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Amtsblatt Staufenberg
Ausgabe 39/2024
Seite 2 - AB
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KOLUMNE DES BÜRGERMEISTERS

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

JAN MICHEL ist der neu gewählte STAUFENBERGER STADTBRANDINSPEKTOR (SBI). Ende August fand eine außerordentliche Mitgliederversammlung der Einsatzabteilungen der Schutzbereiche Mitte und Treis im Feuerwehrhaus Mitte statt. Dort wurde der junge Familienvater mit überwältigender Mehrheit zum neuen SBI gewählt.

Gleichzeitig stand auch die Wahl des zweiten stellvertretenden Stadtbrandinspektors an. Für diese Position stellte sich dankenswerterweise Andreas Prikryl zur Wahl. Auch er wurde mit großer Mehrheit gewählt.

Das Führungstrio unserer Freiwilligen Feuerwehr wird durch Michael Klier als erster stellvertretender Stadtbrandinspektor komplettiert. Klier wurde erst letztes Jahr in diese Funktion für weitere fünf gewählt. Seine Wahl stand damit in diesem Sommer nicht an.

Im Namen des Magistrats gratuliere ich Jan Michel und Andreas Prikryl auch von dieser Stelle aus nochmals ganz herzlich zu ihrer jeweiligen Wahl. Ich freue mich auf fünf Jahre der guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit unserem neuen SBI und seinen beiden Stellvertretern Michael Klier und Andreas Prikryl. Die drei sind ein gutes und erfahrenes Führungstrio, das für unsere Feuerwehr und damit auch für unsere Stadt nur gut sein kann.

In den letzten Wochen häufen sich die Fragen, insbesondere in den sozialen Medien: „Was geht da vor sich in der LUMDAAUE ZWISCHEN DAUBRINGEN UND LOLLAR?“ Es ist verständlich, dass viele Menschen neugierig sind, denn wer öfter entlang der Lumda spazieren geht oder die Landschaft in dieser Region kennt, wird die umfangreichen Arbeiten entlang des Flusslaufs bemerkt haben. Heute möchte ich diese Frage ausführlich beantworten und Licht auf die Hintergründe dieses wichtigen Projekts werfen.

Um zu verstehen, was hier geschieht, lohnt es sich, einen Blick auf die politischen Vorgaben zu werfen. Die aktuellen Bauarbeiten basieren auf der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) 2021-2027, die sich das ehrgeizige Ziel gesetzt hat, alle Flüsse und Seen Europas in einen ökologisch guten Zustand zu bringen. Für Hessen bedeutet das: Flüsse und Seen sollen in ihrem natürlichen Zustand oder zumindest in einem naturnahen Zustand wiederhergestellt werden. Dies ist ein zentraler Schritt für den Erhalt unserer Ökosysteme und den Schutz der Artenvielfalt.

Der WASSERVERBAND LUMDATAL spielt hier eine entscheidende Rolle. Bereits im Oberlauf der Lumda wurden in den letzten Jahren Maßnahmen zur Renaturierung durchgeführt. Nun konzentrieren sich die Arbeiten auf den Unterlauf, der sich zwischen Daubringen und der Einmündung in die Lahn erstreckt. Es handelt sich um einen Bereich, der durch menschliche Eingriffe stark verändert wurde. Doch was bedeutet das genau?

Der Unterlauf der Lumda, speziell zwischen Daubringen und Lollar, ist ein Paradebeispiel für die Veränderungen, die unsere Flüsse im Laufe der Zeit durch Landwirtschaft, Siedlungsbau und Verkehr erfahren haben. Ursprünglich war dieser Teil des Flusses von naturnahen Auenlandschaften geprägt. Heute hingegen sind diese Auen größtenteils verschwunden, zugeschüttet oder überbaut, um landwirtschaftliche Flächen oder Siedlungen zu schaffen. Hinzu kommen Staueinrichtungen, die den natürlichen Flusslauf und den Uferbereich stark beeinträchtigt haben.

