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Was wächst in deinem Garten? Womit düngst du deine Pflanzen? Was steckt in deiner Blumenerde? Auch umweltbewusste Hobbygärtner:innen begehen in ihrem Garten folgenschwere Fehler. Doch schon mit ein paar einfachen Tricks wird der eigene Garten zum natürlichen Paradies.
Ein Garten ist heute mehr als Zierde. Er ist Rückzugsort, CO₂-Speicher, Lebensraum für Wildbienen, Igel, Vögel. Wer dabei auf Nachhaltigkeit achtet, leistet aktiven Umwelt- und Artenschutz - direkt vor der eigenen Haustür. Doch viele vermeintlich praktische Gartenhelfer und Gestaltungsideen wirken genau diesem Ziel entgegen.
#1: Mogelpackungen im Garten
Viele Zierpflanzen sehen schön aus - helfen aber weder Bienen noch anderen Insekten. Ob Kirschlorbeer, Bambus oder gefüllte Rosen: Sie bieten weder Nektar noch Pollen. Die Folge: Insekten verhungern inmitten voller Beete. Auch klassische Gartencenterpflanzen wie Geranien, Dahlien oder Forsythien glänzen häufig nur optisch. Ihre gezüchteten, gefüllten Blüten sind nutzlos für Bestäuber.
Besser:
#2: Pestizidbelastete „Bienenfreunde“
Ein aktueller Test von Öko-Test zeigt: Viele der Pflanzen, die wir gutmeinend als bienenfreundlich kaufen, sind mit einem regelrechten Pestizid-Cocktail belastet - Stoffe, die für Bienen und sogar uns Menschen gefährlich sein können. Die Gefahr: Anstatt mit Lavendel oder Glockenblumen die Bienen zu erfreuen, vergiftest du sie unter Umständen mit Baumarkt-Pflanzen.
Besser: In lokalen Gärtnereien, auf Wochenmärkten oder im Internet bekommst du heimische Pflanzen und Bio-Saatgut. Informiere dich im Zweifelsfall einfach beim Händler, wie die Pflanzen gezüchtet wurden.
Samen kaufen: Mittlerweile gibt es online auch spezielle Samensets für bienenfreundliche Blumenwiesen in Bio-Qualität.
Bei billigen Zierpflanzen ist Vorsicht angebracht.
#3: Klimasünde im Sack: Torfhaltige Blumenerde
Einer der wichtigsten Tipps für alle Hobbygärtner:innen, denen Umwelt und Klima wichtig ist: Kaufe auf keinen Fall torfhaltige Erde. Denn für Blumenerde mit Torfanteil werden Moore trocken gelegt und zerstört. Darunter leiden Pflanzen und Tiere - aber auch das Klima, denn der Torfabbau setzt gespeichertes CO₂ frei.
Die Auswahl an torffreier Erde wird von Jahr zu Jahr größer.
Besser: Verwende torffreie Blumenerde, erkennbar am entsprechenden Label. Noch besser ist natürlich ein eigener Kompost.
#4: Chemie gegen „Unkraut“ - eine Gefahr für die Artenvielfalt
Was Wildkräuter vertreibt, vergiftet oft auch Nützlinge. Viele Mittel schädigen Bienen, Schmetterlinge oder Bodenlebewesen - selbst in kleinen Dosen.
Besser: Unkraut jäten, anstatt chemisch vernichten, Schädlinge absammeln und Nützlinge pflanzen. Am besten: Wildkräuter gezielt stehen lassen - Löwenzahn & Co. sind wichtig für Wildbienen. Bei Schädlingsbefall helfen zum Beispiel Neemöl oder Brennnesseljauche als natürliche Mittel.
#5: Schottergärten - Steinwüsten statt Lebensräume
Sie gelten als pflegeleicht - doch das ist ein Mythos. Schottergärten heizen sich im Sommer stark auf, speichern kein Wasser und bieten weder Nahrung noch Schutz für Tiere.
Besser: Stattdessen mit heimischen, trockenheitsverträglichen Pflanzen arbeiten (z. B. Sand-Thymian, Fetthenne, Zierlauch).
#6: Kunstdünger - schnell, aber schädlich
Kunstdünger (mineralische Dünger, Stickstoffdünger) haben im Ökogarten genauso wenig verloren wie Pestizide, denn sie bringen gleich mehrere Probleme mit sich: Die Herstellung verbraucht enorm viel Energie, die Dünger schädigen längerfristig die Böden, und unter Umständen enthalten sie sogar giftige Schwermetalle, die in die Früchte übergehen können.
Im Garten besser organischen Dünger verwenden.
