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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 12/2024
Sellemòls in der Gemeinde
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Palmhase

Bräuche an Palmsonntag waren uns einst recht bekannt.

Doch wer kennt heute noch den „Palmhas“?

Der Palmsonntag, der letzte Sonntag in der katholischen Fastenzeit, war ein erstes Zeichen auf das Osterfest. Unser christlicher Brauch: die Erinnerung an den Einzug Jesus in Jerusalem.

An diesem Sonntag erinnerten sich gerne die ungeduldig gewordenen Kinder an das Osterfest, vor allem an die selbst gebauten Osternester und die buntgefärbten Ostereier. Die Ungeduld der Kinder wuchs, und das nicht nur in unseren Dörfern.

Folglich erfreuten die Eltern ihre Kinder mit einem vorösterlichen Geschenk, das auch ein „Vor-Osterhase“ bringen sollte, der Palmhas.

Die Mutter kochte pro Kind ein Ei im Zwiebelschalenwasser. Die Eier bekamen dadurch eine leicht bräunliche Farbe. Diese Eier versteckten die Eltern im Haus oder Garten an besonderen Stellen, wo die Kinder sie leicht zufällig finden konnten. Eine Suche, wie bei den Ostereiern unterblieb meistens. So konnte es auch vorkommen, dass die Eier erst am Sonntagabend oder am Montag entdeckt wurden. Die Freude war entsprechend groß und bedeutete zugleich eine bescheidene Unterbrechung der Fastenzeit.

In der Arbeiterkultur des späten 19. Jahrhunderts erhielt der Palmhas eine typisch saarländische Variante, die ein wenig an den Brauch des Hasenbrotes (siehe Beitrag vom 06.07.2022) erinnern sollte. Die Mutter versteckte die Eier am Samstag oder Montag an einer Stelle in des Vaters Bereich. Nach der Heimkehr des Vaters von der Arbeit, nahm er diese Eier und übergab sie den Kindern mit dem Vermerk, dass er dem Palmhasen, später auch dem Osterhasen begegnet sei und der hätte ihm diese hellbraun gefärbten Eier für seine Kinder übergeben.

Obwohl dieser modernere Brauch bereits der Beginn des Verlustes des alten Palmhas-Brauches war, wurde dieses schöne Spiel mit den Kindern nach lange aufrechterhalten.

Heute ist der alte Palmhas-Brauch in ganz Deutschland verloren gegangen.

Vielleicht lassen die einen oder anderen Eltern die Kinder noch einmal ein Palmhas-Ei finden.

Gunter Altenkirch