Quelle: https://utopia.de
Bäume sind ein bedeutsamer Faktor im Gleichgewicht der Natur und unersetzlich für uns Menschen. Durch die schnelle Klimaveränderung sind sie aber bedroht. Es gilt, Bäume zu finden, die zukunftsfähig sind.
Die Sommer in Deutschland werden immer häufiger heiß und trocken, was nicht nur den Flüssen und Meeren, sondern auch unseren Bäumen schadet. Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hatte jeder vierte Baum im Jahr 2023 eine lichte Krone, lediglich 20 Prozent wiesen keine Schäden auf. Und der negative Trend setzt sich weiter fort.
Besonders schlimm hat es die für ihr Holz beliebten Fichten getroffen: Beinahe jede zweite ist vertrocknet und somit tot. Diese Baumart kommt natürlicherweise unter anderem in Skandinavien vor und ist gut an das dortige feucht-kühle Klima angepasst. Mit Trockenheit und Hitze hat sie Probleme. Wir müssen uns deshalb Gedanken machen über die Zukunft der Bäume - oder besser gesagt: die Bäume der Zukunft. Wer demnächst einen Baum pflanzen will, sollte eine Art wählen, die möglichst gut mit der Klimakrise zurechtkommt.
Die Zerreiche ist eine der Baumarten, die gut mit Wetterveränderungen zurechtkommt.
Das „Netzwerk Zukunftsbäume“ ist ein Forschungsprojekt, an dem mehrere Universitäten und Einrichtungen teilnehmen. Dabei beobachten Forscher:innen im Zeitraum von zehn Jahren (2013 bis 2023), wie nicht-heimische Baumarten an verschiedenen Standorten in Deutschland auf Wetterveränderungen reagieren.
Solche Versuche führt unter anderem die Landwirtschaftskammer in Schleswig-Holstein durch. Im NDR-Podcast vom 23. Juni 2021 erklärt der Experte Andreas Wrede, was es mit dem Versuchen im Bereich „Baumsortimente der Zukunft“ auf sich hat: Es seien zwar noch nicht die perfekten Bäume für den Klimawandel gefunden, da die Versuche noch liefen und die Zeitspanne für endgültige Aussagen nicht lang genug sei. Es zeigen sich laut Wrede aber deutliche Tendenzen.
Die folgenden acht Bäume sind im Rahmen der Versuche besonders positiv aufgefallen. Die Faustregel lautet dabei: Zukunftsbäume müssen tief wurzeln können, um an tief in der Erde gelegene Wasservorkommen zu gelangen. Die ersten drei Bäume auf der Liste sind daher eher großwüchsig und eignen sich weniger für die Stadt oder den Garten.
Bäume in der Stadt sind besonders bedroht vom Klimawandel.
Besonders schwer werden es die Bäume in der Stadt mit dem Klimawandel haben. Laut einem Bericht der ESKP (Wissensplattform Erde und Umwelt) leiden sie bereits unter vielen negativen Einflussfaktoren. Eine Infografik der ESKP macht das besonders deutlich. Diese Einflüsse umfassen zum Beispiel:
Zu diesen Stressfaktoren kommen noch die steigende Hitze und die längeren Dürreperioden hinzu. Außerdem ist es in Städten inzwischen bis zu zehn Grad wärmer als im umliegenden freien Land - dort herrscht das sogenannte Stadtklima. Der Handlungsbedarf ist also besonders in städtischen Gebieten hoch.
Warum sind Bäume in Städten so wichtig? Experte Wrede macht im NDR-Podcast deutlich: Auch in der Stadt sind Bäume unverzichtbar, denn sie…
Zudem haben grüne Oasen in urbanen Gebieten einen Saugeffekt bei starken Regenfällen und speichern enorme Mengen an Wasser. Somit mindern sie das Risiko von Hochwasser.
Eingesponnen und kahlgefressen: Schaden durch die Gespinstmotte.
Wenn Bäume schon stark gestresst und geschwächt sind, dann haben Krankheiten und Schädlinge besonders leichtes Spiel. Wrede klärt im NDR-Podcast auch über dieses Thema auf: Die Pathogene (Organismen, die Krankheiten hervorrufen) hängen stark mit Hitze und Dürre zusammen. Umgekehrt bedeutet das: Finden sich Bäume, die besser mit den klimatischen Veränderungen umgehen können, sind sie auch resistenter gegen Schädlinge und Krankheitserreger.
Es gibt noch viele weitere Schädlinge und Krankheiten, die im Zusammenhang mit dem Klimawandel und der Globalisierung besonders stark hervorgehen. Das sind zum Beispiel:
Frostberegnung: eine aufwendige Methode, um Blüten und Triebe von Obstbäumen vor dem Erfrieren zu schützen.
Besonders gravierend haben sich die klimatischen Veränderungen bereits bei unseren Obstbäumen gezeigt. Wrede erklärt:
Die Forschung sucht nach Möglichkeiten, diesem Effekt gegenzusteuern. Die Technik der Frostberegnung ist beispielsweise eine aufwendige Methode, die Blüten vor dem Erfrieren zu schützen. Sie verbraucht allerdings auch sehr viel Wasser. Die Bäume werden dabei umhüllend vereist. Energie wird beim Gefrieren des Wassers in Form von Wärme frei. Das klingt paradox, funktioniert in der Praxis aber.
Ein anderer Ansatz ist es, dafür zu sorgen, dass die Bäume später blühen: Forscher:innen sind dabei, Sorten zu entwickeln, bei denen unter anderem das Gen, das den Blühzeitpunkt bestimmt, unterdrückt werden soll. Damit ließen sich die meisten Spätfröste umgehen. Der Nachteil ist dabei aber, dass dann auch weniger Zeit zum Reifen der Früchte bleibt.
Unsere Obstbäume müssen wir in Zukunft auf starkwüchsige Unterlagen veredeln, damit die Wurzeln in die Tiefe vorzudringen können, um Wasser zu finden. Das bedeutet wiederum, dass der kleine, praktische Apfelbaum der Vergangenheit angehört. Bisher hatte man hauptsächlich auf schwachwüchsige Unterlagen veredelt, um die Bäume klein und handlich zu halten. Allerdings gelangen die Wurzeln so nur in die oberen Bodenschichten.
Schon gewusst? Veredeln bedeutet, dass man die gewünschte Sorte mit einem robusten Wurzelwerk (Unterlage) verbindet, sodass sie zusammenwachsen. Wenn du einen Baum kaufst, kannst du am unteren Teil des Stamms (kurz über der Erde) eine verdickte Stelle erkennen - die Veredlungsstelle.
Bäume in der Stadt kannst du an trockenen Sommertagen unterstützen, indem du sie gießt.
Es ist gut, dass so intensiv an diesem Thema geforscht wird. Doch auch jede:r einzelne sollte aktiv werden. Was kannst du tun, um die Zukunft mit robusten Bäumen grün zu gestalten?