Fronleichnam war in der katholischen Kirche ein Fest mit dem bedeutendsten Festumzug durch das Dorf. Das Fest war einst gespickt mit Bräuchen, die heute vergessen sind. Auf ein etwas ausgefallenes Beispiel soll heute noch einmal hingewiesen werden: das Böllern.
1944 erreichte auch das Saarland ein Gerücht (oder war es doch die Wahrheit?), dass die vorrückenden amerikanischen Soldaten in einem lothringischen Dorf den Verwalter des gemeindeeigenen Böllers wegen unerlaubten Waffenbesitzes erschossen hätten.
Die Folge war: dass in unseren Dörfern die Böller vergraben oder in die Blies geworfen wurden, so einige Zeitzeugen.
Diese Böller, in der Mundart "Katzekopp" genannt, besaßen häufig das Aussehen einer kleinen Kanone ohne Fahrgestell. Sie wurden von vorne mit Schwarzpulver, Papierschnipsel und kurz angefeuchteten Karbidkrümeln gestopft und mittels langer brennender Stange durch das Zündloch zum Abschuss gebracht. Ein lauter, auf der gesamten Dorfgewann hörbarer Knall, war die Folge.
Das Schießen war nicht gerade ungefährlich und so war es üblich, einen Ort außerhalb des Dorfes zu wählen, um vor allem Brandgefahren zu minimieren. In Gersheim war es der Weg in Richtung der Lachen.
Die böllernden Männer mussten vor jedem Schuss auf ein Signal warten, da sie die Aktionen des Fronleichnamszuges nicht verfolgen konnten.
Geböllert wurde zu bedeutenden Bräuchen oder Ereignissen und das war in der Fronleichnamsprozession vor dem Vaterunser an jedem der vier Fronleichnamsaltäre. Damit die Akteure zum richtigen Zeitpunkt ihre Aufforderung erhielten, stand neben dem Pfarrer ein Messdiener mit einem Fähnchen. Kurz vor Beginn des Gebetes stellte er sich etwas abseits und winkte mit diesem Fähnchen einigen Messdienern auf dem Kirchturm zu. Diese winkten umgehend mit eigener größeren Fahne, so dass das Signal die aufmerksamen "Böller-Männer" am Ortsausgang erreichte. Sofort wurde die Lunte an den Katzekopp gehalten und der laute Knall erreichte alle im Dorf, besonders jene armen Leute, die alters- oder krankheitsbedingt zu Hause bleiben mussten. Sie konnten nun das Vaterunser mit der gesamten Dorfgemeinschaft mitbeten.
Böller waren Jahrhunderte alte Signalinstrumente, die dazu dienten, ganz wichtige Nachrichten im Dorf zu verbreiten. Aus diesem Grund folgen im nächsten Beitrag noch einige weitere Informationen.