Hier wollen wir also nun ein paar davon erklären.
Quelle: https://de.wikipedia.org
Jemandem eine Abfuhr erteilen - ihn in der Rede / in einer Auseinandersetzung schlagen, oder aber auch: ihm eine Bitte abschlagen. Aus der Studentensprache, wo der in der Mensur unterlegene „Paukant“ aus dem Saal geleitet/abgeführt wird.
Etwas abklappern - auf der Suche nach etwas oder jemandem (alle) in Frage kommenden Stellen nacheinander aufsuchen; oft auch dabei sich erkundigen / danach fragen. Bei der Treibjagd wurde das Wild mit Holzklappern aus dem Unterholz gejagt.
Den Affen für jemanden spielen - einer anderen Person gehorchen, sich für diese unter Umständen auch lächerlich machen. Auf Jahrmärkten traten früher häufig Gaukler mit Tieren wie Affen auf, die alle möglichen Kunststücke vorführen mussten, für die sie teilweise schikanös dressiert worden waren.
Dem Affen Zucker geben - im Rausch ausgelassen lustig sein. Bei Theodor Fontane kommt die Wendung mehrfach vor (Da habe ich demissioniert und dem Affen meiner Eitelkeit das Zuckerbrot gegeben.).
Äpfel mit Birnen vergleichen - Unvergleichbares miteinander vergleichen.
In den sauren Apfel beißen - etwas Unangenehmes notgedrungen tun.
Auf die Barrikaden gehen (oder steigen) - rebellisch werden, Widerstand leisten, sich mutig für etwas einsetzen. Geht zurück auf die Straßenschanzen („barricades“) der Aufständischen in der Französischen Revolution 1789, 1830 und 1848, mit denen Widerstand gegen die Ordnungsbehörden/Armee geleistet wurde.
Das hat einen Bart - abgedroschen sein z. B. bei Witzen oder Erzählungen, die langweilen.
Blümchenkaffee - dünn geratener Kaffee, bei dem man wie beim „Bodensehkaffee“ noch den Boden der Kaffeetasse erkennen kann. Scherzhafte Erhöhungen sind der „Schwerterkaffee“ (bezieht sich auf das Signum der Meißener Porzellanmanufaktur auf der Unterseite der Tasse) und der „Doppelschwerterkaffee“ (spielt auf die Schwerter der Unterseite der Untertasse an, die angeblich ebenfalls durchscheinen).
Mit jemandem durch dick und dünn gehen - in guten und in schlechten Zeiten zu ihm halten. Die Redewendung verträgt sich aber nicht mit:
Wenn es dick kommt - wenn es schlimm wird.
Hier herrscht dicke Luft - die Stimmung ist schlecht oder bedrückend. Auch als Synonym für Smog (im Sinne von stickig und angefüllt mit Teilchen) verwendet. Dick ist bezüglich der Stimmung im Sinne von dicht gebraucht, denn dichte, komprimierte Luft kann explosionsartig entweichen. Dicke Luft meint im Landserjargon auch Trommelfeuer.
Auf Draht sein - aufmerksam, wachsam sein. Rasch einen Vorteil erkennen. Aus der Telefon-/Telegrafensprache abgeleitet.
Einen Drahtseilakt vollführen - ein gefährliches oder schwieriges Unterfangen, bei dem der Durchführende die Balance zwischen zwei Gegensätzen halten muss.
Ein gehörnter Ehemann - ein betrogener Ehemann, sprich, seine Frau geht fremd.
Das Ei des Kolumbus - einfache Lösung für ein verzwickt erscheinendes Problem. Nachdem es niemand gelungen war, ein Ei auf die Spitze zu stellen, gelang dies Kolumbus, indem er es leicht anklopfte.
Alle Eier in einen Korb legen - das Risiko nicht streuen. Wie: Alles auf eine Karte setzen. Aus dem Amerikanischen stammendes Sprichwort.
Eier (in der Hose) haben - mutig sein. Von der Vulgärbezeichnung für Hoden.
Sein Fähnlein nach dem Winde drehen - sich opportunistisch verhalten. Aus der Windmüllersprache, wo das Windrad immer in den Wind gestellt wurde, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen.
