Ich steh´an deinem offenem Grab,
mir zittern Arm und Bein,
mit Stricken senkt man Dich hinab.
Mußt es denn wirklich sein,
daß Du so früh schon folgen mußt
dem Bruder in den Tod?
Ein Seufzer löst sich aus der Brust,
der Sturm im Innern tobt.
Vor wenigen Tagen lacht ich noch
und scherzt an deinem Bett,
nun steh ich klein und hilflos
hier an Deiner Ruhestätt!
Vor 20 Jahren wurd´ Dein Mann
zu Grabe schon getragen.
Seitdem, o Schwester, sag´s mir an,
warst Du voll Sorg´ und Plagen.
Du bist nun mit dem Gatten dort
im Himmel froh vereint,
mit ihm lebst Du nun weiter fort,
und wenn mein Aug´auch weint
blick ich hinauf zum Himmelszelt
und Du blickst zu mir hin.
Ich fleh Dich an, mich, den die Welt,
noch hält im Banne drin.
Gedichte von Walter Bier
(Briefbot Walter)
1967-68