An der Lore rechts Holger Süß
Der in der Niederbieler Gemarkung verlaufende "Victoriaweg" ist Teil der durch den Lahn-Dill-Kreis verlaufenden "Bergmannsroute".
Er informiert an historisch bedeutsamen Orten und an Relikten des traditionsreichen Eisenerzbergbaus in Niederbiel mit überdimensionalen Informationstafeln über dessen Geschichte.
Holger Süß hatte sie vor 10 Jahren konzipiert und sie wurden mit Fördermitteln von LEADER und der Stadt Solms installiert.
Im verlängerten Tannenweg, am Waldrand des "Sauplatzes", begrüßte der Vorsitzende des Heimat-und Kulturvereins Niederbiel, Hans-Helmut Hofmann die interessierten Wanderer. Unter ihnen befand sich auch der Sohn des letzten Betriebsführers der "Richardszeche", Hans-Jürgen Simon.
Dann übernahm ebenso sachkundig wie humorvoll Holger Süß die Führung.
"Die Jahre 1847, 1864 und 1906 waren bedeutende Wegmarken der Niederbieler Eisenerzbergbaugeschichte", erläuterte Süß.
Zuvor sei ein eher unbedeutender Abbau von Eisenerz im Solmser Land zur Belieferung heimischer Eisenhütten erfolgt.
Mit der Inbetriebnahme der Lahntalbahn im Jahre 1864 hatte die erst 1847 Schiffbau gemachte Lahn als Wasserweg weitgehend ausgedient.
"Der mühselige Weg des gereinigten Roteisensteins mit Ochsenfuhrwerken von Niederbiel zur Verladestation in Leun hatte sich erübrigt".
Von da an sei das hochwertige Eisenerz nach Albshausen transportiert und von dort per Eisenbahn zu Hüttenwerken an der Ruhr und ins Saarland geschafft worden.
In den einst 54 vorhandenen Bergwerksfeldern fand in 34 nur ein oberirdischen Abbau statt. 1903 übernahm Buderus mehrere Grubenfelder, die 1906 mit dem Riemannstollen als "Richardszeche" ausgebaut wurden. Vom Riemannstollen wurde der Unter-Tagebau bis 1913 auf 1750 Meter voran getrieben.
Aus dem Riemannstollen wird heute der Großteil des Niederbieler Trinkwassers gewonnen, der mit einem 150 Meter tiefen Blindschacht 129 Meter unter Lahnniveau liegt. Die Richardszeche wurde 1962 geschlossen.
Der "Victoriastollen" wurde 1879 auf 265 Meter voran getrieben. "Die Erzwäsche erfolgte über einen Damm mittels Wasserdampf mit einer 6 PS-Dampfmachine im Bereich des heutigen Sportplatzes", so Süß.
In der Zeit des industriellen Eisenerzabbaus bis zu dessen Schließung wurden mit 650.000 Tonnen in der Richardszeche, 75.000 im Victoriastollen (Schließung 1914) und weiteren heimischen Bergwerken über 1 Million Tonnen Eisenerz abgebaut.
Der gesellige Abschluss der Führung fand mit Imbiss und Getränken an der Lore am Victoriastollen, einer Leihgabe der Grube Fortuna, statt.