Farbe bekennen - ehrlich seine Meinung sagen. In vielen Kartenspielen muss die Farbe der ausliegenden Karte nachgespielt werden („Farbzwang“).
Das schlägt dem Fass den Boden aus - ein letzter zusätzlicher Umstand bringt eine Sache zur Eskalation. Gelegentlich scherzhaft verballhornt zu: das schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht.
Das passt wie die Faust aufs Auge - (ursprünglich:) zwei Dinge passen absolut nicht zusammen. Heute überwiegend mit der gegenteiligen Bedeutung, dass zwei Dinge ausgezeichnet zusammenpassen.
Friss oder stirb (auch: friss, Vogel, oder stirb, und: Vogel friss oder stirb) - man hat keine Wahl, es gibt keine Alternative. Wird auch benutzt, um jemanden unter Druck zu setzen. Geht zurück auf im Käfig gefangene Vögel, die gezwungenermaßen das dargereichte Futter fressen müssen, um nicht zu verhungern.
Die Arbeit hat Früchte getragen - eine Anstrengung oder Investition hat sich als lohnend herausgestellt.
Fünfe (oder: Fünf) gerade sein lassen - ein Problem auf sich beruhen lassen, über jemandes Fehlverhalten hinwegsehen.
Das hat ihm den Gnadenstoß gegeben - er hat komplett die Fassung verloren. Hinrichtungen waren einstmals bewusst brutal schmerzvoll (Kreuzigung, Rädern). Durch einen gezielten Stoß ins Herz konnte dem Leiden ein vorzeitiges Ende gesetzt werden. Auch wurden häufig nach Schlachten die im Wundfieber liegenden feindlichen und eigenen Soldaten gezielt getötet, um ihr Leiden abzukürzen.
Etwas auf die Goldwaage legen - etwas (vor allem Worte) ganz genau oder übergenau nehmen, etwas zu wichtig nehmen. Die Goldwaage war eines der genauesten Messgeräte, das schon bei kleinsten Mengen anschlug.
Den lieben Gott einen guten Mann sein lassen - sich wenig um etwas kümmern oder einer Sache unbekümmert ihren Lauf lassen, wo Eingreifen erforderlich wäre.
Bei jemand/etwas auf Granit beißen - auf vehementen Widerstand mit einem Vorschlag / einer Bitte stoßen. Granit ist eine der härtesten Gesteinsarten.
Ins Gras beißen - sterben. Aus der Soldatensprache. Schwer Verwundete bissen vor Schmerzen buchstäblich ins Gras.
Das Haar in der Suppe suchen/finden - etwas Missfälliges suchen oder bemerken; nur das Schlechte oder Negative sehen; etwas auszusetzen haben; eine pessimistische Grundeinstellung haben.
Haare auf den Zähnen haben - dominant und herrschsüchtig sein. Sowohl negativ als auch eher anerkennend gebraucht. wikt:Haare auf den Zähnen haben[44]
Kurze Haare sind bald gekämmt - eine einfache Sache ist schnell abgemacht.
Etwas ist an den Haaren herbeigezogen - es ist unlogisch, unpassend, absurd. Es wird darauf abgehoben, dass der Logik mit letztlich unhaltbaren Argumenten Gewalt angetan wird.
Dich sticht wohl der Hafer - du bist übermütig. Je nach Tonfall dezente bis drohende Zurechtweisung, sich zurückzunehmen. Pferde sollen bei reichlichem Genuss von Hafer ihr Temperament ändern und übermütig werden.
Da kräht doch kein Hahn nach - das interessiert niemanden.
Mein zweites Ich - ein enger Freund, der mich genau kennt. Diese Wendung leitet sich in ihrer lateinischen Form Alter Ego vom antiken Philosophen und Mathematiker Pythagoras von Samos her.
Jemanden in flagranti erwischen - auf frischer Tat ertappen. Verkürzt aus dem lateinischen „in flagranti crimine“, wörtlich „in flammendem Verbrechen“.
Jemand blamiert die Innung - er blamiert durch schlechte Arbeit oder schlechtes Verhalten seine Kollegen. Die Innung ist ein Zusammenschluss von Handwerkern.
