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Amtsblatt Staufenberg
Ausgabe 20/2024
Seite 2 - AB
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KOLUMNE DES BÜRGERMEISTERS

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

nach einer zweiwöchigen Pause und weiterer Besserung meiner Gesundheit freue ich mich heute, wieder in die Welt der Kolumnen einzutauchen. Während der „kolumnenfreien Zeit“ erreichte mich eine interessante E-Mail vom BUND DER STEUERZAHLER.

Die besagte E-Mail thematisierte den Kauf der Gaststätte „Zum Bahnhof“ in Treis Ende 2022. Diese wichtige Angelegenheit nahm ich zum Anlass, sie den Mitgliedern unserer Stadtverordnetenversammlung zur Beratung und anschließenden Abstimmung vorzulegen. Einhellig beschlossen sie, auf die E-Mail des Steuerzahlerbundes zu reagieren und diesen zu einem Treffen im „Bing“ einzuladen. Gerne folgte ich diesem Beschluss.

Um auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, über den Inhalt meiner Antwort an den Steuerzahlerbund zu informieren, möchte ich mein Schreiben nun öffentlich machen und in dieser Kolumne präsentieren. Mit dieser Transparenz möchte ich sicherstellen, dass alle Bürgerinnen und Bürger über die Angelegenheiten, die unsere Stadt betreffen, informiert sind. Im Folgenden finden Sie den Wortlaut meiner Antwort:

„Das Objekt der ehemaligen Gaststätte „Zum Bahnhof“ im Stadtteil Treis ist ein Traditionsgebäude, welches dringend einer Erhaltung bedarf und aus sehr guten Gründen von der Stadt Staufenberg zu einem Preis von insgesamt 220.000,-- €, nicht wie von Ihnen genannt 270.000,-- €, erworben wurde. Die Stadtverordnetenversammlung sah die Notwendigkeit und den Auftrag, für den Stadtteil Treis eine Begegnungsstätte mit evtl. Dorfladen/Dorfcafe zu schaffen.

Zum Hintergrund des Erwerbs ist zu sagen, dass der Stadtteil Treis ein Ort ist mit sehr hoher Lebensqualität und sehr engagierten Einwohner/-innen. Der kleine Ort (ca. 2.150 Einwohner/-innen) hat in den vergangenen Jahren kaum an Attraktivität verloren, im Gegenteil, das Engagement der Treiser Bürgerinnen und Bürger für „ihren Ort“ ist immens hoch. Sehr gerne würden wir Sie hier begrüßen und Ihnen die ehemalige Gaststätte „Zum Bahnhof“ persönlich zeigen.

Zum Kauf wurde die Stadt u.a. angeregt durch die vielen Vereine, die nach dem Ende der sehr langjährigen Ära der Gaststätte „Bing“, wie sie bei uns genannt wird, keine Räumlichkeiten mehr fanden, um dort z.B. ihre Übungsstunden und Singstunden abzuhalten oder gesellige Treffen zu vereinbaren. Auch aufgrund der in der Vergangenheit wegbrechenden Infrastruktur sah sich die Stadt in der Pflicht, für die Bürgerinnen und Bürger einen Ort zu schaffen, an dem man sich treffen, austauschen und verweilen kann; dies bot sich einmalig mit dem Kauf der Gaststätte „Zum Bahnhof“ an.

Im Stadtteil Treis gibt es, außer einem Geldautomaten keine Infrastruktur mehr. Der Lebensmittelmarkt, die Bäckerei, der Metzger und die Banken schlossen nach und nach. Als letzter Ort von Begegnungen musste im Jahre 2022 die allseits beliebte und stark frequentierte „Bing“ schließen. Aus diesem Grunde sah die Stadt Staufenberg einen dringenden Handlungsbedarf und es wurden nach und nach Konzepte entwickelt, wie man die Gaststätte als neuen Treffpunkt wiederbeleben könnte.

