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Amtsblatt Staufenberg
Ausgabe 48/2024
Seite 2 - AB
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KOLUMNE DES BÜRGERMEISTERS

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

nachdem ich bereits vorletzte Woche ausführlich über den von mir in der letzten Stadtverordnetensitzung eingebrachten Haushalt des kommenden Jahres 2025 berichten konnte, möchte ich Sie heute über die weiteren Punkte der letzten GREMIENSITZUNGEN unterrichten.

Anlässlich der Sitzung des Finanzausschusses konnte ich über das Ansinnen der Firma Juwi aus Wörrstadt in Rheinland-Pflalz informieren, die seit längerem schon bei Roßberg einen Windpark plant und für diesen ein weiteres Umspannwerk in Treis errichten möchte. Dazu hat diese Firma nun auch einen Batteriespeicher und im nordöstlichen Bereich am Streitkopf einen 13 Hektar großen Solarpark ins Spiel gebracht.

Auf der von Juwi angedachten Fläche sind Belange des Grundwasserschutzes, der Natur aber auch der Landwirtschaft zu beachten. Es handelt sich um keine für einen Solarpark privilegierte Fläche, so dass ein solcher ohne eine Änderung des Regional- sowie des Flächennutzungsplans nicht realisiert werden kann. Vielmehr ist ein Bauleitplanverfahren mit Zielabweichungsverfahren nötig. Beides kann nur die Stadt Staufenberg veranlassen. Damit haben es einzig unsere Stadtverordnetinnen und Stadtverordneten in der Hand, über den Bau eines Solarparks am Streitkopf zu entscheiden.

Kurz nach der letzten Ausschusssitzung erreichte mich die Nachricht, dass RHI MAGNESITA nun doch die Schließung des Werks in Mainzlar beschlossen hat - entgegen aller bisherigen Zusagen. Diese Entscheidung trifft nicht nur die Mitarbeitenden, sondern stellt auch unsere Stadt vor große Herausforderungen. Bereits in meiner letzten Kolumne hatte ich ausführlich über die Bedeutung dieses Themas für Staufenberg berichtet und möchte an dieser Stelle auf diese Ausführungen verweisen.

In den Gremiensitzungen stand anschließend wieder einmal die mögliche Reaktivierung der Lumdatalbahn im Fokus. Die Hessische Landesbahn (HLB), die die Strecke inzwischen von der Deutschen Bahn übernommen hat, stellte ihre Pläne für die 15 Bahnübergänge in Daubringen, Mainzlar und Treis vor. Besonders umstritten: Die HLB plant, acht der Übergänge zu schließen, was die Stadt für zu viele hält.

Geplant ist die Schließung der Übergänge Obere Burgstraße und Großen-Busecker-Straße in Treis sowie mehrerer Wirtschafts- und Fußwege in allen drei Ortsteilen. Während die Schließung der Oberen Burgstraße vertretbar erscheint, ist der Übergang Großen-Busecker-Straße für die örtliche Landwirtschaft wichtig und sollte offenbleiben. Stattdessen wäre die Schließung des Übergangs in der Poststraße eine Alternative, sofern ein benachbarter Wirtschaftsweg für die betroffenen Anwohner ertüchtigt wird. Auch der Fußgängerüberweg Didierstraße/Am Boden könnte entfallen, alle anderen dagegen nicht. Aus Sicht der Stadt sind somit nur drei der 15 Übergänge verzichtbar. Die Gremien nahmen das ganze zur Kenntnis.

Breite Unterstützung erhielt der FDP-Antrag, den Treiser Totenberg für Naherholung und Tourismus zugänglich zu machen. Geplant ist ein Rundwanderweg, der über den Totenberg führt und das bestehende Rad- und Wanderwegenetz verbindet. Informationstafeln sollen Besucher über die Natur und Geschichte der Region informieren.

