Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
seit einigen Tagen bereits schreiben wir das Jahr 2023. Eine neue Jahreszahl, ein neuer Kalender - da stellt sich leicht der Eindruck ein, dass auch ganz neue Chancen und Möglichkeiten vor uns liegen. Nun wissen wir freilich, dass ein Jahreswechsel keine wirkliche Zäsur ist. Doch davon auszugehen, die Dinge neu in die Hand nehmen zu können, gibt Zuversicht und eröffnet neue Perspektiven.
Dies gilt erst recht nach einem Jahr, das wie kaum ein anderes zuvor von Krisen geprägt war. Wir erlebten und erleben leider bis heute Krisen, die sich überlagern, teilweise gegenseitig verstärken, teilweise bedingen.
War noch zu Beginn des alten Jahres die Corona-Pandemie das alle und alles beherrschende Thema, steht seit dem 24. Februar 2022 der russische Angriffskrieg auf die Ukraine im Mittelpunkt des öffentlichen und privaten Interesses. Millionen Menschen befinden sich in seiner Folge auf der Flucht. Auch wir in Staufenberg konnten durch hohen ehrenamtlichen Einsatz viele ukrainische Flüchtlinge aufnehmen. Dieser Krieg bedeutet für viele eine Zeitenwende, auch für uns und unsere Stadt.
In seiner Folge explodierten nicht nur die Energiepreise auch unsere Energiesicherheit ist seitdem in Frage gestellt. Zudem stiegen die Kosten für alle Lebensbereiche, insbesondere die Zinsen schossen in lange nicht mehr gekannte Höhen. Alles zusammen hat eine starke Inflation entstehen lassen. Und über allem steht die Klimakrise, die sich mit Hitze, Dürre und Flut auch bei uns längst bemerkbar gemacht hat.
Trotz oder besser gesagt wegen dieser vielen Krisen gilt für uns alle, neue Perspektiven zu entwickeln, um die Lebensqualität in Staufenberg zu erhalten und, wo möglich, zu verbessern sowie ein gutes Fundament für die Zukunft unserer Stadt zu legen. Das müssen unsere gemeinsamen Ziele auch und gerade im Jahr 2023 sein.
Mit vereinten Kräften und Anstrengungen haben wir viel dafür getan, Staufenberg gut zu positionieren. Sicher, nicht alles was uns vorschwebte, konnten wir auch realisieren. Aber wir brauchen uns nicht zu verstecken, wenn wir einen kurzen Rückblick auf das Jahr 2022 wagen.
Im Januar konnten sich die Städte Lollar und Staufenberg mit dem Landkreis Gießen über eine Förderung der anstehenden Arbeiten am Hallenbad an der Clemens-Brentano-Europa-Schule einigen. Das Dach der Schwimmhalle muss ebenso wie das des Eingangsbereichs saniert werden. Der Kreis wird sich mit insgesamt 400.000 EUR an den Sanierungskosten beteiligen. Dafür bin ich sehr dankbar. Die Sanierung der Dächer wird in Kürze starten. Unser Ziel ist es, das Hallenbad mit Beginn des neuen Schuljahres wieder zu öffnen. Ich bin guter Dinge, dass uns dies gelingen wird.
Im Februar lautete in der heimischen Presse eine Schlagzeile: „Richtfest ohne Fest“. Gemeint war die Fertigstellung des Rohbaus der neuen Grundschule Staufenberg, die wegen der Pandemie ohne das übliche Richtfest „gefeiert“ wurde. Für das große Engagement des Landkreises kann ich mich als Standortbürgermeister nur ganz herzlich bei allen Kreisverantwortlichen bedanken. Um in der Zukunft für unsere jungen Familien gut aufgestellt zu sein, braucht Staufenberg diesen modernen Ort der Bildung.
Im März zeigte Staufenberg Flagge. Als Zeichen der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine hatte ich vor dem Rathaus die Flagge der Bürgermeister für den Frieden gehisst, der Posaunenchor Daubringen gab ein kleines aber sehr feines Platzkonzert und der Verein „Staufenberg vereint“ hatte zusammen mit ehrenamtlichen Helfern mit Wurzeln aus der Ukraine ein sehr gut besuchtes Benefiz-Essen vor dem JUZ Mitte organisiert.
Im April lautete das Motto beim Papalala-Festival: Rock für den Frieden. Den Frieden in der Ukraine konnten die Papalala-Macher mit ihrem Rockfestival in der Treiser Sport- und Kulturhalle zwar nicht liefern, wohl aber eine große Unterstützung für die Geflüchteten vor Ort.
Im Mai stellte die heimische Presse meine 500. Kolumne vor. Hierfür möchte ich mich nochmals bedanken. Mein Dank gilt aber auch Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Denn ohne Ihr Interesse hätte ich wohl kaum so viele Kolumnen schreiben können.
