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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 10/2024
Sellemòls in der Gemeinde
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Bärlauch

Ein alter Spruch ließ den Menschen eine Hoffnung:

„Kummt de Mai,
blieht de Stinikknowweloch aa glei.“

Mit diesem und einer Reihe anderer Namen war sellemòls der Bärenlauch gemeint.

Nun ist es Anfang März und die Pflanze spendet schon große Blätter, die Blüten sind damit auch nicht mehr allzu fern. Die ersten Sammlerinnen und Sammler sind schon unterwegs.

Der Bärenlauch, heute kurz Bärlauch genannt, war eine sehr wichtige Gewürzpflanze in unseren Dörfern und scheint es seit Jahren wieder zu werden.

Im Bliesgau war die Pflanze einst das am häufigsten benutzte Pflanzengewürz des Frühlings. Beliebte Standorte sind auch heute noch feuchte Stellen im Wald aber auch an schattige Plätzen im eigenen Garten. Doch da sollten die Gärtner Acht geben. Das alte Wort „Bärenlauch“ gibt eine Erklärung über das Wachsen des Krautes ab, die heute ganz und gar übersehen wird.

Im Internet findet man eine heute weit verbreitete Erklärung aus dem lateinischen Wort Allium ursinum L. Weiter heißt es „Für Bären ist die Pflanze eine erste Nahrung nach dem Winterschlaf.“

Dieser Unsinn hat sich mittlerweile weit verbreitet, doch der lateinische Name des zoologischen Tieres heißt „ursus“ und ursinum heißt „bärenartig“. Hinzu kommt der Tatbestand, dass Bärenlauch erst etwa einen bis zwei Monate nach dem Ende des Bärenwinterschlafends seine volle nahrhafte Pracht zeigt. (Müssen die Bären bis dahin Hunger leiden?)

Grimm schreiben zum ersten Wortteil des Bärenlauchs, „bären“, dass dieses Wort mit dem Wort „gebären“ sprachverwandt ist. Und das bedeutet, dass ein bärender Baum ein fruchtbarer Baum ist und der alte Begriff „unbären“ bedeutet unfruchtbar.

Warum aber trägt der Bärenlauch diesen seinen Namen? Er vermehrt sich sehr stark. Einmal eine Pflanze in den Garten gesetzt, bedeckt diese bald nach Jahren eine große Fläche.

Sehr wichtig war den Alten einst die sehr große Hilfe in Nahrung und Gesundheit. Schon 67 Gramm Bärlauch decken den gesamten Tagesbedarf an Vitamin C eines Erwachsenen. Außerdem enthält Bärlauch viel Niacin (Vitamin B3), Vitamin A und Vitamin E. Ferner strotzt er vor lebenswichtigen Mineralien wie Kalium, Magnesium, Eisen und Calcium.

Also heißt es mit Recht, wie bei den Alten: Zugreifen, sammeln und in viele Speisen auf den Tisch bringen.

Bärenlauch war es immer und ist es auch heute noch: sehr gesund. Und keine Angst: er verhält sich bärenartig, ausrotten lässt er sich so schnell nicht.

Gunter Altenkirch