Der Schuldner

Da steht er nun der arme Tropf,

es brummt ihm wild sein dicker Kopf.

„Herr Richter, muß ich wirklich dulden,

daß man nun wegen dieser Schulden,

mir alles nimmt aus meinem Haus,

ich lebt doch nicht in Saus und Braus?“

So spricht der bidre Ackersmann.

Der Richter sieht ihn freundlich an.

„Mein lieber Mann, den Fall gesetzt,

ich laß Dich ungeschoren jetzt,

geb´ auch zurück dein Mobiliar,

kannst Du denn noch in diesem Jahr,

die Schuldsumme gegleichen,

dann ließ sich was erreichen.“

Der Bauer spricht: „Ich hab kein Geld,

doch gäb ich gern, wenn´s Euch gefällt,

mein Weib Euch her zum Pfande,

so war´s doch hierzulande,

vor langen, langen Zeiten,

und mir tut ihr bereiten,

mit dieser Lösung heut´

die allergrößte Freud.“

Da lacht der Richter und er spricht:

„Mit seiner Frau bezahlt man nicht!“

Und so ist es geschehen,

daß unser biedrer Ackersmann mußt ins Gefängnis gehen.

Gedichte von Walter Bier

(Briefbot Walter)

1967-68