Im Juni unternahmen Staufenberger Radfahrer eine Spendentour nach Sylt. Über Berge, durch Regen, Wind und Sturm strampelten die Radler unermüdlich ihrem Ziel entgegen. Sage und schreibe 75.000 EUR an Spendengeldern konnten sie einfahren. Eine tolle Zahl, wie ich finde.
Im Juli fand ein Treffen von Unternehmerinnen und Unternehmer statt, die sich demnächst auf dem Gelände der InterKom bei Heskem ansiedeln werden. Das Gewerbegebiet Interkom ist ein außergewöhnliches Projekt. Um dieses Gebiet zu entwickeln, haben sich drei Kommunen - die Städte Marburg und Staufenberg sowie die Gemeinde Ebsdorfergrund - zusammengetan. Es ist ein Leuchtturmprojekt und Musterbeispiel, das vom Land Hessen mit 1,5 Millionen Euro unterstützt wurde.
Im August gab’s mit dem „Wunder von Mainzlar“ die wichtigste Schlagzeile des letzten Jahres. Die schon beschlossene Schießung des RHI-Werks in Mainzlar konnte abgewendet werden. Es gibt einen Neustart für unsere „Schamott“. Weit über 100 Arbeitsplätze konnten damit für Staufenberg und die ganze Region gerettet werden.
Im September wurde der Aktivpark Lumdatal mit zwei Jahren Verspätung öffentlich vorgestellt. Der Grund für diese verspätete Eröffnung lag natürlich auch an der Pandemie. Gerade in ihr bot der Park jedoch den vielen Freizeitsportlern Gelegenheit aktiv zu sein. Ob Basketball, Beach-Volleyball, Eisstock, Tennis, Reiten oder Turnen an der Calisthenic-Anlage: Für Sportbegeistere hat der Aktivpark viel zu bieten.
Im Oktober konnten wir mit der Holzvergasungsanlage eine neue Energiesparmaßnahme vorstellen, die wir gemeinsam mit den Stadtwerken Gießen auf dem Gelände des städtischen Bauhofs errichten wollen. Weiter wurde eine Machbarkeitsstudie für neue Wanderwege zwischen dem Lumdatal und dem Ebsdorfergrund bewilligt. Und für Treis konnte es endlich mit dem energetischen Quartierskonzept losgehen.
Im November lautete die Schlagzeile „Volldampf voraus in Mainzlar“. Der Vertrag über die Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke von Lollar nach Mainzlar, als Grundvoraussetzung für den Fortbestand des RHI-Werks, konnte in einem feierlichen Rahmen unterzeichnet werden. Am Ende des Monats stimmte die Stadtverordnetenversammlung dem Kauf der Gaststätte Zum Bahnhof zu. Nun gilt es, diese Traditionsgaststätte mit Leben zu füllen.
Im Dezember setzten die Nordkreis-Kommunen ihre sehr gute Zusammenarbeit im Tourismus fort. Anna Erb, die Beauftragte der „Gießener Lahntäler“, konnte schon zu Beginn des neuen Jahres ihre Arbeit im Staufenberger Rathaus aufnehmen. In der Silvesterausgabe blickte Boris Saizew auf ein Jahr zwischen den Welten zurück. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat auch seinen Alltag in Treis verändert. Vielen Menschen konnte Boris schon helfen. Die Hilfe soll auch in diesem Jahr fortgesetzt werden. Wo immer ich kann, werde auch ich helfen.
Und was wird nun in 2023 passieren?
Nun, das wichtigste Projekt ist aus meiner Sicht sicher der Windpark Lumdatal. Gemeinsam mit unseren Nachbarkommunen und unseren Bürgerinnen und Bürgern wollen wir mit diesem Windpark unseren Beitrag zur Energiewende leisten. Dieser umfasst nicht nur die Inbetriebnahme der drei Windräder im Staufenberger Wald, sondern auch eine finanzielle Beteiligung an der Energiegesellschaft, die diesen Windpark betreiben wird. Er wird der erste, echte Bürgerwindpark im Landkreis Gießen sein.
Weiter werden wir zusammen mit den Stadtwerken Gießen mit der Holzvergasungsanlage auf dem Gelände des Bauhofs ein neues Energiesparprojekt für unsere Vitale Mitte umsetzen. Das ist die richtige Antwort auf die Diktatoren und Despoten dieser Welt, die fossile Brennstoffe als politische Waffe gegen uns alle einsetzen.
Und in Treis gilt es nach dem Erwerb der Gaststätte Zum Bahnhof zu prüfen, ob in dieses dorfbildprägende Haus neben einem Dorfladen auch eine Begegnungsstätte für gesellige Zusammenkünfte integriert werden kann. Wichtig ist mir dabei, dass wir in den gesamten Planungs- und Umsetzungsprozess nicht nur die Politik, sondern auch die Treiser Ortsvereine und die Kirche einbinden.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich wünsche Ihnen und Ihren Familien für das Jahr 2023 alles erdenklich Gute, viel Glück und Zufriedenheit und vor allem viel Gesundheit.
Es grüßt Sie herzlich