Freiwillige Feuerwehr Wernburg
Es war der 19. Juli 2022, um 13:20 Uhr ertönten erst die Funkmeldeempfänger und kurze Zeit später die Sirenen. Ein ungutes Gefühl machte sich breit und auf dem Weg zur Feuerwehr, lag Brandgeruch in der Luft. Es sollte sich einer der gröÃten Flächenbrände der jüngeren Zeit im Orlatal entwickeln.
Gemeinsam mit der Feuerwehr PöÃneck wurden wir zu einem Feldbrand zwischen Wernburg und Peuschen alarmiert. Schon auf Anfahrt meldeten wir der Leitstelle Gera: Lage auf Sicht: Brand bestätigt, weitet sich aus!
Bei Eintreffen am Einsatzort brannten ca. 500 qm Stoppelfeld, Strohballen und StraÃengraben. Da der Wind ständig drehte und rasant an Fahrt aufnahm, mussten die ersten Löschversuche mit der FF PöÃneck immer wieder abgebrochen werden. Binnen weniger Sekunden sprang das Feuer auf ein weiteres Feld über und breitete sich in Richtung Wald aus. Nach der Erhöhung des Brandes auf die Stufe 4 wurden sämtliche Feuerwehren aus dem Umkreis mit wasserführenden Fahrzeugen zum Einsatzort alarmiert. Auch ein Löschhubschrauber der Polizei wurde angefordert. Ein Ãbergreifen auf den Wald wurde versucht zu verhindern, dies war aber nicht mehr möglich. In den kommenden Stunden arbeiteten zeitweise über 200 Kameraden*innen aus 22 Feuerwehren mit Polizei, Sanitätszug, Betreuungszug, Rettungsdienst und dem Hubschrauber mit Löschwasserbehälter der Polizei, sowie dem Landratsamt des Saale-Orla-Kreises zusammen, um den Brand zu bekämpfen und Kräfte und Mittel zu koordinieren.
Gegen 17:00 Uhr war das Feuer unter Kontrolle und gegen 21:00 Uhr konnte: âFeuer aus â Restablöschungâ gemeldet werden.
Dass sich die Brandbekämpfung zu diesem Zeitpunkt noch über drei weitere volle Tage ziehen würde, war fast planbar und kam trotzdem überraschend und mit voller Wucht bei bis zu 34°C AuÃentemperatur am Tage. Ab 21:00 Uhr konnte die Gesamteinsatzleitung an den Ortsbrandmeister unserer Wehr übergeben werden. In Absprache mit den Feuerwehren Döbritz und Oppurg bereitete man eine Brandwache über Nacht vor. 17 Einsatzkräfte der drei Feuerwehren sowie zur Absicherung ein Fahrzeug des Betreuungszuges SOK prüften in mehreren Schichten den verbrannten Waldboden, bis zu den frühen Morgenstunden des 20.07.2022. Insgesamt wurden knapp 60 Glutnester ausfindig gemacht und abgelöscht. Gegen 07:00 Uhr wurde die Einsatzstelle an die FF PöÃneck übergeben, um sich eine Fuhre Schlaf holen zu können. Gegen 14:30 Uhr des 20. Juli, übernahmen wir dann wieder von den PöÃnecker Kameraden und führten bis 20:00 Uhr die weitere Ãberwachung und Restablöschung im Waldgebiet durch.
Somit konnten wir der Leitstelle Gera nach 31 Stunden Einsatz âFeuer ausâ melden.
Gegen 13:00 Uhr am Folgetag wurden wir, erneut mit der FF PöÃneck, zu einer unklaren Rauchentwicklung alarmiert. Ein durchgebrannter Misthaufen sorgte abermals für eine Alarmfahrt Richtung Waldbrandgebiet. Da die Teleskoplader der umliegenden Agrarbetriebe nicht einsatzbereit waren, entschloss sich unser Einheitsführer, das Technische Hilfswerk aus Gera mit der Fachgruppe Räumen alarmieren zu lassen. Gemeinsam fuhr man am Nachmittag den Haufen auseinander und löschte Glutnester ab. Parallel führten wir eine weitere Begehung des Waldes durch und stieÃen dort auf neue Glutnester, die schlieÃlich gemeinsam mit der Feuerwehr PöÃneck abgelöscht wurden. Der dritte Einsatztag endete für uns um 21:00 Uhr.
