Schwindel (lateinisch: Vertigo) kann vielfältige Ursachen haben, die unterschiedliche Therapien erfordern. Oft wird er von Übelkeit begleitet. Helfen können etwa Medikamente, Sport und Psychotherapie.
Schwindel ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. Betroffene haben das Gefühl, dass sich die Umgebung oder der eigene Körper dreht oder schwankt. Dabei handelt es sich nicht um Bewegungen, sondern um eine gestörte Wahrnehmung der Umgebung.
Es gibt zwei Arten von Schwindel: Zentraler Schwindel entsteht durch Störungen im Gehirn. Peripherer Schwindel liegt vor, wenn das Gleichgewichtsorgan (Lagerungsschwindel) oder der Gleichgewichtsnerv (Morbus Menière) gestört sind. Typische Symptome sind Schwindelattacken und wackliges Sehen, vor allem bei körperlicher Bewegung.
Die häufigsten Ursachen für Vertigo
Lagerungsschwindel: Plötzlicher Schwindel durch Kopfbewegung
Die häufigste krankhafte Schwindelform ist der Lagerungsschwindel. Etwa zwei Prozent der Bevölkerung sind betroffen. Diese Art des Schwindels ist unangenehm, aber harmlos. Lagerungsschwindel entsteht in der Regel, wenn sich im hinteren Bogengang eines Gleichgewichtsorgans Kalziumkristalle ansammeln. In den meisten Fällen bildet sich Lagerungsschwindel von selbst zurück. Falls nicht, können spezielle Lagerungsmanöver, die von einem Arzt oder einer Ärztin durchgeführt werden, helfen. Auch Übungen, die zu Hause durchgeführt werden können, sind wirksam.
Morbus Menière: Innenohr-Erkrankung verursacht Schwindel und Übelkeit
Ein weitere Ursache für Schwindel kann Morbus Menière sein. Die Erkrankung des Innenohres beeinträchtigt die Funktion des Gleichgewichtsorgans erheblich. Vertigo und Übelkeit treten sehr plötzlich auf, oft verbunden mit Schwerhörigkeit, Ohrgeräuschen und Druck auf den Ohren.
Drehschwindel durch Entzündung des Gleichgewichtsnervs
Ein einseitiger Ausfall eines Gleichgewichtsorgans ist in der Regel die Folge einer Entzündung des Gleichgewichtsnervs. In den meisten Fällen werden die Entzündungen durch Herpesviren verursacht. Bei der sogenannten Neuritis vestibularis tritt plötzlich Dreh- und Kippschwindel - verbunden mit Übelkeit und Erbrechen - auf. Betroffene neigen zu Stürzen und haben sichtbare Störungen der Augenbewegung (Nystagmus).
Typischerweise nehmen die Beschwerden in den ersten Stunden rasch zu, bleiben einige Tage und bilden sich schließlich innerhalb von Tagen bis Wochen zurück. Die Besserung der Beschwerden ist darauf zurückzuführen, dass das Gehirn lernt, den Ausfall eines Gleichgewichtsorgans zu kompensieren. Zur Behandlung können Kortisonpräparate eingesetzt werden.
Schwankschwindel bei Angsterkrankungen
Schwindel kann auch psychisch bedingt sein. Experten sprechen dann von einem somatoformen oder psychosomatischen Schwindel. Nach dem gutartigen Lagerungsschwindel ist er die zweithäufigste Schwindelform. Bei etwa 15 bis 20 Prozent der Betroffenen liegt ein somatoformer Schwindel vor.
Am häufigsten ist der phobische Schwankschwindel im Rahmen von Angsterkrankungen. Typischerweise treten die Schwindelanfälle dabei nur in bestimmten Situationen, zum Beispiel beim Aufenthalt in großen Menschenmengen oder beim Überqueren großer Plätze, auf. Oft werden diese Schwindelattacken von heftigen vegetativen Symptomen wie Schweißausbrüchen, Herzrasen oder Übelkeit begleitet.