Die Nährstoffe in Kunstdünger sind zwar für die Pflanzen sofort und in (zu) großer Menge verfügbar, geben aber dem Boden keinerlei Nährstoffe zurück und werden schnell ins Grundwasser ausgewaschen. Die Pflanzen wachsen zwar rasch, sind aber anfällig für Krankheiten und Schädlinge.
Besser: organische Düngemittel wie Kompost, Hornspäne, Gesteinsmehl, Mist, Regenwurmhumus oder Kräuterextrakte. Wer viel Platz hat, kann es auch mal mit der sogenannten Gründüngung versuchen.
#7: Laubsauger - laut, energieintensiv - und tödlich
Das Lieblingsspielzeug vieler Hobbygärtner:innen verbraucht Energie und ist nervtötend laut. Modelle mit Verbrennungsmotor stoßen außerdem schädliche Abgase aus. Ein weiteres Problem: nützliche Kleintiere wie Insekten, Regenwürmer, Spinnen oder Frösche werden oft einfach mit aufgesaugt und sterben in Geräten mit Häckselfunktion.
Besser: Der gute alte Rechen ist deutlich umwelt- und tierfreundlicher - und verschafft dir sogar etwas Bewegung.
#8: Mähroboter - lebensgefährlich für Igel
Genauso schlimm sind übrigens Mährobotter: Sie gefährden Igel und andere Kleintiere. Schließlich sind Mähroboter lautlos und kommen zum Teil auch nachts zum Einsatz - genau die Zeit, in der die nachtaktiven Tiere unterwegs sind. Bemerken Igel einen Mähroboter, so flüchten sie nicht, sondern rollen sich zusammen und erstarren. Die scharfen Messer des Mähroboters können die kleinen Tiere jedoch lebensgefährlich verletzen.
Besser: Möglichst selten mähen, eine Wildblumenwiese anlegen oder im Garten zumindest eine „wilde Ecke“ einrichten. Wer einen kleinen Garten hat (unter 200 Quadratmeter), sollte einen Handrasenmäher nutzen.
#9: Rasen als Monokultur - lebensfeindlich für Insekten
Wo wir schon beim Thema Rasen sind: Kurzgeschnittener Rasen ist kein guter Lebensraum für Insekten, da sie dort weder Nahrung noch Nistmöglichkeiten finden. Wer den Rasenmäher möglichst selten einsetzt, leistet einen wichtigen Beitrag für den Artenschutz. „Wenn Wiesen nur zweimal im Jahr gemäht werden, kommt das vor allem Wildbienen, Schmetterlingen und Wanzen zugute“, erklärt der Biologe Jens Rolff von der Freien Universität (FU) Berlin.
Die einfache Formel lautet: weniger Rasenmähen - mehr Bienen.
#10: Zu viel Ordnung ist unnatürlich
Hast du ein Herz für Tiere? Möchtest du etwas gegen das Bienensterben tun? Dann halte deinen Garten nicht zu „sauber“ - vor allem im Herbst. Reine Rasenflächen und zurechtgestutzte Hecken bieten Tieren kaum Lebensraum und wo kein Laub und keine Wildpflanzen wachsen dürfen, kann auch sonst wenig leben.
Besser: Laubreste, Reisighaufen und verblühte Blumen können im Winter verschiedenen Tieren wie Igeln Unterschlupf und Futter bieten. Heimische Stauden, Sträucher und Blumenreste liefern hervorragendes Vogelfutter und Nahrung für Bienen. Traue dich also ruhig, etwas „unordentlich“ zu sein!
Den Insekten zuliebe: Diese Pflanzen solltest du nicht pflanzen
Zahlreiche Blumen und Pflanzen solltest du in einem naturnahen Garten lieber nicht pflanzen. Welche das sind und worauf du den Insekten zuliebe außerdem achten solltest, liest du hier.
Hobbygärtner:innen hegen und pflegen ihre Gärten - häufig mit dem Ziel, sie möglichst hübsch und akkurat zu gestalten. Doch möchtest du einen Garten, der auch Bienen und Insekten etwas zu bieten hat, solltest du vor allem einige Blumenklassiker nicht pflanzen. Denn sie haben oft nur einen geringen ökologischen Nutzen.
Bedrohte Wildbienen
Bienen und sonstige Insekten finden in vielen deutschen Gärten zu wenig Nahrung und sind deshalb zunehmend bedroht. Eine Besonderheit unter den Bienen stellen die Wildbienen dar: Über 500 Arten gibt es alleine in Deutschland - über die Hälfte steht allerdings auf der Roten Liste der bedrohten Arten und mehr als 30 von ihnen sind akut vom Aussterben bedroht.
