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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 25/2024
Sellemòls in der Gemeinde
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Brauchtum: Johannistag

Der Johannistag am 24. Juni war noch im 19. Jahrhundert der Brauchtumstag mit den meisten Einzelbräuchen, besonders solchen, die mit Kräutern verbunden waren. Der Tag selbst war auch der einzige Gedächtnistag an Heilige, der auf den Geburtstag derjenigen gelegt wurde. Der Grund: Johannes der Täufer war ein halbes Jahr vor Jesus geboren. Christi Geburt wird am 24. Dezember als Weihnachtsfest gefeiert, Johannis Geburt am 24. Juni.

Noch bis ins 19. Jahrhundert wurde in den katholischen Kirchen ein Johanniswisch gesegnet. Er war bereits im frühen Mittelalter ein wichtiger Wisch mit Heil- und Brauchtumskräutern. Zentrales Kraut des Wischs war das Johanniskraut, in unseren Dörfern noch in der Mitte des letzten Jahrhunderts als „Hartheu“ bekannt, weil die getrockneten Blütenstängel im Heu dem Jungvieh hart und damit sogar verletzend wirken konnten. Einzelne Johannisblumen wurden nach dem Segenstag hinter Grabkreuz, Wegkreuze oder auch im Herrgottseckchen in der Küche gesteckt oder abgelegt, um den Segen zu verbreiten. Viele Zeitzeuginnen berichteten von einem Schutz gegen böse Geisterwesen und Hexen durch diesen Brauch.

In der Antike kannte man das Kraut „Moly“. Im Hochmittelalter versuchten europäische Magier das Kraut zu entschlüsseln und kamen zu dem Ergebnis, dass es sich um „Hypericon“, also unser Johanniskraut handelte. Die Kirche verbot seither dieses Kraut als Heilkraut zu verwenden, doch bis heute schwören noch immer viele heilende Menschen auf dieses Heilkraut.

Im 19. Jahrhundert untersagte die katholische Kirche den Priestern das Segnen der Johanniswische. Da die Frauen das nicht hinnehmen wollten, banden sie das Kraut in den Würzwisch (am 15.8.), der bis heute seinen Segen erhält, ein. Johanniskraut als Tee oder Heilöl zubereitet, soll beruhigend wirken, Schlafstörungen reduzieren und vor allem auch nervöse Magen-Darmbeschwerden heilen.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern eine Hilfe mit diesem Kraut, das wir in unseren Wiesen nun finden können.

Gunter Altenkirch