„Mönchspfeffer und Teufelsbraten“ 395
Am Donnerstag, den 26.10.2023 traf sich eine große Gruppe der Landfrauen Lollar-Treis zur Kostümführung „Mönchspfeffer und Teufelsbraten“ auf dem Schiffenberg.
Seit Jahrhunderten finden die Seelen von Wirtin Faustina Deibel (Dr. Jutta Failing) und des Chorherrn des Deutschen Ordens „Jörg von Treu“ (Peter Meilinger) auf dem Schiffenberg keine Ruhe und warten auf Erlösung. Bei einem gemeinsamen Gang über das Gelände erfuhren wir von ihnen auf humorvolle Weise erstaunliches und interessantes aus vergangenen Zeiten. Sie erhofften sich als Gegenleistung die Erlösung von ihrer Zeit als Geist. Dazu sollten wir im Laufe des Rundgangs drei Rätsel lösen.
Die Gleiberger Gräfin Clementia hatte den Schiffenberg dem Erzbistum Trier gestiftet und verfügt, dass dort ein Kloster erbaut werden solle. Die Augustiner Chorherren betrieben das Kloster ab 1129 in Gemeinschaft mit Chorfrauenstift Cella (heute Wüstung).
Da die Chorherren ihren Verpflichtungen gegenüber dem Nonnenkloster nicht genügend nachkamen, mussten sie wegen ständiger Querelen, Misswirtschaft und Problemen mit Sitte und Moral 1323 das Kloster räumen und es wurde dem Deutschen Orden einverleibt. Bei dieser Gelegenheit erklärte uns Ordensbruder „Jörg von Treu“ schmunzelnd, dass der Mönchspfeffer Nonnen und Mönchen damals helfen sollte, ihr Keuschheitsgelübde einzuhalten.
Die dreischiffige Basilika ist das einzige verbliebene Gebäude aus der Augustiner-Chorherrenzeit. Erstaunt hörten wir, dass nur ein kleinen Teil für Gottesdienste verwendet wurde. Das Langschiff wurde als Orangerie und Scheune genutzt. Der hölzerne Dachstuhl stammt noch aus dem Jahr 1162.
Nach der Säkulation wurde der Deutsche Orden enteignet und aufgelöst, der Schiffenberg ging 1809 an das Land Hessen. Die Gebäude wurden 1837 an die Familie Lyncker verpachtet, sie bildete für viele Generationen eine „Wirtsleute-Dynastie“ und machten den Schiffenberg zu einem beliebten Ausflugsziel. Ein eigenen Friedhof der Familie neben der Kirche ist heute noch vorhanden.
1971 wurde der Pachtvertrag mit der Familie Lyncker nicht verlängert. Die Stadt Gießen kaufte den Schiffenberg, um ihn als Naherholungsgebiet auszubauen.
Unsere Rundgang endete am Ziehbrunnen vor der ehemaligen Komturei. Diese wurde laut Inschrift auf dem Vollwappen 1493 durch Komtur Ludwig von Nordeck zur Rabenau erbaut. An die Komturei schließen sich Propstei, Pferdestall und Brauhaus an.
Aber uns interessierte zunächst die Komturei, in der sich das Restaurant befinden. Seit 2019 sind Markus Urich und Eyyup Kaya die neuen Betreiber des Restaurants, sie setzten auf klassische deutsche Küche, wovon wir uns überzeugen durften.
Leider konnten wir die Rätsel nicht vollständig lösen und so dürfen die Seelen von Wirtin Faustina und Chorherr Jörg weiterhin spuken um andere Besucher zu erschrecken oder zu erfreuen.