Neue Räume, neuer Name und neue Angebote - das AWO-Familienzentrum ist von seinen Räumlichkeiten in der Rhönhalle in den Alten Kindergarten in der Annastraße umgezogen und hat die neue Örtlichkeit gleich in seinen Namen integriert: „Alter Kindergarten Jugend- und Familienzentrum, Gemeinwesenarbeit“ nennt es sich nun.
Zum 1900 gegründeten Kindergarten gehörten ein Saal, eine Kammer, in der die Spielsachenuntergebracht waren, und eine Küche. Dass die neuen Räume mehr Platz als am vorherigen Standort bieten, war Hauptgrund für den Umzug des Familienzentrums. Über Mittel der Jugendförderung des Landkreises konnte eine gebrauchte Einbauküche erworben werden, „die mein ganzer Stolz ist“, fügt Whoopie Wittmaack an. Die 26-Jährige hat ihr Studium der Sozialwissenschaft beendet und arbeitet nun nicht mehr als Werksstudentin, sondern als Standortleiterin für das Gemeinwesenprojekt. Linda Kalb-Müller bleibt Leiterin des Familienzentrums, nimmt aber als Bereichsleiterin der AWO-Begegnungsorte zunehmend administrative Tätigkeiten für die Standorte in Stadt und Landkreis Fulda wahr.
Die Küche wird vor allem zum Kaffee und Tee kochen genutzt. Das war nicht immer so. Anna Bals, eine inzwischen verstorbene Tannerin, erinnert sich im Buch „Wir in Tann“ an ihre Kindergartenzeit während des Ersten Weltkriegs in dem Gebäude - und an die Gerichte, welche die Kinder dort mittags zu essen bekamen: häufig „Himmel und Erde“, das aus zusammengekochten Äpfeln und Kartoffeln bestand, oder Gerstensuppe, die in dem hohen Topf nicht selten angebrannt sei.
Spielsachen gibt es nach wie vor, da auch der Spieleverleih von der Rhönhalle mit in den Alten Kindergarten gezogen ist. Aber das Highlight ist der neue Jugendraum, in dem sich Darts, Tischkicker, eine Tischtennisplatte und ein Billardtisch befinden. Auch eine Nebelmaschine für Discoveranstaltungen und eine Playstation sind für die jungen Nutzerinnen und Nutzer mit Hilfe der Jugendförderung angeschafft worden. Bei dem neuen Jugendtreff handelt es sich um einen betreuten Raum mit festen Öffnungszeiten. „Ob wir uns hier einfach treffen und chillen oder ob es ein Programm geben soll, werden die Jugendlichen selbst entscheiden“, erklärt Whoopie Wittmaack. Am Eröffnungstag dürfen sie ihre Wünsche und Vorstellungen auf einer Stellwand anbringen. Auch das Spieleangebot kann dann getestet werden. Die Party, zu der alle Interessierten herzlich eingeladen sind, findet am Donnerstag, 27. April, ab 16.30 Uhr statt. In der Küche werden dann alkoholfreie Cocktails gemixt.
Als mittelfristiges Ziel soll die Jugendarbeit in Tann auf eigenen Beinen stehen. Fünf Interessierte aus Tann zwischen 16 und 35 Jahren nehmen dafür zurzeit an einer Jugendleiter-Ausbildung des Landkreises teil.
Besonders freut sich Standortleiterin Whoopie Wittmaack zudem über den großen Garten, der zum Anwesen gehört. In diesem tollte schon Anna Bals gerne umher - viel lieber, als unter Aufsicht der strengen Diakonissinnen drinnen still zu sitzen.
Sobald es etwas wärmer wird, soll die Tischtennisplatte unter die überdachte Veranda gestellt werden. Auch der benachbarte Essbare Garten wird wie bisher in Kooperation mit dem Verein Tann Aktiv für Veranstaltungen genutzt. Durch die räumliche Nähe könnten sich die Kontakte zu den bisherigen Netzwerkpartnern - zu jenen gehört auch die Evangelische Kirchengemeinde Tann - künftig intensivieren, erwartet Linda Kalb-Müller.
Angebote, die bereits im Alten Kindergartens stattfinden, sind die Sprachförderung für Geflüchtete, ein Jungs- und ein Mädchentreff in Zusammenarbeit mit der Grundschule, ein generationenübergreifender Stricktreff, ein Tanz-Bewegungskurs, Kinderkino und das regelmäßige Eltern-Kind-Frühstück. Für die letzte Woche der Osterferien hat das Tanner Team wieder ein buntes Ferienprogramm zusammengestellt. Am 19.4. beispielsweise wird Gebäck für ein gemeinsames Frühlingsfrühstück hergestellt. Hoffentlich riecht es dann im Alten Kindergarten nicht - so wie ganz früher - wieder nach Angebranntem.