Katzenkopf
Im letzten Beitrag bereits erwähnt, war das Böllern, in unseren Dörfern sellemòls, auch als „Katzekoppschieße“ bekannt, und nicht nur an Fronleichnam und zum Beginn der Kirmes. Es war ein Jahrhunderte alter Brauch bei allen herausragenden Ereignissen in unseren Dörfern. Da sollten wir nicht zuerst an einen möglichen, aber sehr seltenen, Besuch der Herrschaften denken. Der Besuch des Bischof oder der Beginn des Neuen Jahres, die Hochzeit und bei den Großbauern die Geburt eines Stammhalters waren ebenfalls Gelegenheiten des Böllerns – jede Person im Dorf sollte teilhaben.
Zu diesem Böllern besaßen die politischen und Kirchengemeinden ein besonderes Gerät wie den Katzekopp, aber auch eigene Vorschriften, Verordnungen und Orte des Böllerns. Da das Böllern mit Gefahren verbunden war, durfte nur außerhalb Baulichkeiten eines Dorfes geböllert werden. Dazu gab es sichere Orte außerhalb der Dörfer. In Gersheim z. B. war ein Ort des Katzekopfschießens der Weg zu den Lachen.
Was waren diese Katzenköpfe? Einige wenige sahen aus, wie eine kleine Kanone. Die Gemeinde Rubenheim ließ ein derartiges Gerät um 1900 bei der Fa. Dingler in Zweibrücken gießen.
Die meisten Geräte waren jedoch Basteleien der Dorfhandwerker. Beliebt, weil einfach zu fertigen, war eine ausgediente Wagenradnabe, die hinten geschlossen wurde und obenauf ein Zündloch erhielt.
Da das Böllern gefährlich war, bestanden in allen Gemeinden noch bis ins frühe 20. Jahrhundert Dorfvorschriften über das Verwahren der Geräte, die Ausbildung eines Schießmeisters, ohne den nie geschossen werden durfte, und die Festlegung der Schießorte.
Das Böllern war eine festliche Angelegenheit der gesamten Dorfbevölkerung und es war stets etwas Außergewöhnliches.
Die Abbildung zeigt einen Katzenkopfes aus einer Wagenradachse. Oben rechts ist das Zündloch zu erkennen.
Gunter Altenkirch