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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 21/2023
Sellemòls in der Gemeinde
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Mundart: sellemòls

Mehrfach wurde ich von Leserinnen und Lesern gefragt, welchen Ursprung das Wort "sellemòls" hat und was es genau sagen will. Wörtlich übersetzt heißt es "da selbst einmal". Seitens der Sprachwissenschaftler wird behauptet, dass die ersten beiden Teilwörter nur in der hochdeutschen Sprache nachgewiesen sind, in den Mundarten aber unbekannt wären. Doch das trifft nicht zu.

Unbestritten, "da selbst" stammt aus der hochdeutschen, in der Regel aus einer gehobenen literarischen Sprache. Im Amtsdeutsch ist es nicht zu finden. Es bedeutet schlicht "da", "dort", allerdings mit einer Betonung von etwas Wichtigen.

Warum aber übernahmen manche Mundarten dieses Wort? Mundarten werden häufig unterschätzt. Auch sie bedienen sich gerne besonderer Redensarten und das darf man bei "sellemòls" erkennen, auch wenn das erste Wort "da" verschluckt wird.

Die hochdeutsche Redewendung "da selbst" will nicht einfach "da" heißen. Es soll beschrieben werden, dass beschriebene Orte bzw. Zeiten ganz besondere sind, die es zu beachten gilt. Und genau das hat auch unsere Mundart im gleichen Sinn übernommen.

Mit "sellemòls" sollen die Maienden auf etwas besonders erhaltenswertes hingewiesen werden. Es soll nicht nur gehört, sondern auch bewahrt bleiben..

Anders als in der hochdeutschen Sprache werden mit dem Wort "sellemòls" Ort und Zeit noch weiter betont, und zwar durch die Anfügung des Wortes "einmal", auch wenn es in unserem Wort abgekürzt ist. Diese Betonung ist uns auch aus unseren Märchen bekannt, wenn wir diese erzählend beginnen mit "Es war einmal..."

"Da selbst einmal" ist folglich keine allgemeine Nachricht aus alten Zeiten, es will etwas Besonderes sein. Zuhörende Personen dürfen diese Nachrichten für sich bewahren.

Gunter Altenkirch