Das ist Jacke wie Hose - das ist egal, macht keinen Unterschied, spielt keine Rolle. Vermutlich nach dem Stoff, der sowohl für die Jacke als auch für die Hose verwendet wurde.
Das ist doch Jägerlatein (auch: Anglerlatein) - das ist erfunden oder aufgebauscht. Mancher Jäger brüstete sich mit Dingen, die unwahr oder stark übertrieben waren.
Das ist der wahre Jakob - das ist der richtige Mann oder das richtige Mittel. Der Streit, wo nun der Apostel Jakobus wirklich begraben ist, spaltete lange die Christenheit.
Mit Kanonen auf Spatzen schießen - vollkommen überreagieren, die Verhältnismäßigkeit nicht wahren.
Etwas auf die hohe Kante legen - etwas sparen, zurücklegen für schlechtere Zeiten. Hohe Kante bezeichnet einen Platz im Baldachin eines Bettes, an dem früher wohlhabende Menschen ihr Erspartes versteckten. Häufig befand sich in einem Balken des Baldachins ein besonderes Geheimfach zu diesem Zweck.
Mit offenen Karten spielen - nichts verheimlichen. Beim Nullouvert werden von einem Spieler die Karten offen auf den Tisch gelegt, was die Taktik der beiden Gegner sehr erleichtern kann.
Die Karten werden (jetzt) neu gemischt - es beginnt ein neues Spiel, es besteht jetzt wieder Chancengleichheit, mit der Aussicht, vorherige Verluste wettzumachen.
Den Kopf aus der Schlinge ziehen - einer drohenden Gefahr (mit List oder Fertigkeit) entrinnen.
Man darf nicht den Kopf in den Sand stecken - man kann die Sache nicht einfach negieren und hoffen, dass sie dann an uns vorbei geht. Angeblich, aber nicht wirklich, stecken Strauße bei Gefahr ihren Kopf in den Sand.
Jemandem den Kopf waschen - ihn zurechtweisen, ihm deutlich die Meinung sagen
Einem eine Laus in den Pelz setzen - ihm Ärger oder Schwierigkeiten bereiten, aber auch sein Misstrauen wecken.
Die beleidigte Leberwurst sein / spielen - zeigen, dass man gekränkt ist. Ursprünglich war nur von der „Leber“ die Rede, die als Sitz von Gefühl und Temperament galt. Die „Wurst“ wurde später hinzugefügt.
Frei von der Leber weg; auch: Frisch von der Leber - freimütig, ohne Scheu sprechen. Leber und Galle galten lange Zeit als Sitz von Ärger und Zorn.
(Frisch) vom Leder ziehen - sich rücksichtslos äußern, kein Blatt vor den Mund nehmen. Das Leder bedeutet hier die früher lederne Schwertscheide.
Wie das Leiden Jesu aussehen - sterbenskrank aussehen. Er erinnert an den gekreuzigten Jesus in Gemälden (auch großer Meister).
Die alte Leier - immer dasselbe Thema. Mit der Drehleier, einem Musikinstrument aus dem Mittelalter, spielte man immer dieselbe Musik ab.
Er steht bei mir auf der Matte - er will etwas von mir. Die Matte ist hier der Teppich oder die Matte vor der Haustür.
Wieder auf der Matte stehen - wieder gesund sein, (nach längerer Abwesenheit) wieder Dienst tun. Aus der Ringersprache.
Einen Metzgersgang machen - etwas erfolglos unternehmen. Fleischer gingen früher von Hof zu Hof auf der Suche nach Arbeit. Kehrten sie am Abend ohne Auftrag zurück, hatten sie einen „Metzgersgang“ gemacht.
Die Milch der frommen Denkart - die aus frommer Erziehung resultierende, eher schlichte Denkweise. Friedrich Schiller hat dieser Redewendung in seinem Werk Wilhelm Tell (vierter Aufzug, dritte Szene) ein Denkmal gesetzt.
Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen - stammt nicht von mir, ich habe damit nichts zu tun.
Der letzte der Mohikaner - der letzte Euro, der mir verblieb, der letzte noch lebende Schulfreund. Nach dem gleichnamigen Roman von James Fenimore Cooper.
Die Nadel im Heuhaufen suchen - etwas Unmögliches versuchen müssen. Es ist praktisch ausgeschlossen, dass die Suche erfolgreich sein wird.
