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Amtsblatt Staufenberg
Ausgabe 26/2025
Seite 2 - AB
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KOLUMNE DES BÜRGERMEISTERS

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

vergangene Woche stand unsere Stadt ganz im Zeichen des STAUFENBERGER KRÄMERMARKTS - und was für eine Woche das war! Bei strahlendem Sonnenschein schlenderten am Fronleichnamstag Hunderte durch die Marktstraßen rund um die Burg. Lachen, Stimmengewirr und der Duft der ungarischen, portugiesischen und deutschen Spezialitäten - es fühlte sich fast ein wenig wie eine Reise in eine andere Zeit an.

Schon am Vorabend herrschte ausgelassene Stimmung rund um den Peter-Kurzeck-Platz. Beim traditionellen Fassbieranstich feierten vor allem junge Menschen bis in die frühen Morgenstunden hinein. Und es gab in diesem Jahr auch wirklich einen besonderen Anlass: Der 40. Staufenberger Krämermarkt - ein kleines Jubiläum mit großer Wirkung.

Ein Blick in die Geschichte zeigt: Schon im Mittelalter wurden Staufenberg von Landgräfin Elisabeth Dorothea von Hessen Marktrechte verliehen. Doch über die Jahrhunderte gerieten diese in Vergessenheit - bis 1983, als man sie im Rahmen der 750-Jahr-Feier der Stadt wiederentdeckte. Eigentlich hätte der 40. Markt bereits 2022 stattfinden sollen, aber Corona machte uns bekanntlich einen Strich durch die Rechnung. Umso schöner, dass wir dieses besondere Ereignis nun endlich feiern konnten.

Was den Krämermarkt auszeichnet, ist nicht nur seine Geschichte, sondern das Gemeinschaftsgefühl, das er jedes Jahr aufs Neue schafft. Vereine aus allen vier Ortsteilen haben mit tatkräftiger Hilfe dazu beigetragen, dass der Markt reibungslos über die Bühne ging. Ein herzliches Dankeschön an alle Helferinnen und Helfer - ebenso wie an die Anwohnerinnen und Anwohner, die jedes Jahr viel Geduld für die mit dem Markt verbundenen Einschränkungen aufbringen.

Vielleicht liegt dieses Verständnis auch daran, dass viele den Krämermarkt längst zu ihrem eigenen Volksfest gemacht haben - zu einem Ort, an dem die Bindung zur Stadt greifbar wird. Gerade in einer Zeit, in der alles im Wandel ist, Entscheidungen fernab getroffen werden und die Welt scheinbar immer größer wird, sehnen wir uns nach einem Ort, an dem wir uns zu Hause fühlen. Und Heimat - das ist dort, wo man mitreden kann, wo man sich kennt, wo man dazugehört.

Der Krämermarkt ist ein Spiegel dieses Bedürfnisses. Er bringt Menschen zusammen, die sich sonst vielleicht nie begegnen würden. In lockerer Atmosphäre wird geredet, gelacht, gefeiert - und genau das ist es, was eine Gemeinschaft stark macht. Und natürlich darf auch der Spaß nicht zu kurz kommen. Denn mal ehrlich: Wem tut es nicht gut, dem Alltag für ein paar Stunden zu entfliehen, neue Eindrücke zu sammeln und die eigenen Batterien wieder aufzuladen?

Ich hoffe, Sie konnten genau das beim diesjährigen Krämermarkt erleben und freuen sich ebenso wie ich schon auf das nächste Jahr. Denn eines ist sicher: Unser Krämermarkt ist weit mehr als nur ein Markt. Er ist ein Stück Zuhause.

Manchmal geraten Themen in die Öffentlichkeit, die einen tief erschüttern - nicht nur als Bürger, sondern auch persönlich. Mich hat in den letzten Tagen besonders ein Fall betroffen gemacht: die ANGRIFFE AUF RICHTER des Verwaltungsgerichts Berlin, die jüngst Entscheidungen zur Zurückweisung von Asylsuchenden an der deutschen Grenze getroffen haben.

Was war geschehen? Das Verwaltungsgericht Berlin hatte Anfang Juni in mehreren Eilverfahren entschieden, dass Zurückweisungen von Personen, die bei einer Grenzkontrolle ein Asylgesuch äußern, gegen das Unionsrecht verstoßen. Denn laut der Dublin-III-Verordnung der Europäischen Union dürfen diese Menschen nicht einfach abgewiesen werden. Vielmehr muss im Einzelfall geklärt werden, welcher EU-Staat für das jeweilige Asylverfahren zuständig ist. Die Berliner Richter machten zugleich deutlich, dass eine sofortige Einreise ins Bundesgebiet nicht verlangt werden könne - das Verfahren könne auch im grenznahen Raum stattfinden.

Soweit, so rechtsstaatlich. Doch statt einer sachlichen Auseinandersetzung folgte ein medialer Shitstorm. Besonders hervor tat sich das rechtspopulistische Portal Nius, das - ohne jeglichen Beleg - von einem „Geheimplan der Asyl-Lobby“ sprach und die persönliche Vergangenheit eines der Richter ins Visier nahm: ein grünes Parteibuch, frühere Kontakte zu linken Organisationen - als wäre allein das schon ein Beweis mangelnder Neutralität. Die Folge: öffentliche Hetze, Einschüchterungen, Bedrohungen.

An diesem Punkt endet jede legitime Kritik. Hier wird eine Grenze überschritten, die wir als Gesellschaft niemals hinnehmen dürfen. Denn wer Richterinnen und Richter bedroht, der bedroht nicht nur einzelne Personen, sondern stellt sich offen gegen unseren Rechtsstaat. Und dieser beruht auf einem ganz simplen, aber zentralen Prinzip: Gerichtsentscheidungen müssen akzeptiert werden - auch dann, wenn sie nicht ins eigene Weltbild passen.

Natürlich kann man Urteile diskutieren, sie kritisieren, sie juristisch oder politisch hinterfragen. Das ist gelebte Demokratie. Aber eine solche Diskussion muss argumentativ geführt werden - nicht mit Unterstellungen, Diffamierungen oder Drohungen. Wer den Rechtsstaat angreift, indem er seine unabhängigen Institutionen unter Druck setzt, handelt verantwortungslos. Denn eine Gesellschaft ohne unabhängige Justiz ist keine freie Gesellschaft mehr.

Gerade in aufgeladenen Zeiten müssen wir wachsam bleiben. Unsere Richterinnen und Richter verdienen unseren Respekt und unseren Schutz - nicht, weil sie unfehlbar sind, sondern weil sie das Rückgrat unseres Rechtsstaates bilden. Wer das angreift, trifft uns alle.

Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Peter Gefeller
Bürgermeister