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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 14/2023
Sellemòls in der Gemeinde
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Nachbarschaftsstreit zwischen Rienhem und Gärschhem

Zugezogenen in der Gemeinde Gersheim fällt immer wieder auf, dass es zwischen den beiden Dörfern Reinheim und Gersheim zu Neckereien kommt. Diese sind sehr alt und wurden 1919 vom Bayrischen Landesverein für Heimatschutz in München einmal nach ihrer Ursache untersucht und kommentiert.

Danach gab es in alten Zeiten in allen unseren Dörfern immer am Palmsonntag und am Karfreitag eine gesungene Passionsaufführung. Es war ein hoch angesehener kirchlicher Brauch. Jede Familie wollte dazu das Beste geben und jedes Dorf wollte mit dem eigenen Gesang glänzen.

So entstand häufig ein erbitterter Wettstreit. Der Wettstreit zwischen den beiden oben genannten Dörfern, die schon in ewiger Eifersuchtsfehde lebten, soll im gesamten Bliesgau und weit darüber hinaus bekannt gewesen sein.

In Reinheim dirigierte in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein junger Lehrer mit sehr großen musikalischen Fähigkeiten. In Gersheim waren alte geübte Sänger am Werk, die von sich behaupteten, sie könnten die Messen "vierstimmig mit verbundenen Augen singen".

Das wäre alles nicht so schlimm gewesen, wenn nicht der bekannte Speyrer Bischof Nikolaus Weisin dieser Zeit vor gut 150 Jahren auf einer Visitationsreise den unteren Bliesgau besuchte und sich die beiden Chöre anhörte. Er machte den unverzeihlichen Fehler und spendete den Gersheimern großes Lob, sie hätten am schönsten gesungen. Das führte bei den Reinheimern zu "Feuer unterm Dach". Monatelang, ja sogar jahrelang soll die wütende Debatte gedauert haben. Schließlich kam auch noch die Klage der Reinheimer auf, der Bischof hätte sicherlich etwas Besseres zu tun gehabt, als die Esele (Neckname für die Gersheimer) zu loben.

Gunter Altenkirch