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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 25/2023
Sellemòls in der Gemeinde
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Brauchtum: Johannistag (G`hannsdaa)

Am Johannistag, dem 24. Juni, mundartlich einst als G`hannsdaa genannt, wird Johannis der Täufer verehrt. Im Volksglauben ist es der einzige katholische Heiligentag, der auf den Geburtstag der verehrten Person fällt. Die alte Erklärung erfolgte aus dem Lukas-Evangelium, 1, 36, einer Aussage an Maria: „Und siehe Elisabeth, deine Gefreunde, ist auch schwanger mit einem Sohn … und geht jetzt sechsten Monat schwanger.“

Die Geburt Jesu wurde seit dem Mittelalter mit der Wintersonnwende gleichgesetzt, also folgte ein halbes Jahr früher die Sommersonnwende und so auch der Johannistag“. Tatsächlich liegen die Sonnwenden drei Tage vor den großen Feiertagen.

Johannistag wurde bereits seit dem frühen 6. Jahrhundert aus diesem Grund zu einem großen Tag sommerlichen Brauchtums.

Wie die alten Bräuche aussahen, ist nicht mehr überliefert. Das, was dagegen noch im 19. Jahrhundert in unseren Gemeinden gefeiert wurde, war der Johanniswisch, eine kirchliche Segnung eines Kräuterwischs mit traditionellen Kräutern, zu denen vor allem Johanniskraut zählte.

Ein weiterer Brauch, der sich in einigen Gemeinden bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts erhielt, war das Johannisfeuer mit Tänzen um dieses nächtliche Brennen aufgeschichteten Holzes und über die Johannisglut des abgebrannten Feuers. Dabei erfolgten unter den jungen Leuten Liebesversprechungen, vor allem bei denen, die den Johannisgürtel, mundartlich „G´hannsgärdel“, umgebunden hatten. Das Binden dieses Gürtels aus den Johannisblumen war eine Arbeit der Mädchen. Sie überreichten die Gürtel den auserwählten Burschen.

Ein weiterer, heute ebenfalls vergessener Brauch, war die Weihe der Wünschelruten im Dorf.

Johannistag wurde deshalb zum größten Sommerfest mit vielen weiteren Bräuchen.

Die allermeisten Bräuche werden heute nicht mehr gefeiert, sie sind uns vor allem aus dem Gedächtnis verschwunden.

Gunter Altenkirch