Wir sind es zurzeit gewohnt, die neuesten Nachrichten der Gemeinde Gersheim aus dem regelmäßig erscheinenden "Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim" zu erfahren. In anderen Gemeinden ist es ebenso.
Das war bis vor 50 bis 60 Jahren noch nicht der Fall. Damals wurde noch ausgeschellt. Ein Gemeindediener erhielt vom Bürgermeisteramt eine Schelle und schriftlich die amtlichen Bekanntmachungen. Damit fuhr er auf dem Fahrrad durch das Dorf. Selten kam es in kleinen Dörfern wie vor langer Zeit noch vor, dass er zu Fuß unterwegs war. Er suchte allwöchentlich immer wieder die gleichen Ortsteile im Dorf auf, wo er zunächst etwa eine halbe Minute lang seine Schelle läutet. Anschließend las er die Nachrichten mit lauter Stimme vor, packte alles wieder ein und begab sich zum nächsten Ausschellort.
Derartige Ausscheller besaßen in den Dörfern eigene Namen wie Schellepitt oder Schellematz und selbst die Ehefrau konnte Schellematze Marrie gerufen werden.
Nach den Bekanntmachungen war der Nachrichtenvorgang noch lange nicht abgeschlossen.
Die auf die Nachrichten wartenden Personen, meist Frauen, weil die Männer zur Arbeit waren, fanden sich schnell ein. Schließlich konnte man bereits vom vorangegangenen Ausschellort die Glocke vernehmen und wusste, wann der eigene Bekanntmachtungsort an der Reihe war. Die kurzen Zeiten vor und vor allem nach dem Ausschellen nutzten die Menschen zum kurzzeitigen Maien. Besonders nach dem Ausschellen wurden die neuesten Nachrichten ausführlich diskutiert und mit ähnlichen Besonderheiten des Dorfes verglichen. Auf diese Weise blieb das Dorfwissen erhalten.
Eine besondere Schelle besaß die Gemeinde Rubenheim: Der in der Regel senkrecht angebrachte Stiel war im rechten Winkel angebracht.
Diese Schelle kann am Sonntag, 21.5. bestaunt werden, denn an diesem Tag ist der Internationale Museumstag mit freiem Eintritt. Im Rubenheimer Aberglauben-Museen zusätzlich mit kostenloser Führung!