Den Nagel auf den Kopf treffen - genau das Richtige sagen oder erraten. Aus der Schützensprache, wo mit Nagel der Mittelpunkt der zu treffenden Scheibe gemeint war.[104]
Etwas an den Nagel hängen (wie den Beruf) - mit etwas aufhören. Schneider hängten den noch nicht fertiggestellten Anzug bis zur Weiterarbeit an den Nagel.
Sich etwas unter den Nagel reißen - sich etwas (auch widerrechtlich) aneignen. Raubtiere pflegen ihre Beute unter ihre Krallen zu nehmen, daher auch „sich etwas krallen“.
Etwas brennt mir unter (seltener: auf) den Nägeln - Umschreibung einer inneren Situation der Ungeduld, wenn man eine drängende Angelegenheit hinter sich bringen oder eine Frage loswerden will. Die Herkunft ist unsicher, siehe Unter den Nägeln brennen.
Die Nagelprobe bestehen - eine entscheidende Prüfung bestehen. Eine Nagelprobe ist allgemein eine Prüfung mit dem Fingernagel und in der ältesten bekannten Bedeutung speziell ein Ritual zur Prüfung eines leergetrunkenen Trinkgefäßes, indem man dieses so umdreht, dass eventuell verbliebener Inhalt auf den Daumennagel rinnt: Ist mehr enthalten, als auf dem Nagel Platz findet, so gilt das Gefäß als nicht hinreichend leergetrunken und die Probe als nicht bestanden.
Wie der Ochs vorm Berg (oder: wie der Ochs vorm Scheunentor, vor der Apotheke) - dumm oder unwissend, wie es weiter gehen soll.
Einem Ochsen ins Horn pfetzen - erfolglos auf jemanden einreden oder ihm etwas zu erklären versuchen
Eine Odyssee - eine sehr lange Irrfahrt. Odysseus, der Held von Troja, kehrte erst nach vielen Jahren und nach Überstehen vieler Gefahren wieder in seine Heimat zurück.
Nicht ohne sein - (bei Menschen) auffällige positive Eigenschaften haben, z. B. intelligent und pfiffig sein, oder auch negative Eigenschaften haben, z. B. unberechenbar sein. Beim Bezug auf Situationen oder anderes ebenfalls im Sinne von bemerkenswerten Umständen oder Eigenschaften.
Das ist kein Pappenstiel bzw. etwas für einen Pappenstiel kaufen - das ist keine Kleinigkeit bzw. das ist spottbillig. Der Löwenzahn heißt im Niederdeutschen auch Papenblume, lateinisch „pappus“, der ob seines häufigen Vorkommens gering geachtet wird. Auch: Das ist kein Kinderspiel.
Dort boxt der Papst im Kettenhemd - dort ist etwas los, dort geht es hoch her. Bewusst übertriebene Verballhornung von Dort steppt der Bär.
Nicht päpstlicher sein als der Papst - jemandem etwas durchgehen lassen, analog zu Fünfe gerade sein lassen
Jemandem in die Parade fahren - seine Pläne durchkreuzen oder abblocken. Aus der Fechtsprache abgeleitet.
Ein Paragraphenreiter - jemand, der sich hinter dem Wortlaut von Vorschriften verschanzt, der nicht zu einer liberalen oder vernünftigen Auslegung bereit ist.
Die Qual der Wahl haben - eine schwere Entscheidung treffen müssen.
Ein Quartalssäufer sein - nur selten, aber dann sehr viel Alkohol trinken.
Quecksilber im Hintern haben - äußerst lebhaft sein.
An der Quelle sitzen - problemlosen Zugang zu Dingen haben, die andere auch gerne hätten.
Eine gute Quelle haben - wissen, wo man etwas erhalten kann.
Ein Rad ab haben - Unsinn reden, verrückt sein. Fehlt einem Fahrzeug ein Rad, ist der Betrieb nur noch stark eingeschränkt möglich.
Das Rad neu erfinden wollen - etwas Sinnloses tun. Man beschäftigt sich mit einem Problem, das bereits eine Lösung hat.
