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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 25/2025
Sellemòls in der Gemeinde
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Fronleichnam

Das katholische Fronleichnamsfest ist vorbei, es war, wie seit Jahrzehnten sehr ruhig. So war, wie seit 80 Jahren, auch kein Böllern mehr zu vernehmen.

Einst war das Fest über Jahrhunderte ein wesentlich umfangreicheres, das auch an Umzüge, wie an unsere Fastnacht, erinnern konnte.

So belehrten die protestantischen Preußen 1781 rügend über das katholische Fronleichnamsfest:

„...bey der Fronleichnamsprocession sah man allerhand große papierne Figuren: Drachen, die an 40 Fuß hoch waren, und deren langer Schwanz ein Kerl, wie ein Teufel gekleidet, nachtrug, desgleichen sah man andere Ungeheuer, welche von Kerlen, die in denselben steckten, bewegt wurden und allerhand lächerliche Figuren machten, eine Menge Ritter und Engel zu Pferde, Luthern und Calvin auf eine gehässige und lächerliche Weise vorgestellt, allerhand Tragbühnen, worauf ganze Legenden abgemalet waren, und anderes dummes Zeuge mehr“.

Wir erkennen: Grund des Schreibens war eine Rüge der damals noch üblichen Verulkung der Reformation, der Ursprung des bis in unsere Zeiten anhaltende gegenseitige Verunglimpfen des protestantischen Karfreitags und des katholischen Fronleichnams durch die jeweils andere Konfession.

Der katholische Ensheimer Pfarrer Grenz schrieb beruhigend über Fronleichnam Ende des 19. Jahrhunderts:

„...allerlei Vorbereitungen getroffen. Die Kinder schafften in Massen Liesch (Sumpfgras), Schilf, Bremmenspitzen (Ginster), Nadelholzreisig, Schwinnchen (Herbstzeiglose) und dergleichen Grünzeug herbei, um die Wege damit zu bestreuen..

Vier Altäre an vier verschiedenen Stellen des Dorfes wurden errichtet und der Platz um diesen mit Maiblumen geziert. Schon am Vorabend dröhnte Geschützdonner durch die Gegend, und am Fronleichnamsmorgen wurden die Leute mit ihm aus dem Schlafe geweckt... Bei jedem Segen wurden sechs Salven gegeben, und machten sich die Schützen ein besonders Vergnügen, recht tüchtig zu knallen“.

Die vier Altäre pro Dorf sind heute leider auch verschwunden. Und das Böllern war eine große Tradition, die nicht unerwähnt bleiben soll, deshalb in der nächsten Woche dazu ein separater Beitrag, schließlich wollen wir aus sellemòls Zeiten immer wieder etwas erfahren, um es zu bewahren.

Gunter Altenkirch