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Amtsblatt Staufenberg
Ausgabe 36/2022
Seite 2 - AB
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KOLUMNE DES BÜRGERMEISTERS

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

WASSERSPAREN UND BÄUMEWÄSSERN - wie passt das zusammen? In der letzten Woche wurde in Facebook die Frage gestellt, wie es denn sein könne, dass die Stadt einerseits zum Wassersparen aufrufe, andererseits aber selbst Grünanlagen bewässern würde. Hierzu möchte ich heute auch in dieser Kolumne meine Antwort geben: Ja, die Stadt hat zum Wassersparen aufgerufen, was nach wie vor richtig ist. Allerdings haben wir auch die Pflicht, in den Innenbereichen unserer Dörfer die Grünanlagen zu schützen. Wir wässern alle Neuanpflanzungen der letzten Jahre soweit erforderlich und überhaupt leistbar, sonst vertrocknen diese. Das betrifft genauso die Anpflanzungen im Wald oder auch Bäume in den Ortsstraßen, die langsam schlapp machen.

Der ökologische Schaden ist größer, wenn wir Bäume und Sträucher vertrocknen lassen, um sie dann mit großem Aufwand neu zu pflanzen und großzuziehen, wozu auch das Wässern gehört. Gerade Bäume leisten in den Ortslagen einen Beitrag für Beschattung und mindern die Aufheizung, nebenbei produzieren sie Sauerstoff. Die Bewässerung von Sträuchern erfolgte nur in ganz geringem Umfang, das können wir einstellen. Die Bäume werden wir aus den dargelegten Gründen aber weiter bewässern. Dennoch ist eines ganz klar: Wie sicher auch Sie, wünsche ich mir nichts sehnlicher als endlich einen ausgiebigen Regen, der bitte ohne Starkregen über mehrere Tage andauern möge.

Neben dem schwierigen Spagat zwischen Wassersparen und Bewässern der Bäume, beschäftigt uns alle in diesen Tagen auch die Frage: Wie sicher werden wir über den kommenden Winter kommen? Eines ist dabei klar: Die aktuell massiv steigenden Energiepreise belasten nicht nur Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen, sie belasten natürlich auch die Kommunen. Die Energiekrise zwingt auch sie zu sparen.

Dank kluger Haushaltspolitik und flacher Strukturen steht die Stadt Staufenberg schon seit mehreren Jahren solide dar. Dennoch werden auch wir in der kalten Jahreszeit ENERGIESPARMASSNAHMEN vornehmen müssen. Ich hatte hierzu schon vor der Sommerpause gegenüber der heimischen Presse angemerkt, dass wir von Seiten der Verwaltung eine Reihe von Energiesparmaßnahmen ausarbeiten werden, die wir anschließend der Stadtverordnetenversammlung zur Beratung und Beschlussfassung vorlegen. Den zwischenzeitlich ausgearbeiteten Maßnahmenkatalog möchte ich Ihnen heute kurz vorstellen:

Die wichtigste Energiemaßnahme ist natürlich unserer neuer WINDPARK LUMDATAL im Staufenberger Stadtwald. Dieser wird Ende September ans Stromnetz gehen. Jede der drei Anlagen hat eine Leistung von sechs Megawatt, kann also in einer Stunde 6.000 kW Strom produzieren. Unter Berücksichtigung der Abschaltzeiten gehen wir davon aus, dass die drei Anlagen mindestens 40 Mio. kWh pro Jahr an Strom produzieren werden bzw. knapp 10.000 Haushalte pro Jahr mit Strom versorgen können.

So die Stadtverordnetenversammlung ihr zustimmt, werden wir wahrscheinlich noch in diesem Jahr eine weitere, absolut neue Energiemaßnahme mit den Stadtwerken Gießen (SWG) hier in Staufenberg umsetzen. Es handelt sich dabei um den Bau einer HOLZVERGASUNGSANLAGE, die wir zusammen mit den SWG auf dem Gelände unseres Bauhofs aufstellen möchten. Mit dieser Anlage wird einfach gesagt Holzabfall in einem thermochemischen Verbrennungsverfahren in Brenngas umgewandelt. Dieses Gas wird anschließend in ein Blockheizkraftwerk eingeleitet und dort in Strom und Wärme umgewandelt. Nach Aussage der SWG-Verantwortlichen wird die in Staufenberg zum Einsatz kommende Anlage 2.100 kWh an Wärme und 1.050 kWh an Strom produzieren. Damit können alleine mit dieser Anlage pro Jahr über 100 Einfamilienhäuser mit Wärme und gut 300 Einfamilienhäuser mit Strom versorgt werden. Zudem werden mit dieser Anlage pro Jahr rund 1.550 kg CO₂eingespart. Ich bin sehr dankbar, dass die SWG diese äußerst innovative Anlage gerade jetzt in dieser schwierigen Zeit hier bei uns Staufenberg installieren werden. SWG-Vorstand Matthias Funk wird die Anlage schon in der kommenden Sitzung unserer Stadtverordnetenversammlung am 27. September vorstellen.