Seit 2022 arbeitet der Touristische Arbeitskreis bereits an einem zertifizierbaren Rundweg und kooperiert mit den Landkreisen Gießen und Marburg-Biedenkopf sowie der Marburg Stadt und Land Tourismus GmbH, um die landkreisübergreifende „Wander MaGie“-Region zu entwickeln. Für Staufenberg ist neben der Erweiterung des „Kurzeck Weges“ auch eine Tour um den Totenberg geplant.

Mit Fördermitteln aus dem LEADER-Programm könnte die Umsetzung 2026 beginnen. Allerdings ist eine Querung der Landstraße nötig, die noch von HessenMobil genehmigt werden muss - eine Herausforderung, die die Stadtverwaltung nun angeht.

Weiter lag den Gremien ein Bericht über den Haushaltsvollzug zum 25.10.2024 vor. Als Fazit konnte festgehalten werden, dass aufgrund der strengen Ausgabendisziplin und den nicht ganz ausgeschöpften Personalaufwendungen zum Jahresende mit einem Fehlbetrag von „nur“ 200.000 EUR bis 400.000 EUR gerechnet werden muss. Da wir zu Beginn des Jahres noch mit einem Fehlbetrag von rund 1,2 Mio. EUR geplant hatten, könnte somit auch in diesem Jahr der Plan um gut 800.000 EUR verbessert werden. Dennoch wird wohl ein Fehlbetrag im sechsstelligen Bereich verbleiben. Mit einem solchen werden wir uns also erstmals seit Jahren wieder „anfreunden“ müssen.

Schließlich stand noch die Änderung des Stellenplans auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung. Einstimmig wurde der Umwandlung einer Stelle von einem Angestellten- in ein Beamtenverhältnis zugestimmt.

Wie in jedem Jahr besuchten am vorletzten Sonntag wieder viele von Ihnen die STAUFENBERGER FRIEDENSGEDENKSTUNDE am VOLKSTRAUERTAG. Dieser Tag erinnert uns jährlich daran, wie kostbar und gleichzeitig zerbrechlich der Frieden ist. Es ist ein Tag, an dem wir innehalten, um der Opfer von Krieg und Gewalt zu gedenken und uns bewusst zu machen, welche Verantwortung wir für eine friedliche Zukunft tragen.

Unsere Region hat in den beiden Weltkriegen schwer gelitten. Familien in Staufenberg und anderswo wurden auseinandergerissen, Väter, Söhne und Brüder kehrten oft nicht zurück. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten wir eine weitere Form des Verlusts und des Neuanfangs: Die Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten mussten alles hinter sich lassen und in einer fremden Umgebung neu beginnen. Ihre Integration verlief nicht immer problemlos, doch sie wurden Teil unserer Gemeinschaft und bereichern uns bis heute. Ohne diese Geschichte wären wir nicht das, was wir heute sind.

Diese Erfahrungen zeigen uns, dass Integration - auch wenn sie schwer ist - gelingen kann. Das gilt auch heute, in einer Zeit, in der viele Menschen vor neuen Kriegen fliehen, etwa aus der Ukraine oder dem Nahen Osten. Unsere Geschichte erinnert uns daran, diesen Menschen mit Mitgefühl und Offenheit zu begegnen, denn sie sind ebenso Opfer wie die, denen wir am Volkstrauertag gedenken.

Doch „Nie wieder!“ bedeutet mehr als nur die Erinnerung an die Vergangenheit. Es verpflichtet uns, aktiv gegen Hass und Gewalt vorzugehen - gerade heute, da Extremismus und Falschinformationen weltweit zunehmen.

„Nie wieder“ ist mehr als eine Phrase. Es ist ein Aufruf, unsere Freiheit und unsere Werte zu schützen - heute und jeden Tag. In diesem Sinne haben wir in der Gedenkstunde an die Opfer von Krieg und Gewalt gedacht und dabei unser Versprechen ergänzt: „Nie wieder ist jetzt!“

Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Peter Gefeller
Bürgermeister