Nachdem wir unsere Motorradtour in die Pyrenäen - aus den bekannten Gründen - zweimal verschieben mussten, war es dann am 19. August 22 soweit.
Der Kleinbus mit überdachtem Anhänger, passend für 4 Motorräder, und das Quartier in den Pyrenäen waren frühzeitig organisiert und gebucht. Am 17.08. hatten wir unsere Motorräder mit Gepäck rechtzeitig verstraut, sodass wir am Donnerstag, 18.08. das Abenteuer mit den vor uns liegenden 1400 km beginnen konnten. Auf der Fahrt wechselten wir uns ab, so dass jeder seine Ruhepausen genießen konnte. In der Nähe von Lyon wurde übernachtet. Am anderen Morgen, gleich nach dem Frühstück, hatte uns der Highway wieder. Kurz vor Perpignan der erste Blick auf das Meer. Jetzt konnte es nicht mehr all zu weit bis zu unserem Hotel in Prullans sein. Über die N-116 erreichten wir Prades. Von hier aus konnten wir schon erahnen, welch schöne Bergwelt uns erwarten wird. Ja, die Straße führte uns ab jetzt nur noch bergauf über viele Serpentinen und auch gefährlich engen Straßenteilen. Wir waren froh, endlich die Hochebene auf ca. 1300 m erreicht zu haben. Bis zu unserem Hotel in Prullans gab es keine größeren Steigungen mehr und so konnten wir unsere Blicke in die wunderbare Bergwelt der Pyrenäen schweifen lassen. Wir hatten gar nicht gemerkt, dass wir zwischenzeitlich in Spanien „eingereist“ waren. Am späten Nachmittag erreichten wir unser Hotel in Prulans. Jetzt noch die Motorräder in der Tiefgarage parken und das „Gefährt“ sicher abstellen. Dann noch den fantastischen Blick von der Terrasse unseres Zimmers in diese traumhaft schöne Bergwelt mit den über 2000m hohen Bergen und Felswänden genießen.
Mit einem guten Abendessen und kühlen Getränken ließen wir den Anreisetag ausklingen.
Schon bei den Vorbereitungen der einzelnen Tagestouren war zu ersehen, dass wir uns an die „Straßendichte“ in den Pyrenäen erst gewöhnen müssen. Die Straßen sind eben an die Bergwelt angepasst. Wir fuhren zunächst von unserem Hotel in Prullans über die Hochebene nach Font-Romeu Odeillo-Via, vorbei an einem Skigebiet - natürlich außer Betrieb - nach Mont-Louis. Schon dieses erste Teilstück war mit Kurven, Serpentinen, Gefällen und Steigungen bestens ausgestattet. In Mont-Louis bogen nahmen wir Kurs auf eine weitere Hochebene in ca. 1700 m Höhe. Hier oben waren wir so gut wie alleine unterwegs. Nur der blaue Himmel und purer Sonnenschein waren unsere ständigen Begleiter. Auf der linken Straßenseite wieder ein Skigebiet, sogar mit einer Sprungschanze ausgestattet. Auf der weitern Fahrt genossen wir den Blick auf einen Stausee mit dem herrlichen Bergmassiv im Hintergrund. Im nächsten Ort belohnten wir uns erst einmal mit gutem Essen und Getränken. Erst hier hatten wir bemerkt, dass wir wieder in Frankreich „gelandet“ waren. Wieder auf unserem Bike, bogen wir von der D16 bei Chateau auf eine Nebenstrecke ab, die einzige Verbindung, um auf die E9 zu gelangen, die uns wieder Richtung Hotel bringen sollte. Auch auf den Nebenstrecken gut ausgebaute Straßen, endlose Kurven und grandiose Blicke auf die imposanten Berge der Pyrenäen. Die Kurven und Serpentinen auf unseren Tagestouren haben wir nicht gezählt, es waren einfach zu viele. Nach einer kurzen Rast wollten wir wieder den Fahrtwind um die Nasen spüren. In den abgeschiedenen Regionen ist besondere Vorsicht beim Fahren geboten. Kühe, Ziegen ja sogar Pferde auf der Straße waren keine Seltenheit. Und beim nächsten Straßenabschnitt, der uns über teils sehr enge Serpentinen bis auf über 2000 m führen sollte, hatte der Straßenbelag diesen Namen nicht verdient. Er war teilweise gar nicht vorhanden. Dennoch haben wir es geschafft und oben auf der Passhöhe wieder ein fantastischer Blick auf die imposanten Berggipfel. Da ist es verständlich, dass die Pause etwas länger dauerte. Dann fuhren wir gemächlich bergab, links und rechts wieder Skigebiete, vorbei an einem Stausee, Andorra lassen wir rechts liegen und biegen links ab in den neuen, gebührenpflichtigen Straßentunnel. „De Puymorens“. Puigerda war ein Zwischenziel auf unserem Rückweg zu unserem Hotel in Pullans.