Soziale Isolation durch erlernten Schwindel
Wer organischen Schwindel erlebt hat, kann einen sogenannten erlernten Schwindel entwickeln. Betroffene fühlen dann unbewusst einen Schwindel, auch wenn sich keine organische Ursache mehr finden lässt. Das Schwindelgefühl kann zu Fehlhaltungen, Angst vor Stürzen und nicht selten in die soziale Isolation führen. Viele Betroffene trauen sich kaum noch aus dem Haus.
Ursachen erkennen: Untersuchung und Diagnose in Schwindelambulanz
Die Ursachen für Schwindel lassen sich zum Beispiel in einer Schwindelambulanz herausfinden, in der Spezialisten mehrerer Fachrichtungen zusammenarbeiten. Wichtig dabei sind:
Psychosomatischen Schwindel mit Therapie behandeln
Beim psychosomatischen Schwindel sind die Gleichgewichtsorgane unversehrt. Daher lassen sich die Beschwerden in den meisten Fällen erfolgreich behandeln. Entscheidend ist, die Betroffenen über die psychischen Hintergründe und die Mechanismen der Schwindelentstehung aufzuklären. Im Rahmen von Psychotherapien, kognitiven Verhaltenstherapien und unterstützenden physiotherapeutischen Therapien lernen die Betroffenen, das Schwindelgefühl zu beherrschen. Typischerweise bessern sich die Beschwerden, wenn das Gleichgewichtsorgan gefordert wird.
Mit Sport und Bewegung vom Schwindel ablenken
Bei Schwindel durch psychische Auslöser kann Ablenkung durch Sport und Bewegung helfen. Der Körper lernt dadurch, den Schwindel zu kompensieren. Dabei sollten Betroffene mit ungefährlichen Aktivitäten beginnen, die das Gleichgewicht nicht zu sehr fordern. Gut geeignet sind zum Beispiel Nordic Walking und Spinning (Indoor Cycling). Ideal ist ein Gleichgewichtstraining bei Physiotherapeuten, die auf Gleichgewichtsprobleme spezialisiert sind (Vestibulartherapeuten). Wichtig: Die Therapie erfordert Geduld, sie kann mehrere Monate dauern.
Übungen gegen Schwindel
In vielen Fällen können Betroffene etwas gegen die Ursachen des Schwindels tun. Spezielle Übungen
Schwindel mit Medikamenten therapieren
Wird keine eindeutige, behandelbare Ursache für einen chronischen Schwindel gefunden, kann ein Behandlungsversuch mit einem sogenannten Antivertigonosum sinnvoll sein. Diese Medikamente werden zur symptomatischen Therapie des Schwindels eingesetzt: Sie können Vertigo und Übelkeit lindern, beseitigen aber nicht deren Ursache.
Dabei gibt es fünf Wirkstoffklassen:
Wichtig ist, dass bei einem schon lange bestehenden Schwindel keine sofortige Wirkung zu erwarten ist. Das Medikament sollte daher nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt werden, wenn der Erfolg zunächst ausbleibt.
Nebenwirkungen von Schwindel-Medikamenten: Müdigkeit und Benommenheit
Medikamente gegen Schwindel wirken im Gehirn. Als häufigste Nebenwirkungen treten Müdigkeit und Benommenheit auf. Einige Medikamente gegen Schwindel verursachen auch Mundtrockenheit, Sehstörungen und Blutdruckveränderungen.
Hausmittel: Was hilft gegen Schwindelgefühl und Übelkeit?
Bei leichten Beschwerden werden auch frei verkäufliche pflanzliche Präparate aus den Blättern des Ginkgobaums eingesetzt, die die Durchblutung des Gehirns verbessern sollen. Die Studienlage hierzu ist allerdings widersprüchlich, Beweise für die Wirksamkeit von Ginkgo-Extrakten gegen Schwindelgefühle gibt es bislang nicht.
Ingwer und Ingwerextrakte haben zwar keine Wirkung gegen die Schwindelgefühle selbst, können aber gegen die damit oft verbundene Übelkeit helfen.
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