Ein König und eine Königin wünschten sich ein Kind. Eines Tages sprach ein Frosch zur Königin: „Dein Wunsch wird sich erfüllen!“
Nach einem Jahr brachte die Königin ein Mädchen zur Welt. Es war so schön, dass der König vor Freude ein großes Fest feierte. Er lud auch die dreizehn weisen Frauen ein, die das Kind beschenkten. Doch weil er aber nur zwölf goldene Teller hatte, musste eine von ihnen daheim bleiben. Als das Fest zu Ende war, kam plötzlich die dreizehnte herein. Sie rief: „Die Königstochter soll sich in ihrem fünfzehnten Jahr an einer Spindel stechen und 100 Jahre schlafen."
Als das Mädchen fünfzehn Jahre alt war, war es einmal ganz allein daheim. Es ging durch das Schloss und kam zu einem Turm. In einem kleinen Stübchen saß eine alte Frau mit einer Spindel und spann. „Was ist das für ein Ding, das so lustig herumspringt?", sprach das Mädchen, nahm die Spindel und stach sich damit in den Finger.
In diesem Augenblick fiel sie in einen tiefen Schlaf. Und da schliefen auch die Pferde im Stall, die Hunde im Hof, die Tauben auf dem Dache, ja, sogar das Feuer auf dem Herd, wurde still und schlief ein.
Rings um das Schloss begann eine hohe Dornenhecke zu wachsen. Niemand konnte das Schloss betreten. Nach vielen Jahren reiste ein Königssohn in das Land. Als er zur Hecke kam, ließen ihn die Rosen hindurch.Er gelangte zum Turm, in welchem Dornröschen schlief. Weil es so schön war, bückte er sich und gab ihm einen Kuss.
Da schlug Dornröschen die Augen auf. Sie gingen ins Schloss und alle erwachten. Voll Freude wurde die Hochzeit des Königssohns mit Dornröschen gefeiert, und sie lebten vergnügt bis an ihr Ende.
Ein Mann hatte einen Esel, der nun alt und müde war. Sein Herr wollte ihn nicht länger füttern, da lief das Tier davon. Der Esel wollte in Bremen, Stadtmusikant werden. Unterwegs traf der Esel einen alten Jagdhund, den sein Herr hatte totschlagen wollen.
Bald trafen sie eine alte Katze, die keine Mäuse mehr jagen wollte. Die drei Tiere kamen an einem Bauernhof vorbei, wo der Hahn laut krähte. Nun machten sie sich zu viert auf den Weg nach Bremen.
Am Abend legten sie sich unter einen großen Baum. Von der Baumkrone sah der Hahn in der Ferne ein Licht schimmern. Sie gingen zu dem Haus. Dort saßen Räuber und ließen es sich gut schmecken. Die Tiere wollten die Räuber verjagen. Da stellte sich der Esel mit den Vorderfüßen auf das Fensterbrett, der Hund sprang auf seinen Rücken, die Katze auf den Rücken des Hundes, und der Hahn flog der Katze auf den Kopf.
Dann begannen sie Lärm zu machen. Der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute und der Hahn krähte.
Die Räuber erschraken und flohen aus dem Haus. Die vier Tiere aber setzten sich an den Tisch und aßen, dann löschten sie das Licht und gingen schlafen.
Als die Räuber kein Licht mehr sahen, kehrten sie zum Haus zurück. Als der erste Räuber ins Haus ging zerkratzte ihm die Katze sein Gesicht. Der Hund biss ihn ins Bein. Der Esel gab ihm einen Schlag mit dem Fuß und der Hahn schrie laut „Kikeriki!".
Da lief der Räuber zu seinem Hauptmann zurück. Nun trauten sich die Räuber nicht mehr ins Haus. Den vier Bremer Stadtmusikanten aber gefiel es dort so gut, dass sie in dem Haus blieben. Und wenn sie nicht gestorben sind, so sind sie heute noch dort.
Eines Tages begegnete ein armer Müller dem König.
