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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 2/2023
Sellemòls in der Gemeinde
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Die Reinheimer Schnellengärten

Flurnamen mit einem Teilwort "Schnell" sind in ganz Deutschland weit verbreitet. In der Regel sind es schnell fließende Bäche, Wasserwirbel oder steil abfallende Wege, die dem Flurgewann den Namen gaben.

Im Fall Reinheims ist es anders und zudem auch noch ganz selten. Die Schnellengärten stellen eine Besonderheit dar. Schaut man die Bodenverhältnisse einmal in der Winterzeit genau an, gewinnt man den Eindruck, dass es sich um eine besondere Bodenfläche und Grund handelt. Die Reinheimer sagen, dass es sich um besonders angelegte Gärten handeln müsste. Und so entstand wohl die Sage, dass diese Gärten vor vielleicht 2000 Jahren einmal von dem sagenhaften König Humarich angelegt worden seien. Der Sage nach soll er den alten Bliesgauboden durch Sklaven sehr tief abgetragen und mit außerordentlich fruchtbarem Boden aus anderen Ländereien verfüllt haben. Einen wissenschaftlichen Beweis dafür gibt es nicht.

Fragt man die Alten im Dorf, so erzählen sie, dass in diesen Gärten jährlich mindestens drei Ernten eingebracht werden konnten. Der Boden soll schon immer außergewöhnlich fruchtbar sein. Er ist dunkler als der im Umland, mild und fett. Das schnelle Wachstum soll für den Namen "schnell" verantwortlich sein. Fast jede Reinheimer Familie besaß dort ein kleines Gartenstück und pflanze und erntete vor allem Kräuter, Salat, Hülsenfrüchte, Gurken und das Gemüse, das im Sommer wie im Winter eine Hauptnahrung der Menschen darstellte.

Die alten Zeitzeugen wussten ferner, dass hier nicht die üblichen Feldfrüchte wie Getreide, Kartoffeln oder Rüben angebaut wurden. Dazu war das Land zu kostbar.

Es hieß im Dorf ferner, dass Zugezogene nach etwa zehn Jahren auch ein Stück Land in den Schnellengärten erwerben durften.

So gesehen, waren diese Gärten ein großes Stück Land, das nicht nur gute Früchte hervorbrachte, es hieß, dass hier Freundschaften geschlossen wurden und nicht nur zwischen den alten Eingesessenen, sondern auch zwischen den jungen Menschen. Ein alter Spruch in Reinheim lautete: "Ehen werden im Himmel geschlossen - in Reinheim aber werden sie òngebännelt".

Gunter Altenkirch