Am Freitag, 22. Juli, sollte dann um 09:00 Uhr eine letzte Begehung stattfinden, bei welcher allerdings wieder zwei kleinere Glutnester ausfindig gemacht werden konnten, welche unsere Kameraden ablöschten. Nach insgesamt vier Einsatztagen, inklusive einer langen Grundreinigung der Geräte, Fahrzeuge und Einsatzkleidung, ging für uns einer der gröÃten Vegetationsbrände der jüngeren Geschichte dem Ende entgegen.
21 Tage nach dem GroÃbrand, am 10. August 2023 wurde die Feuerwehr Wernburg allerdings erneut zu einer unklaren Rauchentwicklung alarmiert. Schon auf Anfahrt konnten wir den nachrückenden Kräften aus PöÃneck und Ranis bestätigen, es handelt sich um einen Waldbodenbrand an der alten Einsatzstelle. Tief im Wurzelwerk schwelte wohl über 3 Wochen hinweg das Feuer und entwickelte sich auf einer Fläche von in etwa 300 qm an jenem 10. August erneut zu einem Brand. Dieser wurde unter schwerer körperlicher Arbeit und einigen tausend Litern Wasser, letztlich nach zwei Stunden, als erfolgreich bekämpft an die Leitstelle Gera gemeldet.
Im Namen der Gemeinde Wernburg bedanke ich mich bei allen Organisationen, welche am Erfolg des Einsatzes beteiligt waren. Jeder Einsatzkraft muss für ihren unermüdlich motivierten Einsatz gedankt werden, dazu fühle ich mich verpflichtet. Auch den unzähligen Kräften aus der Landwirtschaft gilt ein groÃer Dank. Ohne den Transport einiger hunderttausend Liter Wasser mit Zugmaschinen und Güllefässern, wäre eine so effektive Brandbekämpfung, in der Kürze der Zeit, kaum zu stemmen gewesen.
Der Brand forderte neben einem verletzten Kameraden, welcher glücklicherweise eine schnelle Genesung erfuhr, knapp 60 Hektar Feld- und Waldfläche. Es war der gröÃte Brand in der Geschichte Wernburgs und ebenfalls einer der gröÃten im Orlatal.
Musste zwischenzeitlich auch der Ortsteil Seebach evakuiert werden, können wir vermelden, dass keine weiteren Personen verletzt wurden. Ich danke allen Einsatzkräften für ihre Arbeit.
Ein weiterer groÃer Dank gilt allen Bürgern unseres Dorfes, sowie vielen Unterstützern aus umliegenden Gemeinden. Bereits ca. 60 Minuten nach Einsatzbeginn sortierten wir unzählige Wasserkisten an der Einsatzstelle, welche gespendet wurden, um sie an die Einsatzkräfte zu verteilen. Auch eine groÃe Menge an Verpflegung - von Obst, über Knacker und Semmeln - wurde gespendet und wir konnten die Einsatzkräfte vor Ort erstversorgen, bevor sie im Bereitstellungsraum mit Speis und Trank wieder zu Kräften kommen konnten.
Vielen Dank für Ihre Mithilfe!
Wieder einmal wird deutlich, wie notwendig die Freiwilligen Feuerwehren für ihre Gemeinde sind und ich hoffe, dass vor allem die Politik zu spüren bekommen hat, dass künftig deutlich mehr Zeit und Geld investiert werden muss, um eine stetige Einsatzbereitschaft garantieren zu können. An die Grenzen sind wir nach über 70 Einsatzstunden nicht nur personell, sondern schon zu Beginn mit Technik und Material gekommen. Die Feuerwehr ist und bleibt eine unabdingbare Investition in die Zukunft.
Ich appelliere an die Verantwortlichen: Vergesst eure Freiwilligen Feuerwehren nicht!
Sie sind das zuverlässige Standbein der Gemeinde, in jeder Notlage.
Im Einsatz waren:
Feuerwehr Wernburg
Feuerwehr Unterwellenborn - LZ Unterwellenborn
Feuerwehr Gefell
Feuerwehr Kahla
Feuerwehr Bodelwitz
Feuerwehr Dreba
Feuerwehr Drognitz
Feuerwehr Döbritz
Feuerwehr Volkmannsdorf
Feuerwehr Rockendorf
Kreisbrandinspektor, Kreisbrandmeister
Landratsamt SOK
Rettungsdienst: RTW, NEF, RTH
Polizei + Habicht mit Bambi Bucket (Löschwasserbehälter)
Betreuungszug SOK, Sanitätszug SOK
ThüringenForst
Landwirtschaftliche Unternehmen der Region
Lucas Wendt
Ortsbrandmeister FF Wernburg