Die Produktion eigenen Stroms durch regenerative Anlagen wie unseren Solarpark Buchenberg oder den neuen Windpark Lumdatal sowie die Eigenproduktion von Strom und Wärme über beispielsweise eine Holzvergasungsanlage sind die richtigen Antworten auf die Diktatoren und Despoten der Welt, die fossile Brennstoffe als „politische Waffe“ gegen uns alle einsetzen.

Trotz der tollen Energiegewinnungsanlagen, die hier in Staufenberg entstanden sind bzw. noch entstehen, werden wir nicht umhinkommen, auch Maßnahmen zur Energieeinsparung vorzunehmen.

Die wichtigste und effektivste Maßnahme ist dabei die bereits seit 2012 bestehende und heute von ganz vielen Bürgerinnen und Bürgern akzeptierte NACHTABSCHALTUNG der STRASSENLEUCHTEN, deren Start wir von 01:00 Uhr auf 00:00 Uhr vorziehen wollen. Auch wenn es sich hierbei lediglich um eine Stunde handelt, werden wir nach Auskunft der SWG-Verantwortlichen alleine durch diese Maßnahme zukünftig pro Jahr 20.000 kWh Strom sparen.

Ferner prüfen wir gerade, welchen Aufwand wir für die Erweiterung der Nachtabschaltung auch auf die Straßenleuchten aller Durchgangstraßen betreiben müssen. Bekanntlich sind diese Leuchten bisher nicht ausgeschaltet. Sobald das angeforderte Angebot der SWG vorliegt, werden wir auch hierzu einen Vorschlag unterbreiten.

Weiter werden wir die Umrüstung der Straßenleuchten auf LED-Leuchtmittel fortsetzen. Bereits in den letzten Jahren haben wir rund ein Drittel der Straßenleuchten umrüsten können. Dabei wurde und wird stets darauf geachtet, dass immer zuerst die ältesten Straßenleuchten mit dem höchsten Energieverbrauch mit LED-Leuchtmitteln ausgestattet werden. Da wo es möglich ist, wurden und werden sogenannte Retrofit-Leuchtmittel eingebaut, also solche, die lediglich die alten Leuchtmittel ersetzen. Unser Ziel ist nun, so schnell wie möglich alle unsere Straßenleuchten mit LED-Leuchtmittel auszustatten.

Entsprechend den neuen bundesgesetzlichen Vorgaben dürfen öffentliche Gebäude wie unsere Hallen oder auch das Rathaus nur noch bis 19 Grad Celsius geheizt werden. Dies gilt bereits seit dem 01. September und wird von uns auch eingehalten. Ausgenommen sind die KiTas, dort werden wir die Raumtemperatur weiterhin auf 21 Grad Celsius einstellen.

In den beiden HALLEN schlägt die Verwaltung für den Sportbetrieb eine Reduzierung der Innentemperatur um weitere zwei Grad Celsius sowie die Schließung der Duschen vor. Dies soll von Oktober bis März gelten. Weiter sollten in der Sport- und Kulturhalle Treis die Leuchtmittel auf LED getauscht werden. In allen anderen städtischen Liegenschaften ist dies bereits geschehen.

Im RATHAUS, dem BAUHOF und den KITAS werden wir zudem alle privaten Elektrogeräte entfernen. Neben der Energieeinsparung sorgt diese Maßnahme auch für mehr Sicherheit in den städtischen Gebäuden.

Ferner soll im Rathaus das MOBILE ARBEITEN weiter ausgebaut werden, was speziell für die Freitage gelten wird. Denn wir möchten im Rathaus schon ab Donnerstagabend die Heizung auf Frostsicherung herunterfahren und anschließend bis zum nächsten Montag über drei Tage hinweg komplett Strom und Gas im Rathaus einsparen.

Im Übrigen haben wir schon in den letzten Jahren in den städtischen Liegenschaften die Heizungssysteme optimiert bzw. teilweise sogar erneut. Darüber hinaus ist jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter angewiesen, beim Verlassen der Arbeitsräume alle Elektrogeräte auszuschalten und die Räume mittels Stoßlüften richtig zu lüften und zu heizen.

Wir hoffen, mit diesen Maßnahmen unsere Stadtverordneten überzeugen zu können, die über ihre Umsetzung schon in der nächsten Sitzung am 27. September entscheiden werden. Sie alle sind bereits heute herzlich eingeladen, an dieser wie immer öffentlichen Sitzung teilzunehmen.

Es grüßt Sie herzlich

Ihr
Peter Gefeller
Bürgermeister