Die Stadt ist den Einwohnern von Treis sehr dankbar, die sofort in Absprache mit der Stadt „das Ruder in die Hand nahmen“ und einen Verein „Treiser Dorfleben“ gründeten. Am 09. Mai 2023, wie Sie richtigerweise erwähnten, lud der Verein zu einer „Ideenwerkstatt“ in die Gaststätte Bing ein. Übrigens, der große Saal war brechend voll, soviel zu dem Engagement der Treiser Bürger/-innen. Des Weiteren sei zu erwähnen, dass sich an diesem Abend bereits 21 Personen in eine Liste eintrugen, um ihre Bereitschaft zur Mitarbeit zu signalisieren.

Im Laufe der ersten offiziellen Versammlung wurden sehr viele Ideen notiert, besprochen und entwickelt, so dass der Verein „Treiser Dorfleben“ mit diesen vielfältigen Ergebnissen weiterarbeiten konnte. Bereits beim zweiten „Workshop“ ein paar Monate später wurden die Ideen im Detail weiterentwickelt und verfeinert.

Im Endergebnis und nach sehr viel Einsatzbereitschaft der Treiser Bürgerinnen und Bürger und dem Verein „Treiser Dorfleben“ kann man von einem Erfolgsprojekt sprechen.

Mit dem Verein „Treiser Dorfleben“ schloss die Stadt zum 01.01.2024 einen - vorerst einjährigen - Nutzungsvertrag zum Betrieb einer Begegnungsstätte für kulturelle, festliche oder sonstige Veranstaltungen ab. Dieser Nutzungsvertrag beinhaltet die Räumlichkeiten des gesamten Erdgeschosses, wie z.B. auch eine Kegelbahn, eine Küche, Sanitärbereiche mit insgesamt 348 Quadratmeter Nutzfläche.

Bis zum heutigen Tag - man bedenke nach nur 4 Monaten - fanden/finden z.B. folgende Veranstaltungen statt: „Kneipenabend“ jeden Mittwoch, Bewirtung durch ehrenamtliche Mitglieder des Vereins, Auftritt des Künstlers Peter Schomber, Konzert Markus Leukel and Friends, Pflanzworkshop, Jahreshauptversammlungen der Treiser Vereine

Derzeit werden Gespräche mit dem Landkreis Gießen zur Schaffung von Räumlichkeiten für eine Schülerbetreuung geführt (die Grundschule befindet sich in direkter Nachbarschaft zur ehemaligen Gaststätte). Selbstverständlich würde die Anmietung von Räumlichkeiten durch den Landkreis zugunsten der Stadt über eine Miete abgeglichen.

Bemerkenswert ist auch die Annahme des „Bing“ von der Bevölkerung in der nur kurzen Zeit. Viele Anfragen für private Feierlichkeiten beweisen, dass es die richtige Entscheidung war, die Traditionsgaststätte zum Erhalt eines belebten Dorfes zu erwerben und keinesfalls hier von einer Verschwendung von Steuergeldern auszugehen ist.“

Die letzte Aussage wird auch von heimischen Pressevertretern bestätigt, die beispielsweise die erste TREISER PFLANZBÖRSE am vorletzten Sonntag wieder als tollen Erfolg für den „Bing“ gesehen haben. „Tippi, toppi“ sei alles gewesen, noch dazu sehr lehrreich. Alleine 60 Sorten an Tomaten hätten zur Auswahl gestanden. Der Kuchen habe gar nicht oder gerade so gereicht, so gut sei er weggegangen. Die Pflanzenbörse soll nächsten Jahr - natürlich wieder im „Bing“ - wiederholt werden, dann sogar inklusive Außenbereich. Der Steuerzahlerbund könne ruhig kommen.

Dem ist aus meiner Sicht nichts hinzuzufügen, außer Danke zu sagen, den Menschen, die sich über den Verein „Treiser Dorfleben“ um den Erhalt des „Bing“ äußerst aufopferungsvoll kümmern.

Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Peter Gefeller
Bürgermeister