Die Radieschen von unten betrachten - im Grab liegen, gestorben sein. Je nach Region ist auch von Kartoffeln oder anderen Pflanzen die Rede.
Im Rampenlicht stehen - öffentliche Aufmerksamkeit haben.
Mit etwas zu Rande kommen - mit etwas fertigwerden bzw. umgehen können. Ursprünglich das Ufer erreichen.
Da haben wir den Salat - jetzt ist das Unheil/Missgeschick passiert. Salat hier wohl als Sinnbild von Durcheinander.
Das Salz in der Suppe - die entscheidende, wichtigste Zutat, die erhebliche Aufwertung verspricht. Suppe ohne Salz schmeckt zumeist sehr fade.
Jemanden mit Samthandschuhen anfassen - jemanden schonend behandeln, um ihm nicht größeren (emotionalen) Schaden zuzufügen, als er ohnehin schon erlitten hat.
Man hat ihm Sand in die Augen gestreut. Man hat ihn getäuscht oder irregeführt. Schon in der Antike benutzte Redewendung, vermutlich aus der Fechtersprache, wonach der Gegner durch das Werfen von Sand ins Gesicht quasi wehrlos wurde.
Etwas in den Sand setzen - mit einer Aufgabe oder einem Projekt scheitern. Aus der Turniersprache, wo der Gegner, aus dem Sattel gehoben, unsanft auf dem Boden des Turnierplatzes landete.[123]
Auf Sand gebaut - ein Vorhaben ist zum Scheitern verurteilt, da ihm die solide Grundlage, ein stabiles Fundament fehlt.
Es ist im Sande verlaufen - es ist nicht zum gewünschten Abschluss kommen, ergebnislos zu Ende gegangen.
Mit jemandem Tacheles reden - etwas offen und ohne Umschweife ansprechen oder diskutieren. Aus dem Jiddischen, abgeleitet vom hebräischen Wort tachlit תכלית (dt. Ziel, Zweck).
Es ist noch nicht aller Tage Abend - es ist noch nichts endgültig entschieden, vieles kann noch geschehen.
Etwas aufs Tapet bringen - etwas ansprechen, in die Diskussion einbringen. Aus dem Französischen entnommen, wo mit „tapis“ die Tischdecke auf dem Konferenztisch gemeint war.
Sich in die Tasche lügen - sich etwas vormachen, sich selbst betrügen.
Nicht alle Tassen im Schrank haben - geistig nicht normal sein. Tasse ist eine Verballhornung von jiddisch toschia „Verstand“. Regional auch: Nicht alle Latten am Zaun haben.
Das ist eine Tatarennachricht - das ist eine Lüge, Ente, Falschmeldung. Nach einer Erzählung aus Russland, wonach die Festung Sewastopol ein Jahr vor ihrem endgültigen Fall im Krimkrieg bereits als erobert gemeldet wurde.
Einen im Tee haben - alkoholisiert sein, ursprünglich durch den Genuss von Tee mit Rum.
Über den Tellerrand (hinaus-)schauen - offen für Neues und Ungewohntes sein
Auf dem Teppich bleiben - bei den Tatsachen bleiben, keinen Träumereien nachgehen. Herkunft unsicher.
Nichts für ungut - abschwächend gemeint: eine vorherige, eventuell zu harte Aussage teilweise zurücknehmend.
Was dem einen sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall (Was dem einen seine Eule, ist dem anderen seine Nachtigall) - über Geschmack lässt sich (nicht) streiten.
Die Uhr ist abgelaufen - jemand wird bald sterben oder ist gerade gestorben. Die Wendung bezieht sich auf eine Sanduhr und stammt aus Goethes Briefroman Die Leiden des jungen Werthers: „Meine Uhr ist noch nicht ausgelaufen, ich fühle es.“
Unrasiert und fern der Heimat - ohne den gewohnten Komfort weit weg von der Heimat. Anspielung auf August Graf von Platens Ballade Das Grab im Busento, in der beschrieben wird, wie der Gotenkönig Alarich I. „Allzu früh und fern der Heimat“ bestattet werden musste.
Etwas verbaseln - vom Mittelniederdeutschen „basen“, unsinnig reden oder handeln, aber auch etwas verlieren, vertrödeln, versäumen
Sich in etwas verbissen haben - sich (meist irrigerweise) auf etwas festgelegt haben. Der Ausdruck stammt aus der Waidmannssprache.
