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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 26/2024
Sellemòls in der Gemeinde
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Mundart: Kläbneschd

In unseren saarländischen Mundarten entstand mit dem Anbau von Streuobstwiesen seit dem frühen 19. Jahrhundert ein neues Wort, das heute kaum noch bekannt ist, das Wort Kläbneschd. Übersetzt in die hochdeutsche Sprache würde es wohl „Klebnest“ heißen.

Ein solcher Begriff wurde jedoch nie in unserer Hochsprache verwendet. Mittlerweile ist das Mundartwort ganz und gar wieder verschwunden.

Das Wort war mit der Heuernte in den Streuobstwiesen verbunden. Bauern und andere Wiesenbesitzer gingen vor knapp zweihundert Jahren dazu über, in den Mittellinien ihrer Grundstücke Obstbäume, vor allem Apfelbäume zu pflanzen. Diese Wiesen werden heute noch „Streuobstwiesen“ genannt.

Diese Bäume bereiteten den Mähern bei der Heuernte kleine Probleme. Als noch mit der Sense gemäht wurde, entstanden kleine ungemähten Flächen um die Bäume. Diese wurden häufig von den Frauen der Wiesenbesitzer oder von Kaninchenhaltern aus dem Dorf mit der Sichel abgeerntet. Sie wurden entweder dem Heu zugegeben oder als Frischfutter verwendet.

Bald setzten sich die vom Pferd gezogenen Mähmaschinen durch. Die restlichen Wiesenstücke um die Bäume wurden nun noch weniger gemäht, die „Kläbneschder“ wurden immer größer und konnten Flächen von mehreren Quadratmetern einnehmen. Langsam verzichteten die Bauern ganz auf die Beseitigung. Um die Obstbäume entstanden folglich im Laufe der Jahre Buschflächen, die ungenutzt blieben.

Aus dem Dorf waren seit wenigen Jahrzehnten auch keine Hasenzüchter mehr an diesen Restwiesen interessiert und so verblieben diese Buschflächen bis heute – die alten Benennungen dagegen gingen trotzdem verloren.

Gunter Altenkirch