Sirenenheulen, Flüchten, Rennen.
Menschen, die nach Kellern streben.
An dem Himmel Bäumchen brennen.
Jeder banget um sein Leben.
Flugzeugdröhnen,
Bombenkrachen,
Menschen stöhnen.
Nichts zu machen
gegen diese Lebenswürger,
die nicht schonen auch die Bürger,
die in Frieden leben wollen.
Auch sie müssen nunmehr zollen
ihren Teil dem Wahnsinnsdenken
irrer Führer, die sie lenken.
Krieg total
Und die Moral -,
alles sinkt in tiefe Löcher.
Wer noch kann, erhebt die Becher,
trinket voll sich ohne Reue,
nichts gibt er mehr für die Treue,
die für Führer, Volk und Land,
wird vom Rundfunk ausgesandt.
Meinen Koffer in den Keller
hab ich schnell hinabgebracht
und schon tönt es: Schneller! Schneller!
Durch die Nacht es schrecklich kracht.
Häuserreihen stehn in Flammen,
Phosphor zischt durch alle Ritzen,
Menschen kauern dicht zusammen
und die Flackgeschütze blitzen.
Stundenlang ein gräßlich Morden,
Leiber brennen, Menschen stöhnen,
überall ein kopflos Rennen
wenn Entwarnungsrufe tönen.
Jeder sucht nach seinen Lieben,
die er gestern noch gesehen.
Sind sie unversehrt geblieben,
oder ist´s um sie geschehen?
Ich geh müd´ in meine Kammer,
meine Augen fallen zu
und ich schlaf trotz des Jammers,
denn der Körper braucht die Ruh.
Doch nach einigen wenigen Stunden
bin ich wieder aufgewacht,
hab zurecht mich schon gefunden,
Sonne durch die Fenster lacht,
an den Bäumen Spinnen emsig weben,
aus den Trümmern steigt ein neues Leben.
Gedichte von Walter Bier
(Briefbot Walter)
1967-68