Dort angekommen, genießen wir von unserem Balkon wieder das fast 180°-Panorama der Bergwelt bei untergehender Sonne und einem kühlen Bier. Fast hätten wir das Abendessen verpasst, wie gesagt fast. So fühlt sich ein Biker wohl.
Auch am zweiten Tourentag begrüßte uns wieder ein strahlendblauer Himmel und die Sonne zwingt sich über das Bergmassiv und lacht uns an. Was da ein Biker herz fühlt, brauche ich wohl nicht zu beschreiben. Jetzt ab zum Frühstück. Aber nicht einfach irgendwo im Raum Platz nehme, nein, wir wurden an der Tür empfangen und zum Tisch geführt. Welch ein Service für uns Biker. Heute nehmen wir Kurs auf den Kleinstaat Andorra. Zunächst mit gemächlichem Tempo. Aber dann luden uns die Kurven so richtig zum cruisen und Tempomachen ein. Kaum Verkehr und eine Straße mit neuem Straßenbelag. Fast wären wir in La Seu d`Urgel an der Kreuzung nach Andorra vorbeigefahren, aber nur fast. Der Verkehrt auf der Straße nahm nun deutlich zu. Andorra selbst liegt schön eingebettet in einem Talkessel und kann nur von einer Hauptstraße durchfahren werden. Aber der Straßenverkehr ist schon gewöhnungsbedürftig, vor allem in der Hauptstadt Andorra la Vella. Hinzu kommen viele, viele Baustellen im gesamten Stadtbereich. Baukräne an den steilsten Hängen, das ist schon beachtlich, wie diese Baukräne in der Steilwand Halt finden. Nur zwei Straßen führen hinauf in die Bergwelt von Andorra. Bei dem vielen Straßenverkehr und kaum Parkmöglichkeiten, haben wir nur einen kurzen Abstecher in das Einkaufsparadies unternommen und haben es vorgezogen, unsere heutige Bikertour etwas früher zu beenden und lieber den Blick von unserem Hotelzimmer auf das einmalige Panorama mit blauem Himmel und Sonnenschein zu genießen.
