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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 16/2023
Sellemòls in der Gemeinde
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Erste Busverbindungen aus der Parr nach Zweibrücken

Noch im 19. Jahrhundert waren die Bewohner der Parr mit ihrem Hauptort Medelsheim überwiegend, in Richtung Zweibrücken und nicht nach Blieskastel orientiert. Das Aufsuchen dieser "Hauptstadt" geschah bei den reichen Bauern durch eine Kutschfahrt und so mancher Dorfbewohner, der sich gut mit den Bauern stand, konnte auch auf diese Weise Zweibrücken besuchen, um dort seine Geschäfte zu erledigen.

Die allermeisten Dorfbewohner jedoch hatten solche Möglichkeiten nicht und so erledigten sie ihre Stadtbesuche zu Fuß. Die Strecke hin und zurück betrug rund 30 Kilometer und wer von oder nach dort Lasten zu verbringen hatte, trug diese meist auf dem Kopf, wie unser "Sellemòls" am 14.7.2022 beschrieb.

Die Sehnsucht nach einer öffentlichen Fahrverbindung wurde immer größer. Die einzige Gesellschaft, die eine solche Dienstleistung in diesen Zeiten zuverlässig und regelmäßig anbot, war die Post, die gleichzeitig auch Waren und schriftliche Nachrichten von Ort zu Ort transportierte..

1880 wurde eine solche Postverbindung nach Zweibrücken für jedermann eingerichtet. Alte Medelsheimer wussten noch von einem Poststall für die Pferde in der Dorfmitte bei Familie Wack zu berichten, denn die ersten Omnibusse waren noch Pferdewagen.

Unter dem Wort Omnibus, abgekürzt Bus, verstehen wir heute ein motorbetriebenes Fahrzeug, in dem Dutzende von Mitreisenden einen Platz finden können.

Das alte Wort entstammt dem Französischen "omnis", einer Abkürzung von "omniscience" und das heißt in unserer Sprache "Allwissenheit". Der Sinn des Wortes ist uns heute fremd geworden.

In größeren Städten war es seit dem Hochmittelalter ein Wort für das "Zusammenkommen aller Ratsherren" zu verstehen war, um z. B. wichtige Entscheidungen "mit allem Wissen" treffen zu können. Um dieses zu ermöglichen, wurden zu diesem Zweck häufig Kutschen eingesetzt, mit denen lediglich die einberufenen Ratsherren reisen durften.

Daraus entstand ein Wort für ein Pferdegespann, das regelmäßig als Lohnwagen verkehrte, mit dem jede Person mitfahren konnte, die ein entsprechendes Fahrgeld bezahlt. Und genau diese Leistungen übernahmen die Posthalter.

Diese "Omnibusse" waren Kutschen für zwei Mann Besatzung und nur für sehr wenige Fahrgäste, und das konnten auch mal nur zwei sein. Die Fahrgäste mussten sich an die Fahrzeiten und Wegrouten der Post halten, denn solche Fahrdienstleistungen waren kein historisches Taxi.

Primäre Leistungen blieben dabei Versand und Entgegennahme von solchen Postdienstleistungen, wie wir sie heute noch kennen, also Briefe und Pakete.

Der Postbusweg von Medelsheim nach Zweibrücken war nun nicht mehr 15 Kilometer lang, es konnten nun 20 und mehr Kilometer eine Strecke sein, weil der Bus auch andere Dörfer anfahren musste.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Grenze nach Zweibrücken geschlossen. Der Busverkehr nach dort fiel weg. Nun richteten sich die Einwohner der Parr in Richtung Blieskastel aus.

Gunter Altenkirch