzen, zum Beispiel in der Borke eines Baumes, picken. Auch Buntspechte und ihre Verwandten können ihre Hauptnahrung, holzbewohnende Insekten, im Winter genauso gut aus morschen Stämmen und Ästen klauben wie im Sommer. Die winzigen Wintergoldhähnchen und Schwanzmeisen scheinen im Winter in ihrer eigenen ökologischen Nische, auf den äußersten Spitzen von Zweigen, die nur sie dank ihres geringen Gewichts beklettern können, noch genügend kleine Insekten zu finden. Manche dieser Arten erleiden in harten Wintern heftige Bestandseinbrüche, die erst über mehrere Jahre wieder ausgeglichen werden können.

Die an der Futterstelle als „Weichfutterfresser“ bezeichneten Vögel, sind meist Arten, die normalerweise von Insekten und Würmern am Boden leben, oft Drosselvögel wie die Amsel oder das Rotkehlchen. Wann immer möglich suchen sie im Winter nach überwinternden Insekten am Boden und ergänzen ihre Nahrung gerne durch übriggebliebene Beeren und Äpfel. Sie sind meist Teilzieher; viele von ihnen ziehen im Winter in den Süden, auch wenn einige Artgenossen bei uns bleiben. Zu ihnen gesellt sich in manchen Jahren der Seidenschwanz aus dem hohen Norden. Er hält sich bei uns meist an Mistelbeeren oder Vogelbeeren als Winternahrung.

Angebot wird geringer im Verlauf des Winters

All diesen natürlichen Winternahrungsquellen ist eines gemein: Das Angebot schwindet im Verlauf des Winters. Die härteste Zeit ist der Spätwinter, wenn die meisten Samen und Früchte verbraucht sind und oft besonders hoher Schnee liegt. Entsprechend kann man dann, im Februar und Anfang März besonders viele Vögel an den Futterstellen beobachten. Auffällig ist dies bei den Erlenzeisigen: Hatten sie bisher kein Interesse an den Futterstellen gezeigt, fallen die kleinen gelben Vögel am Ende des Winters in Scharen ein. Die Erlen- und Birkensamen sind dann nicht mehr verfügbar. Um ihr Überleben zu sichern, verwandeln sich bei hartem Winterwetter selbst scheinbar harmlose Kohlmeisen in seltenen Fällen zu richtigen Räubern: Sie picken dann toten Mäusen oder anderen wehrlosen Opfern das phosphatreiche Gehirn heraus. In einem Fall wurde sogar dokumentiert, dass eine Kohlmeise einen kleineren Birkenzeisig dafür gezielt angegriffen hat.

Je nach Winterwitterung bei uns oder in den nördlichen und östlichen Herkunftsregionen vieler Wintervögel kann daher die Zahl der beobachteten Vögel stark schwanken. Die Tiere versammeln sich dort, wo sie Nahrung finden. Wesentlich wetterunabhängiger sind die Zahlen der Brutvögel in den Gärten, die während der „Stunde der Gartenvögel“ im Mai gezählt werden. Denn dann leben die meisten Vögel in abgegrenzten Territorien und verteilen sich gleichmäßig über die Fläche.

Suche nach einem warmen Plätzchen

Im Winter steht die Stadt bei vielen Vögeln hoch im Kurs

Da im Winter die Temperatur in der Stadt immer etwas höher ist als Umland, steigen die Überlebenschancen. In harten Wintern finden sich in der Stadt viele Amseln, Stockenten und andere Vögel ein, denen es im verschneiten Umland unwirtlich geworden ist.

Bei manchen norwegischen Berghänflingen scheint die Hamburger Innenstadt ein Geheimtipp für erfolgreiches Überwintern zu sein. Ab Ende Oktober finden sie sich ein und viele Jahre lang war "Lange Mühren 9" eine bevorzugte Adresse. Inzwischen haben einige etwas Feineres entdeckt: Sie nutzen die Fassade des Rathauses als komfortables Logis für kalte Winternächte.

Anders als Mallorca-Urlauber verreisen die spatzengroßen Hänflinge nicht zum Vergnügen, sondern um ihr Überleben zu sichern. Statt wie andere ihrer Art im Winter im offenen Gelände am Boden oder in Büschen zu nächtigen, haben die Hamburg-Fans die Vorzüge einer gut geheizten Stadt mit verschiedensten Futterquellen schätzen gelernt.