Heute haben wir unsere längste Tour vor uns. Am Endes des Tages werden es ca. 380 km in dieser grandiosen Bergwelt der Pyrenäen sein. Auch an diesem Morgen lacht uns die Sonne wieder in ihrer vollen Größe an. Welcher Biker würde da sein Motorrad stehen lassen. Schnell noch eine Tasse Kaffee und schon hat uns der Asphalt wieder. Über die uns schon wohl bekannte Strecke nach La Seu dÙrgell (N-260) vorbei am Regionalflughafen von Andorra, dann die nächste Straße bei Adrall rechts abbiegen in Richtung Sort und schon wurde es „uff der
Gass “ deutlich ruhiger. Die Straße mit ihren unzähligen Kurven, Steigungen und Aus-sichtspunkten war mit einem neuen Teerbelag versehen und somit traumhaft zu befahren. Was für ein „Empfang“ für die Staufenberger Biker. Nach dem kleinen Städtchen Sort auf der linken Seite Wassersportler auf einem Fluß. Bei über 30°C und Sonnenschein mit Sicherheit ein wunderbares Vergnügen. Nein, unser Ziel und Weg ist die Straße. Vorbei am Stausee bei Vall d`Aneu, wo sich viele Badehungrige tummelten. Wir sind auf unseren Touren an sielen Stauseen vorbeigekommen, die Wasser speichern zur Stromerzeugung. Aber fast alle führten kaum Wasser in den Staubecken. Das machte uns schon nachdenklich. Das nächste Lokal steuerten wir direkt an, denn Hunger und Durst machte sich bei uns bemerkbar. Auf der Karte war ganz in der Nähe eine Straße „mit“ und „ohne Belag“ eingezeichnet. Diese Straße nehmen wir mit, waren wir uns ganz sicher. Unberührte Natur, ein einziges Dorf sonst nur Bäche, Wiesen und Bergmassiv. Nach ca. 30 Km versperrte uns eine Schranke mit einem Schild „Naturschutzgebiet Durchfahrt verboten“ die Weiterfahrt. Also kehrten wir um und konnten diese einzigartig schöne Bergwelt nochmal erleben. Im Dorf Esterri de Arneu bogen wir in Richtung C13/C28 ab und schlossen die vor uns liegenden Serpentinen auf neuem Asphalt in unser Herz. Erst am Scheitelpunkt in ca. 2100 m Höhe (natürlich auch hier oben ein Skigebiet) gönnten wir uns eine Pause und genossen die herrliche Aussicht in traumhaft schöne Täler und in das Bergmassiv.
An solchen Plötzen könntest du Stunden verbringen und nur Staunen. Doch schließlich hat uns der Fahrtwind wieder „wachgeküsst“. Also wieder auf die Bikes und die Serpentinen hinunter bis nach Vielha.
Jetzt wieder bergauf zur N-230 bis wir links abbiegen konnten in einen doch längeren Straßentunnel. Aus dem Tunnel heraus, auf der rechten Seite das imposante Bergmassiv des höchsten Berges in den Pyrenäen, dem Aneto (3408 m). Leider nicht mit dem Motorrad zu erreichen. Jetzt waren wir wieder so gut wie alleine auf der Straße unterwegs. Uns war es recht und so konnten wir die Maschinen mal richtig laufen lassen und dieses Gefühl von Leichtigkeit, Freiheit, Natur erleben mit echten Kumpels, das hat schon was.
In El Pont du Suert haben wir dieses Feeling leider unterbrechen müssen, denn eine kurze Rast war Vonnöten. Aber was war das für ein „Geräusch“ in der Luft. Direkt über uns ein Adler mit seinem unverkennbaren Ruf, der am blauen Himmel seine Kreise drehte. So etwas zu erleben, ist kaum zu beschreiben und war ein absolutes Highlight auf unserer Tour durch die Pyrenäen.
Aber da war doch noch etwas, ja der Fahrtwind, der uns zur Weiterfahrt einlud. Die N-260 führte uns schließlich auf den restlichen 200 km über endlose Kurven bei Sonnenschein pur wieder zu unserem Hotel in Prullans. Was für ein Tag. Wir können unserem Herrgott dafür nur danken. Und jetzt das obligatorische Bier auf dem Balkon unseres Hotelzimmers und wieder versinkt die Sonne hinter der fantastischen Bergkulisse. Klar, dass dann der Tag an dir nochmal vorüberzieht. Das Erlebte werden wir so schnell nicht vergessen!
