Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
vor wenigen Tagen hat das Regierungspräsidium (RP) Gießen der Stadt Staufenberg die Haushaltsgenehmigung für das Jahr 2023 erteilt. Damit wurde uns als eine der ersten Kommunen im Landkreis Gießen grünes Licht für alle im laufenden Jahr geplanten Vorhaben gegeben. Unseren Gremienmitgliedern von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung konnte ich die Genehmigung schon bekanntgeben. Nun stelle ich sie auch Ihnen vor.
Die Finanzaufsicht des RP bescheinigt uns einen ausgeglichenen Verwaltungshaushalt. Allerdings könne dieser nur durch den Rückgriff auf die Rücklagen der letzten Jahre ausgeglichen werden. Konkret werde die geplante Unterdeckung von 700.570 EUR durch die Inanspruchnahme der Mittel der ordentlichen Rücklage gedeckt, die sich auf 7,38 Mio. EUR. beläuft. Nach der mittelfristigen Ergebnisplanung sei ab dem Haushaltsjahr 2025 der Haushaltsausgleich wieder „ohne Verzehr der ordentlichen Rücklage vorgesehen“.
Auch der Finanzhaushalt, der alle zahlungswirksamen Vorgänge abbildet und die tatsächliche finanzielle Situation unserer Stadt sichtbar macht, ist ausgeglichen. Zwar können nicht alle Kredite einschließlich des Sondervermögens „Hessenkasse“ gedeckt werden, für diese Tilgungsleistungen steht jedoch „ausreichend ungebundene Liquidität“ zur Verfügung. Konkret verfügt unsere Stadt über liquide Mittel von 2,5 Mio. EUR.
Hierzu gilt es aus meiner Sicht festzuhalten, dass einzig unser gutes Wirtschaften der letzten Jahre sowohl eine ordentliche Rücklage von fast 7,4 Mio. EUR als auch völlig freie Finanzmittel von 2,5 Mio. EUR ermöglicht hat. Auch im letzten Jahr hatten wir unseren Haushalt mit einer hohen Unterdeckung geplant. Das bereits vorliegende Finanzergebnis 2022 hat entgegen der Planung einen hohen Überschuss ergeben. Die vorläufige Ergebnisrechnung sieht noch besser aus. Danach haben wir im Jahr 2022 das geplante Defizit von rund 728.000 EUR in einen Überschuss von über 733.000 EUR umwandeln können. Dies entspricht einer Ergebnisverbesserung von über 1,46 Mio. EUR, was mich positiv auf das laufende Jahr blicken lässt.
Aber bleiben wir nun noch ein wenig beim aktuellen Haushalt 2023. Dieser ist nicht nur zwischenzeitlich genehmigt, sondern nun auch in einfacher und sehr übersichtlicher Form auf unserer Homepage www.staufenberg.de eingestellt. Gleich auf der Startseite finden Sie die Kachel „Haushalt und Bilanz“. Wenn Sie diese anklicken, öffnet sich nach dem Anklicken des Wortes „Haushaltdaten“ ein neues Fenster mit der Überschrift „Herzlich willkommen im digitalen Haushalt der Stadt Staufenberg“.
Dort finden Sie unter dem Balken „Übersicht“ die wichtigsten Zahlen zum Haushaltsplan. Interessant ist dabei die Pro-Kopf-Berechnung. Weitere Kennzahlen werden zudem grafisch dargestellt und mit dem integrierten Lexikon werden schwierige Begriffe zum Haushalt einfach und verständlich erklärt.
Diese Ansicht auf den städtischen Haushalt bietet Ihnen die wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten auf einen Blick. Alle Daten sind grafisch aufbereitet und zur besseren Interpretation ins Verhältnis gesetzt. Damit können Sie auf alle Informationen rund um unseren Haushalt schnell, mobil und zu jeder Tages- oder Nachtzeit zugreifen. Ich kann Ihnen nur zurufen: Nutzen Sie diesen Service reichlich. Einfacher und schneller kann man sich keinen Überblick über die Verwendung unserer aller Steuergelder verschaffen.