Stammplatz in der Innenstadt

Sie sind damit nicht allein. Auch andere in Nordeuropa brütende Vögel, wie Bergfink, Fichtenkreuzschnabel, Birken- und Erlenzeisig, weichen vor der bitteren Kälte des Nordens in unsere Breiten aus und lassen sich ebenfalls in den Städten sehen. Ein mit seinem bunten Federkleid besonders auffälliger Wintergast ist der Seidenschwanz, der sporadisch in größerer Zahl zu uns kommt, wenn in seiner Heimat die Ebereschen zuwenig Vogelbeeren angesetzt haben.

Bei Hausrotschwanz, Mönchsgrasmücke, Singdrossel, Zilpzalp und anderen Zugvögeln, die bei uns den Sommer verbringen, sind Anfänge des Trends zu beobachten, sich die strapaziöse und gefahrvolle Reise in den Süden zu ersparen und statt dessen in den wohl temperierten Städten zu bleiben. In Hamburg hat man die Beobachtung gemacht, dass die eine oder andere der überwinternden Mönchsgrasmücken eine Vorliebe für bestimmte Gärten entwickelt hat, denn sie verbringt dort anscheinend Jahr für Jahr die kalte Jahreszeit.

Höhere Überlebenschancen

Die Magnetwirkung der städtischen Lebensräume zeigt sich auch bei ständig in unseren Breiten lebenden Vogelarten: In harten Wintern finden sich in der Stadt viele Amseln, Stockenten und andere Vögel ein, denen es im Umland mit den verschneiten Flächen und zugefrorenen Gewässern zu unwirtlich geworden ist. Die verbreitete Winterfütterung trägt gewiss ihren Teil zur Attraktivität der Stadt bei.

Da im Winter die Temperatur in der Stadt immer etwas höher ist als Umland, steigen die Überlebenschancen für Vögel. Ein guter Beleg dafür ist die Entwicklung des Zaunkönigbestands in Hamburg nach dem besonders kalten Winter 1995/96. Zählungen auf Probeflächen ergaben, dass der Bestand auf dem Land um mehr als die Hälfte zurückging, während er in der Stadt nur unwesentlich abnahm. Dabei mag auch eine Rolle gespielt haben, dass die dichte Bebauung sowie die Bepflanzung der Gärten und Parks für Windschutz sorgen und Wärmeinseln entstehen lassen.

Eisfreie Teiche locken

Wasservögel zieht es im Winter zu städtischen Gewässern, weil diese nicht so leicht zufrieren wie Weiher, Teiche und Seen in der freien Natur. Hier können sie noch gründeln und tauchen und zudem darauf hoffen, von Spaziergängern gefüttert zu werden. Auch an zugefrorenen Gewässern wird weitergefüttert, und zur Freude, etwas Gutes tun zu können, kommt vielleicht der Spaß hinzu, eine landende Ente übers Eis glitschen zu sehen. Unterhaltsam ist es auch immer, Brotbrocken in die Luft zu werfen und den hungrigen Lachmöwen bei ihren akrobatischen Flugmanövern zuzusehen. Den größeren Teil des Jahres verbringen sie an stadtfernen Gewässern, doch im Winter steuern sie gern die Städte an, wo sich immer das eine oder andere zu fressen findet.

Ein typisches Winterbild sind auch die Krähenschwärme, die zweimal am Tag über die Dächer hinwegziehen. Morgens sind sie vielleicht auf dem Weg zu einer Mülldeponie am Stadtrand oder im näheren Umland, wo sie - wie auch die Lachmöwen - von der Hinterlassenschaft der Wegwerfgesellschaft profitieren. Abends streben sie ihrem Nachtquartier, ihren Schlafbäumen zu. Dort nächtigen sie in großer Zahl und bleiben ihnen über Jahre hinweg treu.

Vagabundierende Trupps

Ein anderes Winterbild: In einem Baum einer Birken- und Erlenreihe an einem Wasserlauf haben sich viele kleine Vögel versammelt. Mit unablässigem zarten Gezwitscher turnen sie emsig im Gezweig herum und tun sich an Samen und Blattknospen gütlich. Genaueres Hinsehen und Hinhören ergibt, dass der vielzählige Trupp hauptsächlich aus Zeisigen sowie vereinzelten Finken anderer Arten und Meisen besteht. Sie haben sich zu einer Zweckgemeinschaft auf Zeit zusammengefunden. Ein solcher Trupp vagabundiert von einer ergiebigen Nahrungsquelle zur anderen. Seine Zusammensetzung ist nicht konstant, und vielfach löst er sich bald wieder auf. Das gemeinschaftliche Handeln ist nur in der kalten Jahreszeit möglich, weil dann für diese Vögel Reviergrenzen keine Rolle zu spielen scheinen.