Heute soll uns die Tour in den südlichen Bereich der Pyrenäen führen. Aber erst einmal die Morgentoilette, dann das Frühstück und danach aber schnell auf die Motorräder und schon geht`s los. Sonne und blauer Himmel, ich muß es einfach wieder erwähnen. Die N-260 führt uns heute in die entgegengesetzte Richtung nach Puigerda und weiter in die Bergregion nach La Molina, eines der Top-Skigebiete in dieser herrlichen Bergwelt. Auch in diesem Skigebiet machte die Skisession „Siesta“. Ich weiß nicht, wie viele Kurven wir schon durchfahren sind und jetzt kommen noch so viele dazu. Uns freut es. Über Ribes de Freser errichten wir Ripoll. Jetzt war eine Tank- und Kaffeepause zwingend erforderlich. Wenn es wieder in den Fingern juckt und der kurvenreiche Highway ganz sanft ruft „komm, ich lade Dich ein“, was gibt es da noch zu überlegen. Wir hätten nicht für möglich gehalten, dass es noch eine Steigerung für Motorradfahrer in dieser herrlichen Bergwelt geben könnte. Wir sollten diese Steigerung erleben. Nach dem Tankstop in Ripoll nahen wir Kurs über die Nebenstraße C-26 Richtung Berga. Kleine verträumte Dörfer, menschenleere Straßen mit Kurven über Kurven, die von schattenspendenden Bäumen gesäumt waren. Und dann immer wieder diese traumhafte Bergwelt, die von der Sonne angelacht wurde. Jeden Tag neue Eindrücke. Das einzige Lokal auf dieser Bergstrecke hatte leider noch geschlossen. Aber in Berga selbst wurden wir fündig. Ein Lokal, das die Speisen unter Sonnenschirmen auf der Straße servierten, war unser Ziel. Leider kamen wir zu dem Menü, das täglich hier serviert wird, etwas zu spät (es war alles aufgegessen, von fremden Leuten hier ..). Lecker sah es schon aus !!! Aber kein Problem, die Speisekarte hatte für jeden von uns noch das richtige Essen parat. Die Rückfahrt führte uns zunächst über die C-16 / E9 durch einen recht langen Tunnel - natürlich gebührenpflichtig - dann weiter über die uns schon wohl bekannte N-260 nach Prullans zum Abendessen und geselligem Ausklang.
Heute sollte es wieder eine etwas kürzere Strecke - wieder bei blauem Himmel und Sonnenschein pur - werden. Die Fahrt bis nach La Seu dUrgell war uns schon bestens bekannt. Aber dort die Anfahrt zur Landesstrasse LV-4008 zu finden, hat schon etwas Zeit erfordert. Aber für uns kein Problem und wurden auch fündig. Es lag wieder eine sagenhafte Bergstrecke mit allem was das Bikerherz begehrt, vor uns. Auf den Ortsschildern der kleinen Ortschaften waren Namen zu lesen wie El Ges, La Vansa, Fornals, Tuixen, La Coma. St. Liorenc oder auch Oden und Alynia.
Im letztgenannten Ort haben wir sehr gut gespeist, was das voll besetzte Lokal nur bestätigte. Auch auf dieser Strecke in ca. 2300 m Höhe wieder ein Skigebiet, aber außer Betrieb. Nach dem guten Essen mußten wir uns schon ein wenig selbst antreiben, um dem Fahrtwind wider zu folgen. Jetzt führte uns die Bergstrecke nur noch bergab bis nach Organya auf die C-14. Der Verkehr wurde hier auch deutlich lebhafter. Schließlich erreichten wir bei La Seu d`Urgell wieder die N-260, unsere Hausstrecke die uns bis zu unserem Hotel in Prullans führte. Das war heute unsere letzte Tour in den traumhaft schönen Pyrenäen.
Morgen, am Donnerstag heißt es packen und die Maschinen verstauen, damit wir am Freitag, den 26.08. nach dem Frühstück unsere Heimfahrt mit dem Bus und Anhänger, mit einer Übernachtung in der Nähe von Lyon, antreten können.
Am Samstagabend erreichten wir wieder unsere Heimat, das Städtchen Staufenberg im schönen Hessenland. Im Gepäck haben wir viele bleibende Eindrücke von einer außergewöhnlichen Motorradtour in einer fantastischen Bergwelt, den Pyrenäen. Kurven vom Feinsten erlebten auf dieser Tour die Biker Heinz Grölz, Gerd Will, Günter Linker und Norbert Zwiener.