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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 18/2023
Sellemòls in der Gemeinde
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Verschwinden der Dunggruben

Ein alter Spruch zur Auswahl eines Heiratskandidaten durch die heiratswilligen jungen Frauen lautete in früheren Zeiten: "Gugg nòrem Bauer sei`m Mischd unn de wäschd, medd wemm de geheiròt bischd". Je größer der Misthaufen, desto wohlhabender sollte der Bauer sein.

Dieser Spruch wurde in vergangen Zeiten wörtlich genommen, denn die Mistgruben lagen vor den Bauernhäusern, häufig bis an den Straßenrand und so mancher Straßenrand zeugte (leider) von dem bäuerlichen Mistwohlstand - in den winterlichen Zeiten kein Vergnügen, bestimmte Wege zu benutzen, auch wenn der Misthaufen in der Regel quadratisch aufgeschichtet und gepflegt wurde.

Vor rund fünfzig Jahren nahm der Autoverkehr auch in den Dörfern zu, so dass eine weitere Gefährdung der Fußgängerinnen und Fußgänger hinzu kam. Viele Dörfer, die noch bis 1974 eigenständige Gemeinden waren, entschlossen sich daher, links und rechts der Straßen Fußwege auszubauen. Die durchschnittliche Breite diese Gehsteige betrug zwei Meter.

Vor vielen Bauernhäusern störten dabei die Dunggruben. So entschlossen sich die Bürgermeisterämter, die Beseitigung dieser einst so wichtigen Gruben anzuordnen. In Rubenheim erfolgte der Beschluss in der Gemeinderatsitzung vom 12.2.1972.

Trotz dieser Anordnung zögerten manche Bauern mit dem Versetzen ihrer eigenen Gruben. Diesen wurde "angedroht", dass vor ihrem Haus kein Bürgersteig ausgebaut wurde. Die Leidtragenden waren in diesen Fällen allerdings nicht die Bauern, sondern die Menschen, die weiterhin durch Matsch und Mist laufen mussten.

Dennoch, die allermeisten Bauern versetzten nun ihre Dunggruben hinter die Ställe, so dass man die Größe des Misthaufens nicht mehr erkennen konnte - wohl zum Leidwesen der Hairatswilligen.

Der Misthaufen vor dem ehemaligen Gasthaus Hepp in der Erfweilerstraße wirkt heute noch nach: Die von uns 1983 gepflanzte Linde nährt sich weiterhin von dem fruchtbaren Boden.

Gunter Altenkirch