Problematisch ist, dass die Wildbiene sehr wählerisch ist: Sie ernährt sich teilweise nur vom Nektar und Pollen bestimmter Pflanzenarten und sucht nur in einem kleinen Radius von wenigen hundert Metern nach Futter. Zusätzlich ernähren sich Wildbienen hauptsächlich von heimischen Pflanzen und solchen, die durch Züchtung nicht zu stark verändert wurden. Deshalb finden sie in vielen Gärten keine Nahrung mehr.
Blumen mit gefüllten Blüten besser nicht pflanzen
Manche Blüten sind zweifellos schön anzusehen, haben aber keinen Mehrwert für Bienen und Insekten. Dazu gehören vor allem gefüllte Blüten. Das Problem an ihnen: Die sogenannten Staubblätter, die für die Produktion von für Insekten lebenswichtigen Pollen verantwortlich sind, werden durch Zucht in Blütenblätter umgewandelt. Dadurch haben Insekten keinen Zugang mehr zu den Samen und Pollen in der Blüte. Teilweise werden Blumen sogar so gezüchtet, dass sie Samen und Pollen gar nicht mehr entwickeln können.
Für viele ursprünglich bienen- und insektenfreundliche Blumen gibt es heutzutage gefüllte Äquivalente. Diese solltest du nicht pflanzen, wenn dein Garten insektenfreundlich sein soll. Einige Beispiele dafür sind gefüllte…
Übrigens: Ihre Signalwirkung und damit Anziehungskraft für Insekten verlieren die gefüllten Blüten nicht. Bienen und andere Bestäuber fliegen also weiterhin auf der Suche nach Nahrung auf solche Sorten zu. Allerdings gelangen sie vor Ort nicht an den Nektar und die Pollen.
Kultivierte Blumen und nicht-heimische Pflanzen
Mit Forsythien können unsere heimischen Insekten wenig anfangen.
Neben Blumen mit gefüllten Blüten solltest du außerdem auf einige Kulturpflanzen und Exoten im Garten verzichten.
Beispiele für kultivierte und nicht heimische Pflanzen, die für (Wild-)Bienen und Insekten keinen Mehrwert haben, sind unter anderem diese:
Tipp: Du musst nicht gänzlich auf gefüllte Blüten oder kultivierte Pflanzen verzichten, solltest aber immer eine gute Balance halten. Pflanze zum Beispiel für jede gefüllte Sorte mindestens eine ungefüllte oder für jede nicht-heimische eine heimische Blume.
Rasen pflegen: Lass es wuchern für Insekten
Eine bunt blühende Wiese bringt Insekten mehr als raspelkurzer Rasen.
Ein perfekt gepflegter Rasen soll es sein - dafür wird häufig der Rasenmäher angeschmissen oder gar ein Mähroboter besorgt. Doch in einer raspelkurzen Wiese findet kein Insekt mehr Nahrung.
Lasse deinen Rasen lieber vier bis fünf Zentimeter lang und störe dich nicht an etwas „Unkraut“ oder Wildpflanzen. Jede Pflanze hat ihren Platz in der Natur und trägt zu einem vielfältigen Garten bei.
Tipp: Du kannst dich überhaupt nicht damit anfreunden, dass Blumen und Klee inmitten deines Rasens sprießen? Dann suche als Kompromiss eine etwas abgelegenere Fläche und lass diese verwildern: „Mehr Mut zu wilden Ecken“
Alternativen für insektenfreundlichen Garten
Um deinen eigenen Garten möglichst insektenfreundlich zu gestalten, hast du viele Möglichkeiten, selbst wenn du einige Blumen nichts pflanzt:
| • | Gestalte deinen Garten möglichst naturnah und greife auf Wildblumen zurück. Diese sind nicht weniger schön als kultivierte Pflanzen und verwandeln deinen Garten in ein echtes Paradies für Insekten. Vor allem heimische Wildblumen bieten Vielfalt und sind damit eine optimale Nahrungsquelle für die wählerischen Wildbienen. |
| • | Pflanzen von weit her? Lieber nicht. Heimische Blumen und Sträucher wachsen zwar langsamer, ziehen aber eine größere Vielfalt an Arten an. |
Samen: Welche solltest du (nicht) pflanzen?
Wähle Bio-Saatgut und heimische Samenmischungen für deinen Garten
Du hast dich dafür entschieden, deinen Garten naturnah und insektenfreundlich zu gestalten? Dann gibt es noch eine wichtige Sache zu beachten: Kaufe die richtigen Samen- und Blühmischungen. Greife am besten auf heimische Samen zurück und investiere dafür ruhig etwas mehr Geld.
Tipp: Probiere auch einmal Bio-Saatgut aus.
Wenn du unsicher bist, kannst du dich im Gartencenter oder in Fachgeschäften beraten lassen. Oder wirf einen Blick auf unsere Empfehlungen für bienenfreundliche Pflanzen und bienenfreundliche Sträucher.