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Amtsblatt Staufenberg
Ausgabe 10/2023
Seite 2 - AB
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KOLUMNE DES BÜRGERMEISTERS

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

die Kitas der Stadt Staufenberg sowie die DRK-Kita Staufenberg nehmen seit Herbst 2022 als Pilotkommune an dem Projekt MEKOKI - MEDIENKOMPETENZ IN KINDERTAGESSTÄTTEN teil.

In Zusammenarbeit mit der Universitätsstadt Marburg, Einsicht - Marburg gegen Gewalt und der Philipps-Universität Marburg (Fachbereich Psychologie) wurde dieses Projekt vom Netzwerk gegen Gewalt, einer interministeriellen Gewaltpräventionsinitiative des Landes Hessen, entwickelt. Die fachliche Beratung im Projekt erfolgt durch Medienpädagoge Jan Rathje aus Darmstadt.

Initiiert und mitentwickelt wurde das Projekt durch Dirk Zettner von der regionalen Geschäftsstelle Mittelhessen des Netzwerks gegen Gewalt im Polizeipräsidium Mittelhessen. Den Kontakt zu uns nach Staufenberg hat unser Hauptamtsleiter Stephan Grün-Fischer hergestellt.

In der heutigen Zeit kommen Kinder immer früher, mehrheitlich als Konsumenten, mit den digitalen Medien in Kontakt, was sowohl Risiken aber auch zahlreiche Chancen mit sich bringt. Erlebnisse und Erfahrungen der Kinder werden mit in die Erziehungs- und Bildungseinrichtungen genommen, was Erzieherinnen und Erzieher sowie pädagogische Fachkräfte oft vor große Herausforderungen stellt.

Ziel des Projektes ist es, dass unsere Kinder frühzeitig Möglichkeiten aber auch Gefahren der digitalen Medien erfassen und lernen mit diesen umzugehen. Dies setzt voraus, dass Erzieherinnen und Erzieher sowie pädagogische Fachkräfte Kinder kompetent und zugewandt in der digitalen Welt begleiten und unterstützen aber auch Eltern und Erziehungsberechtigten beratend zur Seite stehen können. Um dieses Ziel umzusetzen, ist die Qualifizierung aller Fachkräfte von hoher Bedeutung.

Über das Projekt soll zudem verdeutlicht werden, wie digitale Medien im Kindergartenalltag integriert werden können und wie eine kindgerechte Mediennutzung erfolgen kann. Bei den begleitenden Elternabenden steht deren Medienkompetenz und der Hinweis auf ihre Vorbildfunktion im Vordergrund.

Insgesamt nehmen in Staufenberg fünf Kitas mit 80 Erzieherinnen und Erziehern und gut 350 Kindern an dem Projekt teil. Die ersten Elternabende zur Einführung des Projektes haben bereits im Herbst 2022 stattgefunden. Ich bin froh und dankbar zugleich, dass wir mit unseren Kitas als erste Kommune im Landkreis Gießen an diesem Projekt zum Schutz unserer Kinder teilnehmen dürfen.

Nun aber zu einem ganz anderen Thema: „Voraus in die Vergangenheit“ könnte man es vielleicht umschreiben. Dank der Hilfe unserer Lokalhistoriker Susanne Gerschlauer und Volker Hess konnte ich mich in den letzten Tagen mit einem Ereignis beschäftigen, dass sich in diesem Frühjahr zum 750. Mal jährt. Konkret handelt es sich um die erste ZERSTÖRUNG der OBERBURG STAUFENBERG im Jahr 1273.

Vor 750 Jahren - 40 Jahre nach ihrer ersten Erwähnung - war die heutige Oberburg Staufenberg mutmaßlich erstmals Schauplatz einer militärischen Auseinandersetzung zwischen zwei aufstrebenden Territorialmächten im mittelhessischen Raum, deren Ergebnis offenbar starke Zerstörungen waren. Die sich gerade etablierende hessische Landgrafschaft und das Erzbistum Mainz mit Machtansprüchen weit über den heutigen hessischen Raum hinaus sind im 13. und 14. Jahrhundert ständige Rivalen, deren Forderungen meist in kriegerischen Aktivitäten zum Ausdruck gebracht werden. Bündnisverträge und Landfrieden sind zunächst mit mäßigem Erfolg der Versuch, rechtskonform „Ordnung“ zu schaffen. „Kleinere“ Herrschaftsträger der Region, wie etwa die Grafen von Ziegenhain müssen sich häufig durch wechselnde Unterstützung der „Großen“ arrangieren.

Vermutlich im Frühjahr 1273 eskalieren die Konflikte zwischen Mainz und Hessen ein weiteres Mal. Gräfin Hedwig von Ziegenhain unterstützt im Sinne ihres unlängst verstorbenen Ehemanns Gottfried V. weiterhin den Mainzer Erzbischof Werner. Somit sind neben den mainzischen Besitzungen auch ziegenhainische Burganlagen im mittelhessischen Raum Ziel landgräflicher Offensiven: Die ziegenhainischen Burgen Gemünden an der Straße und Staufenberg sowie die Wenigenburg beim mainzischen Amöneburg werden zerstört.

Der mit den militärischen Erfolgen verbundene Machtgewinn Landgraf Heinrichs I. von Hessen veranlasst die ziegenhainische Partei wohl eher weniger freiwillig sich ihm anzunähern. Daraus resultiert ein am 7. November 1274 in Grünberg geschlossener Vertrag, wonach Mechthild, die zweite Tochter des Landgrafen, und der noch minderjährige Sohn Gottfried der Gräfin Hedwig einander verlobt werden. Der Vertragstext sieht auch die Wiederherstellung der Burgen Staufenberg und Gemünden an der Straße durch den Landgrafen vor, sobald Gottfried das zwölfte Lebensjahr erreicht hat.

Die Zerstörungen von 1273 und die anschließenden Wiederherstellungen haben am Baukörper der heutigen Oberburg durchaus Spuren hinterlassen, die durch bauhistorische und archäologische Untersuchungen erschlossen werden können. Im Zuge der in den nächsten Jahren anstehenden, von Bund, Land Hessen aber auch vom Landkreis Gießen geförderten Sanierungsmaßnahmen sind hier vielversprechende Einblicke in die Geschichte der Oberburg Staufenberg zu erwarten. Die Heimatvereinigung Staufenberg e.V. wird die Maßnahmen durch Führungen und Präsentationen aktiv begleiten. Ein erster bauhistorischer Vorbericht erscheint in den nächsten Wochen in den „Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins Gießen e.V. 107 (2022)“ aus der Feder von Susanne Gerschlauer und Volker Hess. Wir können gespannt sein.

Es grüßt Sie herzlich

Ihr
Peter Gefeller
Bürgermeister