Um ihm zu gefallen, sagte er: „Meine Tochter kann Stroh zu Gold spinnen!“ Der König sprach: „Bring sie morgen in mein Schloss, da will ich sie auf die Probe stellen.“ Im Schloss führte er das Mädchen in eine Kammer und sprach: „Wenn du das Stroh bis morgen nicht zu Gold versponnen hast, so musst du sterben.“
Die arme Müllerstochter begann vor Angst zu weinen. Da ging die Tür auf und ein Männchen trat herein: „Was gibst du mir, wenn ich‘s dir spinne?“
Sie versprach ihr Halsband und - schnurr, schnurr, schnurr, am Morgen waren alle Spulen voll Gold.
Am nächsten Tag brachte der König die Müllerstochter in eine größere Kammer voll Stroh.
Dieses Mal schenkte sie dem Männchen ihren Ring.
Am dritten Tag hatte es nun nichts mehr, was es dem Männchen geben konnte, so versprach es ihr erstes Kind. Als am Morgen der König kam und alles fand, wie er gewünscht hatte, so hielt er Hochzeit und es wurde Königin.
Nach einem Jahr brachte sie ein schönes Kind zur Welt. Da trat das Männchen plötzlich in ihre Kammer und sprach: „Gib mir, was du versprochen hast.“ Die Königin erschrak und fing zu weinen an. Es sagte: „Wenn du meinen Namen weißt, so darfst du dein Kind behalten. Du hast drei Tage Zeit.“ In den ersten beiden Tagen konnte die Königin die Namen nicht erraten. Am dritten Tag kam ein Diener und erzählte von einem Männchen im Wald, das schrie: „Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind.
Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!“
Die Königin war froh, als sie den Namen hörte. Als das Männlein hereintrat und fragte: „Nun, Frau Königin, wie heiß ich?“, fragte sie erst: „Heißt du Kunz, oder Heinz?“, und erst dann: „Heißt du etwa Rumpelstilzchen?“ - „Das hat dir der Teufel gesagt!“, schrie das Männlein. Es packte vor Zorn den linken Fuß und riss sich selbst mitten entzwei.
Ein Schneider saß bei der Arbeit und freute sich auf sein Honigbrot. Da sah er, dass sich einige Fliegen darauf gesetzt hatten. Wütend schlug der Schneider mit einem Tuch nach den Tieren und erwischte sieben Fliegen. Er war so stolz darauf, dass er in seinen Gürtel den Satz: „Sieben auf einen Streich“. Alle sollten von seiner Tat wissen.
Deshalb zog der Schneider in die Welt hinaus und nahm nur seinen Vogel und ein Stück Käse mit. Er traf einen Riesen, der lachte ihn aus und warf einen Stein so weit, dass man kaum sehen konnte, wo er landete.
Der kluge Schneider warf seinen Vogel in die Luft und sagte: „Mein Stein fällt gar nicht mehr vom Himmel!“ Da drückte der Riese einen Stein so fest
zusammen, dass Wasser daraus tropfte. Und der Schneider drückte seinen Käse, bis auch Wasser daraus kam.
Ein König hörte von den Taten des Schneiders und bat ihm um Hilfe: „Befreie uns von den Riesen.“ Der Schneider schlich sich zu den Riesen und warf mit Steinen auf sie. Jeder der beiden glaubte nun, dass der andere ihn ärgern wollte. Sie wurden zornig und kämpften so lange, bis sie tot umfielen. Nachdem der Schneider auch noch ein Wildschwein besiegt hatte, bekam er als Belohnung die Prinzessin zur Frau und wurde selber König.
Es war einmal ein armes kleines Mädchen.
Vater und Mutter waren gestorben. Es hatte kein Haus mehr, in dem es wohnen konnte. Es hatte kein Bett mehr, in dem es schlafen konnte. Es hatte nur mehr die Kleider, die es trug und ein Stückchen Brot, das es geschenkt bekommen hatte.
Da ging es hinaus und begegnete einem armen Mann. Der bat das Mädchen um etwas zu essen und es gab ihm das Stück Brot, dann ging es weiter.