Am 27. Januar, dem Holocaustgedenktag, wurde an die Befreiung von Auschwitz im Jahr 1945 durch sowjetische Soldaten erinnert. „Auschwitz“ ist zum Begriff für den nationalsozialistischen Rassenwahn geworden. In diesem Jahr erinnerten wir an diesem Tag aber auch an die Deportation der jüdischen Bevölkerung aus Mainzlar und Treis am 14. September 1942. Menschen jeden Alters wurden nach Treblinka beziehungsweise Theresienstadt verschleppt. Niemand überlebte das Vernichtungslager oder das Ghetto.
Noch heute leben Menschen, die sich an die Zeit des Nationalsozialismus erinnern. Darunter ist der Mainzlarer Karl Friedrich Zecher, der als kleiner Junge den „Abtransport“ der jüdischen Familien Nathan, Rosenthal und Karbe in Mainzlar beobachtete. Darunter waren die Kinder Ruth Eva, 11 Jahre alt, Renate Jenni, sechs Jahre alt, Reha, zwei Jahre alt, Zilla, ein Jahr alt und der erst neun Tage alte Berl. Sie mussten mit ihren Eltern, Onkeln und Tanten auf einen LKW steigen, der sie mit der übrigen jüdischen Bevölkerung des Landkreises zum ersten Zwischenstopp nach Gießen brachte.
Der damals gerade erst sechs Jahre alte Karl Friedrich Zecher sah, wie eine MURMEL beim Besteigen des Wagens einem Kind aus den Händen fiel und auf die Straße rollte. Er hob die Murmel auf und Erwachsene sagten ihm, er könne sie behalten.
Diese besondere Murmel hat Karl Friedrich Zecher am diesjährigen Holocaustgedenktag mir zur Weitergabe an das Stadtarchiv übergeben, um so auch zukünftig an die Grausamkeit dieser Zeit zu erinnern. Dass diese Murmel etwas ganz Besonderes symbolisiert, das hatte der sechsjährige Karl Friedrich schon damals gefühlt. Ansonsten hätte er sie wohl kaum ein Leben lang gehütet wie einen Schatz.
„STAUFENBERG IN EUROPA - GESCHICHTE(N) EINER INTEGRATION“ lautet der Titel des neuen Graffitis am Sportlereingang der Staufenberger Stadthalle. Für die Künstler Florian „Flowy“ Schimke und Ali Simsek war wichtig, Staufenberg als Ort im Herzen Europas darzustellen. Mit bunten, ineinander verwobenen Bändern, die die Vielfalt der kulturellen Herkünfte der Staufenberger Bevölkerung darstellen, sowie daraus herausragenden Armen mit offenen Händen, die zum freundschaftlichen Hand-Shake ansetzen, wird ein Aufeinanderzugehen der Kulturen symbolisiert. In der Bildmitte dominiert das „Europa-Blau“ mit gelben Sternen.
In einem Workshop hatten zuvor Roland Heger und Otto Hölzl als Heimatvertriebene der Nachkriegszeit zusammen mit Ömer Köse und Cesur Elen als Kinder von Migranten der 1970er und 1990er Jahre einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern der CBES ihre Erlebnisse als „Staufenberger Ankömmlinge“ erzählt. Dabei stellte sich schnell heraus, dass bei allen der Sport eine zentrale Rolle gespielt hatte. Auf der Basis dieser Erzählungen entwickelten die Schüler gemeinsam mit ihren Lehrern Alexander Hock und Carolin Käs Ideen für das Graffiti.
Die Erzählungen der Zeitzeugen aber auch die Bildideen der Jugendlichen werden nun noch über eine von CBES-Mediengestalter Irisch Rodriguez extra für dieses Projekt gestaltete Internetseite einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Kosten des Projekts wurden aus Mitteln des Europäischen Solidaritätskorps und von DABEISEIN in den Gießener Lahntälern getragen. Es ist gut zu wissen, dass wir diese Fördertöpfe für unsere Projekte nutzen können.
Es grüßt Sie herzlich