Verflucht (auch: Verflixt) und zugenäht! - Steigerung von verflucht nochmal. Zitat aus einem Studentenlied: „Als mir mein Liebchen die Folgen unserer Liebe gesteht, da hab’ ich meinen Hosenschlag verflucht und zugenäht.“ Üblich sind auch die weniger harten Versionen wie „verflixt/verdammt und zugenäht“.
Jemanden oder etwas nicht verknusen können (norddeutsch) - eine Person nicht ausstehen können beziehungsweise einen Vorfall oder eine Aussage nicht akzeptieren können. Niederdeutsch verknusen bedeutet „kauen, verdauen“.
Da verließen sie ihn - die Kräfte verließen ihn, er war überfordert, er wusste nicht mehr weiter. Nach der Bibel (Mt 26,56 EU), wo es heißt: „da verließen ihn alle seine Jünger“.
Etwas vermasseln - eine Aufgabe nicht bewältigen, etwas verderben. Das jiddische Wort „Masel“ bedeutet „Glück“.
Einen an der Waffel haben - kaum nachvollziehbar sprechen oder agieren; hierbei wird, meistens nicht ganz ernst gemeint, Geisteskrankheit angenommen.
Mit stumpfen Waffen kämpfen - unter ungleichen Bedingungen kämpfen, ein hoffnungsloser Kampf.
Das ist die Wahl zwischen Pest und Cholera - egal wie man sich entscheidet, geht es schlecht aus.
Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen - sich durch viele Nebensächlichkeiten vom Wesentlichen ablenken lassen.
Reinen Wein einschenken - Klartext reden, jemandem die (unbequeme) Wahrheit sagen.
Die Weisheit mit Löffeln gefressen haben - sich gescheit vorkommen, aber im Grunde ein Dummkopf sein. Weisheit lässt sich eben nicht per Nahrung zuführen.
Mit dem ist es nicht weit her - der oder das taugt nicht viel. Bodenständiges war anscheinend auch früher nicht sehr geschätzt.
Jemandem ein X für ein U vormachen - jemanden betrügen wollen. Die römische Zahl V (5, die im Lateinischen auch für U stand) konnte leicht durch Verlängerung zu X (10) manipuliert werden
Da fällt dir kein Zacken aus der Krone - stell dich nicht so an! Eine beschädigte Krone schadet dem Ansehen ihres Trägers.
Jemandem auf den Zahn fühlen - schnell und gründlich dessen Wissen und Können überprüfen. Ein Rosshändler erkannte durch einen Griff ins Maul schnell das wahre Alter des ihm angebotenen Pferdes (siehe Zahnaltersschätzung).
Einen Zahn zulegen - schneller fahren, schneller werden. Manche Quellen führen die Redensart auf die Funktionsweise mechanischer Getriebe in der Frühzeit des Automobils zurück. Andere Autoren sehen den Ursprung in den Haushalten des Mittelalters, wo große Kochkessel über offenen Feuerstellen in eine Zahnstange eingehängt waren. Um die Temperatur im Topf zu erhöhen, wurde dieser einen Zahn tiefer gehängt - es wurde „ein Zahn zugelegt“. wikt:einen Zahn zulegen
Den Zahn haben wir ihm gezogen - von dieser (komischen) Idee haben wir ihn abgebracht oder ihn von seinen Sorgen befreit. Früher wurden Zähne gezogen, wenn sie zu stark schmerzten.
Sich die Zähne an etwas ausbeißen - eine schwierige Aufgabe trotz viel Einsatz nicht meistern können.
Den großen Zampano spielen - vermeintlich oder in der Tat die Fäden ziehen, nach denen die Puppen zu tanzen haben. Nach einer Hauptfigur im italienischen Film La Strada, gespielt durch den Schauspieler Anthony Quinn.
Der Zankapfel - der Gegenstand eines Streits. Nach der griechischen Mythologie wurde der Trojanische Krieg durch einen Streit zwischen den Göttinnen Hera, Aphrodite und Athene ausgelöst, wer von ihnen die Schönste ist. Paris sollte der Siegerin einen Apfel reichen.