Die Konsequenzen sind gravierend: Ein Fluss, der einst frei floss, wurde aufgestaut, seine Ufer begradigt und seine Flusssohle ist bis zum Ufer unnatürlich verändert. Für das Auge des Laien mag dies kaum auffallen, doch aus ökologischer Sicht ist dies ein schwerwiegendes Problem. Denn naturnahe Flüsse sind essenziell für das Überleben vieler Tier- und Pflanzenarten. Durch diese Veränderungen wurde der Lebensraum vieler Arten massiv eingeschränkt.

Um diesen Zustand zu verbessern, konzentrieren sich die aktuellen Arbeiten des Wasserverbands Lumdatal auf die Renaturierung des Flusses und seiner Auen. Dies ist ein aufwändiger Prozess, der Erdarbeiten und den Bau naturnaher Auengewässer umfasst. Ziel ist es, dem Fluss und seiner Umgebung wieder mehr Raum und eine natürliche Struktur zu geben. Dafür werden nicht nur neue Gewässer geschaffen, sondern auch Sohlanhebungen durchgeführt, um die Fließgeschwindigkeit zu verringern und die Vielfalt an Lebensräumen zu fördern.

Die Arbeiten werden in zwei Abschnitten ausgeführt, die etwa 500 Meter voneinander entfernt liegen. Der entnommene Oberboden wird nicht einfach entsorgt, sondern für die Verbesserung von Ackerflächen in der Region verwendet - ein weiterer Beitrag zur Nachhaltigkeit des Projekts.

Die geplanten Maßnahmen haben nicht nur ökologische Vorteile, sondern dienen auch dem Hochwasserschutz. Ein zentrales Element des Projekts ist der Bau einer größeren Flutmulde vor der Ortslage Lollar. Diese rund 2.800 Quadratmeter große Fläche wird dazu beitragen, überschüssiges Wasser bei Hochwasserereignissen aufzunehmen, um so die umliegenden Siedlungen besser zu schützen. Gleichzeitig wird durch diese Mulde die ökologisch wertvolle Auenlandschaft wiederhergestellt, die in der Vergangenheit durch menschliche Eingriffe stark beeinträchtigt wurde.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Arbeiten in einem besonders schützenswerten Gebiet stattfinden. Die Lumdaaue zwischen der Lollarer Holzmühle und Mainzlar liegt im Landschaftsschutzgebiet „Auenverbund Lahn-Dill“ und befindet sich zudem im Überschwemmungsgebiet der Lumda. Dies bedeutet, dass die Bauarbeiten unter strengen Umweltauflagen stattfinden müssen.

Um sicherzustellen, dass alle Maßnahmen im Sinne des Umwelt- und Bodenschutzes korrekt umgesetzt werden, werden die Arbeiten von ökologischen und bodenkundlichen Fachleuten begleitet. Dies ist ein wichtiger Bestandteil des Projekts, nur so kann gewährleistet werden, dass der Eingriff in die Natur so schonend wie möglich erfolgt.

Die Gesamtkosten für das Renaturierungsprojekt belaufen sich auf 628.500 EUR. Ein Großteil dieser Summe, nämlich 87 Prozent, wird aus dem Landesprogramm für Gewässerentwicklung und Hochwasserschutz gefördert. Dies unterstreicht die Bedeutung, die das Land Hessen solchen Projekten beimisst. Die Bauzeit ist für den Zeitraum von August bis Oktober 2024 angesetzt - die Arbeiten dürften also bald abgeschlossen sein.

Mit den Maßnahmen an der Lumda leistet der Wasserverband Lumdatal einen wichtigen Beitrag zur ökologischen Entwicklung der Region und zur Umsetzung der europäischen und hessischen Umweltziele. Die Renaturierung von Flüssen ist ein zentrales Element im Kampf gegen den Verlust der Artenvielfalt und den Klimawandel.

Es ist ein Projekt, das nicht nur der Natur zugutekommt, sondern auch den Menschen, die hier leben - durch besseren Hochwasserschutz, eine gesteigerte Lebensqualität und eine naturnahe Landschaft, die zur Erholung einlädt. Letztendlich sind diese Maßnahmen ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung: hin zu einer nachhaltigen Zukunft, in der Mensch und Natur im Einklang leben können.

Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Peter Gefeller
Bürgermeister