Das Vagabundieren ist im Winter auch bei anderen Vogelarten zu beobachten. In kleinen, vielfach aus Familienmitgliedern bestehenden Trupps streifen Schwanzmeisen umher, wobei sie ihr Streifrevier gegen andere Schwanzmeisentrupps verteidigen. Einzeln oder in kleinen Trupps sind Eichelhäher unterwegs; ihr Streifgebiet scheint für sie nicht die Bedeutung eines zu verteidigenden Reviers zu haben.

Flucht vor Silvesterböllern

Nach Ansicht des Berliner Ornithologen Klaus Witt lässt die winterliche Verteilung der Vögel den städtischen Raum als Konzentrationsbereich erkennen. Hauptgründe hierfür sind das günstige Klima, das vielfältige Nahrungsangebot und die vielen Schutzmöglichkeiten. Verkehrslärm, die Fülle an künstlichem Licht und die Nähe des Menschen werden in Kauf genommen. Temperatur und Licht bringen aber auch manchen Vogel und seinen Hormonhaushalt durcheinander. So tun es Amseln und Stare gelegentlich den Rotkehlchen nach und lassen ihren Gesang im Winter hören. Vereinzelt versuchen sie sogar zu brüten. Mit all der Toleranz den Zumutungen des Stadtlebens gegenüber ist es aber wohl erst einmal vorbei, wenn zu Silvester die Knallerei losgeht. Viele Stockenten etwa verlassen fluchtartig die Stadt, und Vögel, die dennoch bleiben, sind gründlich um den Schlaf gebracht.

Hausgäste auf Zeit

Winterliche Entdeckungen in Keller und Dachstuhl

Viele Tiere überbrücken die kalte Jahreszeit ohne eigentlichen Winterschlaf, sie halten einfach Winterruhe in einer frostfreien Umgebung, in der sie nicht aktiv und damit Energie verbrauchend leben müssen. Besonders Keller und Dachstühle erfüllen die Ansprüche an ein gutes Winterquartier.

Draußen rieseln dicke Schneeflocken auf die Erde, als ich die Kellertreppe hinabsteige. Ich schalte das Licht ein und nehme eine Bewegung an der Kellerdecke wahr, ganz oben, wo die Reisekoffer auf dem Schrank gestapelt verstauben. Ein Tier? Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich der bewegte Fleck als ein Bote aus sonnigeren Tagen: Ein Tagpfauenauge!

Wenn es draußen kalt wird, zieht es viele Tierarten in die Wärme und Geborgenheit menschlicher Bauwerke. Besonders Keller, Garagen, Scheunen, Dachstühle, Vorrats- und Abstellkammern erfüllen die Ansprüche an ein gutes Winterquartier. Viele Tiere überbrücken die kalte, nahrungsarme Jahreszeit ohne eigentlichen Winterschlaf, sie halten einfach Winterruhe in einer Umgebung, in der sie nicht aktiv und damit Energie verbrauchend leben müssen und in der sie nicht Gefahr laufen, in Frostperioden zu erfrieren. Zielsicher entdecken sie Spalten, Ritzen, Fugen oder lockere Dachziegel, die ihnen Zugang zu unbeheizten Räumen ermöglichen.

Schutz im Ersatzfelsen

Für viele Arten sind Gebäude „Ersatzfelsen“, die ebenso genutzt werden wie Steinspalten und Höhlungen. Keller und andere Nischen weisen einige Übereinstimmungen mit den ökologischen Qualitäten von Säugetierbauten auf in Bezug auf Dunkelheit, Temperatur und Feuchtigkeit.

Selbst echte Winterschläfer zieht es gerne zum Schlummern auf Dachböden und in Feldscheunen. Siebenschläfer fallen im Herbst auf, wenn sie mit viel nächtlichem Radau Nahrung und Nistmaterial eintragen. Fledertiere wie Zwergfledermaus oder Breitflügelfledermaus schätzen unterirdische Räume. Oft wird ihre Anwesenheit nicht bemerkt, wenn sie sich in Spalten und Ritzen verkriechen.

