Titel Logo
Amtsblatt Staufenberg
Ausgabe 46/2024
Seite 2 - AB
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

KOLUMNE DES BÜRGERMEISTERS

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

der Haushalt einer Stadt ist mehr als die Zusammenstellung von Zahlen und Bilanzen - er ist ein Spiegel unserer gemeinsamen Zukunft und zeigt, welche Herausforderungen und Chancen uns erwarten. So auch der HAUSHALTSPLAN 2025 der Stadt Staufenberg, den ich am Dienstagabend in der Stadtverordnetenversammlung vorstellen durfte.

Blicken wir zunächst zurück: Zum ersten Mal seit Jahren mussten wir 2024 einen Investitionskredit von 480.000 Euro aufnehmen, was ein klares Zeichen dafür ist, dass die finanziellen Spielräume enger werden. Trotz dieser Belastung mussten wir keine Liquiditätskredite in Anspruch nehmen, lediglich kurzfristig wurde der Dispo zur Sicherung der Zahlungsfähigkeit genutzt. Das zeigt, dass wir finanziell noch auf soliden Füßen stehen, doch der Druck steigt.

Ein zentraler Punkt in der Diskussion um den Haushalt ist die Bevölkerungsentwicklung in unserer Stadt. Seit Jahren steigt die Einwohnerzahl in Staufenberg kontinuierlich. Lebten zum Ende des Jahres 2015 noch 8.585 Menschen mit Haupt- und Nebenwohnsitz in Staufenberg, waren es zum Ende des Jahres 2023 bereits 9.012 Menschen, ein Plus von 427 Menschen, was einer Steigerung um fast fünf Prozent in acht Jahren entspricht.

Interessant ist, dass diese Entwicklung in Staufenberg im Gegensatz zu Prognosen für Deutschland insgesamt steht. Laut einem Bericht der Bertelsmann-Stiftung vom April 2024 wird in Deutschland bis zum Jahr 2040 nur ein moderater Bevölkerungszuwachs von 0,6 Prozent erwartet. Gleichzeitig wird der Anteil älterer Menschen weiter ansteigen. Während der Anteil der Menschen ab 65 Jahren im Jahr 2020 noch bei knapp 22 Prozent lag, wird dieser bis 2040 auf fast 28 Prozent steigen.

Was bedeutet das für uns in Staufenberg? Diese demografische Entwicklung führt unweigerlich zu einem wachsenden Bedarf an altersgerechter Infrastruktur. Ärztliche Versorgung, Apotheken, betreutes Wohnen und andere seniorenfreundliche Angebote werden immer wichtiger. Besonders die Vermarktung der alten Grundschulstandorte bietet hier die Chance, Konzepte zu entwickeln, die dieser alternden Bevölkerung gerecht werden.

Trotz des demografischen Wandels mit einer alternden Bevölkerung zeigt sich in Staufenberg keine rückläufige Nachfrage nach Kinderbetreuungsplätzen. Im Gegenteil: Der Anteil der Kinder unter drei Jahren wächst stetig, sodass auch in Zukunft keine Entlastung in diesem Bereich zu erwarten ist.

Seit vielen Jahren reagieren wir auf diese Entwicklung und stellen in vier städtischen Kindertagesstätten sowie einer privat geführten Kita insgesamt 500 Betreuungsplätze bereit. Kein Kind, das ab dem ersten Lebensjahr Anspruch auf einen Kita-Platz hat, muss in Staufenberg auf diesen verzichten.

Diese umfangreiche Betreuung hat jedoch ihren Preis. Auch im kommenden Jahr wird der Teilhaushalt 6, der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe umfasst, den städtischen Haushalt erheblich belasten. Bei Gesamtausgaben von über 5,75 Mio. EUR entsteht ein Defizit von mehr als 4,2 Mio. EUR. Damit trägt die Stadt Staufenberg in diesem Bereich über 73 Prozent der Kosten alleine - eine enorme Herausforderung, die uns langfristig begleiten wird.

Ein Blick auf die konkreten Haushaltszahlen für 2025 zeigt ein deutliches Defizit: Der Haushalt schließt mit einem Fehlbetrag von 974.217 Euro ab. Diese Zahl ist schmerzhaft, aber angesichts der gestiegenen Kosten unvermeidbar. Besonders die Personalkosten sind ein großer Kostenfaktor. Im Jahr 2023 lagen diese noch bei 5,7 Mio. EUR, für 2025 rechnen wir jedoch mit über 7,2 Mio. EUR. Ein Plus von 1,5 Mio. EUR in nur zwei Jahren - das ist enorm und zeigt, wie stark sich die Tarifabschlüsse auf unsere Ausgaben auswirken.

Hinzu kommen die Kreis- und Schulumlagen, die für das Jahr 2025 auf über 6,94 Mio. EUR geschätzt werden. Hier müssen wir abwarten, ob der Kreis die Hebesätze erhöht, was die Verantwortlichen des Kreises bereits signalisiert haben - dies könnte unsere Planung noch einmal zusätzlich belasten.

Gleichzeitig bleibt die Finanzierung unserer Investitionen eine Herausforderung. Im kommenden Jahr planen wir mit einer Investitionssumme von lediglich 1,72 Mio. EUR. Zu den größten Projekten zählen das Gewerbegebiet Didierstraße, der Endausbau der Clara-Schumann-Straße und die Teilfinanzierung der CBES-Sporthalle. Für diese Projekte werden wir eine Kreditaufnahme von knapp 910.000 EUR benötigen. Allerdings stehen dieser Kreditaufnahme auch Tilgungen von insgesamt 727.000 EUR gegenüber.

Trotz dieser Herausforderungen können wir auf eine solide Haushaltsführung in den letzten Jahren zurückblicken. Dank unserer Rücklage von 3,51 Mio. EUR sind wir in der Lage, das Defizit von knapp einer Million Euro für 2025 noch problemlos zu decken.

Der Haushalt 2025 zeigt: Die steigenden Personalkosten, hohe Umlagen und der Investitionsbedarf bringen uns an die Grenzen unserer finanziellen Möglichkeiten. Es wird dringend Zeit, dass das Land Hessen die Kommunen stärker unterstützt. Ohne eine deutliche Erhöhung des Kommunalen Finanzausgleichs wird es für Städte wie Staufenberg schwer, die kommenden Jahre zu bewältigen.

Natürlich wird es in den nächsten Wochen in der Stadtverordnetenversammlung intensive Beratungen zum Haushalt geben. Es wird Diskussionen und möglicherweise auch kontroverse Entscheidungen geben, aber ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam die besten Lösungen für Staufenberg finden werden.

Abschließend möchte ich auch an dieser Stelle meinen Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aussprechen, die an der Erstellung des Haushaltsplans mitgewirkt haben. Mein besonderer Dank gilt unserer Finanzabteilungsleiterin Melanie Becker, deren Engagement und Einsatz maßgeblich dazu beigetragen haben, dass wir trotz aller Herausforderungen gut aufgestellt sind.

Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Peter Gefeller
Bürgermeister