Brot auf Abwegen
Brot galt und gilt uns Menschen als das wichtigste Nahrungsmittel, es ist uns deshalb immer heilig. Wir bitten um Brot auch in unserem wichtigsten Gebet, dem „Vaterunser“.
Dennoch hat Brot auch eine Vergangenheit, die nichts mit dem Essen zu tun hat. Es handelt sich dabei um Altbrot und Brotabfälle, für die wir heute leider keine Verwendung mehr finden und sie achtlos zum Müll geben oder auf den Kompost werfen.
Altbrot diente in früheren Zeiten stets als Grundstoff für weiteres Essen, beliebt war die dicke Brotsuppe, die in der Nachkriegszeit, beginnend vor 80 Jahren, noch immer eine wichtige Rolle spielte.
Brot, besonders das alte Roggenbrot und da vor allem die Rinden vermischt mit Speichel, war ein hervorragendes, allerdings arbeitsintensives, Dichtungs- und Bastelmaterial, da es feucht klebrig wurde.
Spielzeuge, die aus Brot gebastelt wurden, waren in erster Linie Würfel für die Kinderspiele, aber auch kleine Püppchen, wie die sogenannten Streichholzschachtel-Püppchen.
Die Zubereitung dieser Masse erscheint uns heute als widerlich, denn das Brot musste zunächst lange gekaut werden, bis sich keine festen Bröckchen mehr fühlen ließen. Anschließend wurde es mit der Zunge gegen den Gaumen in der Mundhöhle gedrückt, um den Speichel zu reduzieren. Auf einem Stück Zeitungspapier erfolgte eine Nachtrocknung. Schon nach einigen Stunden ist dieses Material mit den Fingern formbar. Das erste Formen bleibt jedoch nicht stabil und deshalb ist ein mehrere Tage dauernder kurzzeitiger Nachformprozess nötig. Nach einer knappen Woche sind die kleinen Teile so hart und fest, dass mit ihnen gespielt werden konnte.
Der abgebildete Würfel besitzt eine Kantenlänge von einem Zentimeter. Er ist im Museum in Rubenheim zu sehen.
Übrigens Museum: Am Sonntag ist der Internationale Museumstag 2025. Alle Museen sind für die Allgemeinheit geöffnet, so auch die in Rubenheim. Hier finden an diesem Tag zwei Führungen zum Thema „Magie und Volksglauben“ statt, die erste um 14.00 und die zweite um 16.00 Uhr. Der Eintritt ist an diesem Tag frei, die Öffnung, wie gewohnt, um 14.00 Uhr.