Weitere Säugetier-Gäste können Gartenschläfer und Spitzmäuse sein. Mäuse entdecken im Herbst ihre Vorliebe für Gebäude, besonders in Siedlungsrandlagen. Ihnen dienen nicht nur vorhandene Lücken als Zugang, sie nagen sich auch durch Verkleidungen. Lärmend tragen sie Nüsse und andere Nahrung ein. Am Stadtrand gesellen sich zu den Hausmäusen gerne Gelbhals-, Wald-, Rötel- und Feldmäuse, die aus Feld und Wald zuwandern. Im Gegensatz zur Hausmaus haben Feldmäuse im Winter keinen Nachwuchs.

Krötenfalle Lichtschacht

Amphibien suchen zur Winterruhe feuchte aber frostfreie Schlupfwinkel auf, denn als wechselwarme Tiere sinkt ihre Körpertemperatur mit der Umgebungstemperatur. Gelegentlich verirren sich Frösche und Kröten in Lichtschächte oder andere Nischen am Bau. Für manche werden sie zur Falle, denn aus tiefen Schächten gibt es später im Frühling kein Entrinnen.

Klettert man an Wintertagen in den Dachstuhl, trifft man häufig auf überwinternde Schmetterlinge und Florfliegen. Schmetterlinge nutzen alle Strategien der Überwinterung: Je nach Art wird als Ei (Frostspanner), Raupe (Apfelwickler), Puppe (Kohlweißling) oder ausgewachsener Schmetterling die kalte Jahreszeit überdauert. Admiral und Distelfalter wandern im Herbst Richtung Süden über die Alpen. Ungeschützt sitzen dagegen draußen im Frost die Zitronenfalter an einem Zweig. Ein spezielles Winterprogramm macht sie gegen Kälte unempfindlich: Wasserausscheidung konzentriert ihre Zellsäfte, der Gefrierpunkt der Körperflüssigkeiten wird gesenkt und Glycerin als Frostschutzmittel gebildet.

Dagegen müssen die Weibchen von Tagpfauenauge und Kleinem Fuchs frostfreie Quartiere aufsuchen, bis sie im Frühling die Sonne und warme Temperaturen wieder hervorlocken. Dann legen sie ihre Eier ab und sorgen für die nächste Generation bunter Sommergaukler. Gelegentlich werden sie im Dachstuhl von Langohr-Fledermäusen verspeist.

Schmetterlinge verfügen über keine großen Energiereserven. In warmen Räumen erwachen sie, verbrauchen ihren Kraftstoff und sterben vorzeitig. Aufgefundene Schmetterlinge sollten in einen kühlen, unbeheizten Raum verbracht werden, in dem sie ungestört bis zum Frühling ruhen. Ähnlich ergeht es Marienkäfern und Florfliegen.

Florfliegen findet man völlig verändert unterm Dach. Sind die zarten Flügel der als Blattlausvertilger geschätzten „Goldaugen“ im Sommer grün gefärbt, sorgt im Winter der Farbstoff Karotin für ein rötliches Aussehen. Marienkäfer sammeln sich gerne scharenweise zum Beispiel in Spalten der Fensterrahmen zum gemeinsamen Überwintern. Leicht werden die leblos wirkenden Käfer für tot gehalten und weggekehrt. Beide Arten sollten in kühlen Räumen ruhen und vor dem Frühjahrsputz sicher sein können.

Weniger beliebte Gäste dürften die Stechmücken sein, die sich mitunter in Massen in kühlen Kellern einfinden. Mit den draußen in der Wintersonne tanzenden Mückenschwärmen haben sie nichts zu tun, bei ihnen handelt es sich um Winter- oder Stelzmücken, die erst bei vier Grad Celsius aktiv werden und sich im Winter paaren. Zu unrecht ungeliebt sind Spinnen und Weberknechte, die die ersten kalten Nächte in Keller und Wohnungen treibt. Das Jahr über leben sie in Gärten, Parks und Anlagen. Heimische Spinnen sind harmlos und nützliche Insektenjäger. Die langbeinigen Weberknechte kommen in mehreren Arten bei uns vor und sind ebenfalls harmlos. Manche legen ihre Eier in Gebäuden ab und sterben dann, andere überwintern gesellig, indem sie miteinander über Beinkontakt Verbindung halten und sich bei Störungen gegenseitig alarmieren.