Da kam ein Kind und sagte: „Es friert mich so an meinem Kopf. Schenk wir doch etwas, das ich herumbinden kann.“ Da gab das Mädchen dem Kind seine Mütze.
Nach einer Weile kam wieder ein Kind, das hatte kein Leibchen an. Das arme Mädchen schenkte ihm sein Leibchen. Und noch weiter, da bat ein Kind um sein Röcklein. Das gab es auch hin.
Endlich kam es in einen Wald und es war schon dunkel geworden. Da kam noch ein Kind und bat um sein Hemdlein. Das gute Mädchen dachte: Es ist dunkle Nacht. Da kann ich mein Hemd wohl weggeben und gab es hin.
Da fielen auf einmal die Sterne vom Himmel und sie waren lauter harte blanke Taler. Und obwohl es sein Hemdlein weggegeben hatte, hatte es nun doch eines an.
Es sammelte die Taler und war reich für sein Leben lang.
Es war einmal eine Geiß, die hatte sieben Kinder. Eines Tages sprach sie: „Ich will im Wald Futter holen. Hütet euch vor dem Wolf!“
Es dauerte nicht lange und es klopfte an der Tür und eine Stimme rief: „Macht auf, eure Mama ist da!“. Aber die Geißlein erkannten die raue Stimme des Wolfes und machten die Türe nicht auf.
Da kaufte sich der Wolf ein Stück Kreide, das aß er und seine Stimme wurde hell. Als er zu den Geißlein kam, legte er seine schwarze Pfote ans Fenster und rief mit heller Stimme: „Eure Mama ist da!“ Doch die Kinder riefen: „Unsere Mama hat keine schwarze Pfote wie du!“ Beim Bäcker tauchte der Wolf seine Pfote ins Mehl, damit sie weiß wurde. Als er seine weiße Pfote ans Fenster legte, glaubten die Geißlein, dass es ihre Mutter war und machten die Türe auf.
Wer aber hereinkam, war der Wolf!
Die Geißlein erschraken und versteckten sich.
Das erste sprang unter den Tisch, das zweite ins Bett, das dritte in den Ofen, das vierte in die Küche, das fünfte in den Schrank, das sechste unter die Waschschüssel und das siebente in den Uhrkasten.
Aber der Wolf fand sie alle und verschlang sie.
Nur das Jüngste im Uhrkasten fand er nicht.
Als die Mutter nach Hause kam, erzählte das jüngste Geißlein alles. Als sie auf die Wiese kamen, lag der Wolf unter einem Baum und schnarchte. Die Geiß schnitt dem Wolf den Bauch auf und die Kinder hüpften gesund heraus.
Dann füllten sie große Steine in den Bauch des Wolfes. Bald wachte der Wolf auf und war sehr durstig. Er schleppte sich zum Brunnen und als er trinken wollte, fiel er hinein. Die Geißlein aber tanzten fröhlich um den Brunnen und riefen laut: „Der Wolf ist tot! Der Wolf ist tot!"
Es war einmal ein armer Holzfäller. Er lebte mit seiner Frau und seinen zwei Kindern, Hänsel und Gretel, in einem Haus am Waldrand. Sie waren so arm, dass sie nichts zu essen hatten.
Eines Tages beschlossen sie, die Kinder im Wald alleine auszusetzen. Doch Hänsel hatte alles gehört und nahm Kieselsteine mit, die er auf den Weg streute. So fanden die Kinder aus dem dunklen Wald wieder nach Hause.
Doch die Hungersnot war so groß, dass die Eltern die Kinder wieder tief in den Wald führten. Sie durften nur ein kleines Stück Brot mitnehmen. Hänsel streute die Brotstücke auf den Weg, damit sie wieder aus dem Wald finden konnten. Doch leider pickten die Waldvögel alle Brotkrumen auf und die beiden Kinder verirrten sich. Sie gerieten immer tiefer in den Wald.
Nach zwei Tagen sahen sie ein Haus Lebkuchen. Eine Stimme rief:
„Knusper, knusper, knäuschen! Wer knuspert an meinem Häuschen?“
Freundlich lockte eine Hexe die beiden ins Haus. Doch die böse Frau steckte Hänsel in einen Stall. Gretel musste für ihn feine Leckerbissen kochen, damit er dick wurde. Die Hexe wollte Hänsel aufessen. Als die Hexe in den Backofen kroch, um die Hitze zu prüfen, stieß Gretel die böse Frau ins Feuer.
Die Kinder holten sich Gold und Edelsteine aus der Schatztruhe der Hexe und machten sich damit auf den Weg nach Hause. Als sie daheim ankamen, waren die Eltern froh und umarmten ihre Kinder.
Von nun an lebten sie glücklich und zufrieden, denn die Not und der Hunger hatten ein Ende.
Es war einmal ein Mann und eine Frau, die wünschten sich ein Kind. Vor ihrem Haus war ein wunderschöner Garten. Er gehörte einer bösen Zauberin. Eines Tages wünschte sich die Frau Rapunzel-Salat, der in diesem Garten wuchs.
Jeden Abend kletterte der Mann über die Mauer, um den köstlichen Salat zu pflücken.
Doch eines Abends stand plötzlich die Zauberin vor ihm und rief:
„Wer hat dir erlaubt, Rapunzeln aus meinem Garten zu nehmen?“ Da bat der Mann: „Sei gut zu mir! Meine Frau wird sterben, wenn sie nicht davon isst!“ Die Zauberin ließ sich überreden und sprach: „Wenn du mir dein erstes Kind gibst, dann sollst du die Rapunzeln haben.“
Nachdem das Kind geboren war, kam die Zauberin und nahm es mit. Rapunzel war das schönste Kind unter der Sonne. Aber die Zauberin sperrte es in einen hohen Turm. Immer wenn sie hinein wollte rief sie: „Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter!“
Dann ließ Rapunzel ihre langen Zöpfe beim Fenster herab und die Zauberin kletterte hoch.
Eines Tages kam ein Prinz vorbei und sah, wie die Zauberin, Rapunzel rief und an den Zöpfen hinauf kletterte. Als sie weg war, stieg auch er hinauf und wollte Rapunzel in sein Schloss mitnehmen. Die Zauberin erfuhr davon, schnitt Rapunzel die Haare ab und schickte sie in die Wüste. Als der Prinz vom Turm in die Dornen sprang, zerstachen sie ihm die Augen und er wurde blind.
Der Prinz suchte Rapunzel viele Jahre und fand sie endlich. Sie umarmten sich und weinten. Da tropften zwei Tränen von Rapunzel in die Augen des Prinzen und er konnte wieder sehen.
Von nun an lebten sie noch lange und glücklich mit den Zwillingen, die sie geboren hatte, in seinem Königreich.
Es war einmal eine wunderschöne, aber böse Königin. Sie war die schönste Frau im ganzen Land. Immer wieder fragte sie ihren Spiegel: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?„Als aber ihre Stieftochter Schneewittchen noch viel schöner wurde, sollte ein Jäger sie töten.
Doch der Jäger ließ Schneewittchen laufen und sie gelangte zu den sieben Zwergen. Als die Königin davon erfuhr, verkleidete sie sich als Händlerin und gab dem Mädchen einen vergifteten Apfel.
Schneewittchen kostete von dem Apfel.
Aber der Bissen blieb ihr im Hals stecken und sie fiel wie tot um. Die Zwerge legten sie in einen Sarg aus Glas.
Eines Tages kam ein junger Prinz und wollte die schöne Prinzessin mitnehmen.
Als seine Diener den Sarg wegtrugen, geschah es, dass sie über eine Wurzel stolperten. In diesem Moment sprang das Apfelstück aus dem Hals der Prinzessin. Sie schlug die Augen auf.
Der junge Prinz war glücklich und nahm Schneewittchen mit auf sein Schloss.
Dort feierten sie fröhlich Hochzeit. Die böse Königin aber musste auf dem Fest mit heißen eisernen Schuhen so lange tanzen, bis sie tot umfiel.
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