Wintergäste tolerieren

Stubenfliegen gibt es das ganze Jahr. Im Winter sind sie seltener, den sie vermehren sich jetzt langsamer. Meist kommen sie dann nur in Ställen vor, von denen aus sie im Frühjahr auf kilometerlangen Flügen alle Stuben in Land und Stadt wieder in gewohnter Zahl besiedeln.

Die Beispiele zeigen, wie viele Tierarten unsere Gebäude als Überwinterungsnische nutzen. Die meisten von ihnen können mit etwas gutem Willen problemlos als Wintergäste toleriert und beherbergt werden. Dabei eröffnet sich die Chance, Wildtiere mit interessanten Lebensweisen live kennen zu lernen und hautnah zu beobachten.

Winterquartiere im Garten

Welche Tiere überwintern wo?

Im Herbst gehen viele Tiere auf die Suche nach einem geeigneten Winterquartier. In unseren Naturgärten werden sie fündig. Doch wer überwintert wo?

Dach und Fassadengrün am Gartenhäuschen sind beliebte Rückzugsorte für verschiedene Insekten, Holzstapel mit kleinen Spalten und Nischen für Fledermäuse. Wer unterstützen will, bringt Insektennisthilfe und Fledermauskasten an.

Im alten Baum: Fledermäuse

Fledermäuse überdauern gerne in Höhlen oder auch in alten Bäumen. Im Winter bietet ihnen ein hohler Baum einen guten Platz, denn er schützt sie vor Frost.

In Komposthaufen und Boden: Erdkröte

Im Komposthaufen ist es selbst im Winter angenehm warm. Das freut die Erdkröte, die hier ihr Winterquartier aufschlägt. Beete mit Gründüngung bieten Vögeln Nahrung und schonen den Boden und das Bodenleben über den Winter.

Abgeblühte Samenstände: Vögel und Insekten

Viele Gartenvögel bleiben auch im Winter bei uns. Doch in der kalten Jahreszeit ist das Nahrungsangebot knapp. Deshalb freuen sich Vögel über die Samen von Sonnenblume, Wilder Karde und anderer Pflanzen. Manche Insekten überwintern in den Stängeln.

Reisig- und Laubhaufen: Igel und Insekten

Den passenden Platz für den Winterschlaf findet der Igel im November unter anderem im Reisig- oder Laubhaufen. Doch auch Insekten fühlen sich hier im Winter wohl. Schnittreste können so sinnvoll eingesetzt werden, wie wäre es mit einer Benjeshecke?

Im Steinhaufen: Insekten, Reptilien und Amphibien

Trockenmauern und Steinhaufen sind nicht nur im Sommer ein beliebter Lebensraum, im Winter bieten diese Gartenelemente Blindschleichen, Kröten und verschiedenen Insekten einen geschützten Ort zum Verweilen.

In Sträuchern und Bäumen: Vögel

Gehölze, zum Beispiel Haselsträucher, Ilex, Pfaffenhütchen, Brombeere oder auch ein alter Kirschbaum, bieten Vögeln ein gutes Versteck und zudem ein reiches Nahrungsangebot, um die kalten Monate zu überstehen.

Im Gartenteich: Amphibien und Libellen

Unter der Eisdecke des Gartenteichs verschlafen manche Amphibien den Winter. Auch Libellen warten unter und über Wasser an Pflanzenstängeln auf das nächste Frühjahr, je nach Libellenart in verschiedenen Entwicklungsstadien. Hier sollte also nicht geputzt werden.

Im Gartenboden: Insekten, Amphibien, Säugetiere

Im Gartenboden steckt auch im Winter eine Menge Leben, doch alle Bewohner gehen es geruhsamer an. Ameisen, Solitärbienen oder Siebenschläfer verbringen den Winter in der Winterruhe - oder verschlafen den Winter komplett.

Im Totholz: Igel und Insekten

Auch im Totholzhaufen mit viel Laub fühlt sich der Igel im Winter sehr wohl. Besteht der Haufen zudem aus großen stehenden Baumstumpen und steht an einem sonnigen Platz, verschlafen dort auch verschiedenste Insektenarten den Winter.