Dieses Kraut (botanisch „Stellaria media“) hat viele verschiedene Namen, vom Gänsekrutt, Hühnerdarm, Käskrutt bis Vogelmiere und weiterer. Es war noch im 19. Jahrhundert ein vielseitig geerntetes Kraut. Meist wurde es seit dem Frühling draußen in den Wiesen geerntet. Im Gegensatz zu vielen anderen Wiesenkräutern, die die Hausfrauen in der Küche verwendeten, sollte dieses Kraut, von einigen Hausfrauen sogar an Gartenrändern gepflanzt worden sein.
In der Küche verarbeitete es die Hausfrau zu vielerlei Speisen. Es wurde als Salat gegessen oder als Spinat zubereitet. Beliebt war es als Mischgemüse und häufig auch in der mitttäglichen Grütze eingemischt.
Miere sollte nicht getrocknet in der Küche verwendet werden. Aus diesem Grund stand es lediglich einige Monate im Jahr frisch zu Verfügung. Heute wird dagegen empfohlen, Miere für den Winter zu trocknen.
Eine weitere Küchenregel der Hausfrauen: Es sollte am besten schmecken, wenn es nicht hellgrün war. Beliebt war das Kraut als Kinderspeise, wenn es leicht gezuckert wurde.
Eine weitere Bezeichnung für die Miere war im Bliesgau „Kääskrutt“. Frischer Quark wurde mit dem kleingehacktem Kraut vermischt, auch das war ein beliebter Brotaufstrich der Kinder. Als Beilage zu Pellkartoffeln war es ebenfalls weit verbreitet. Zu besonderen Festtagen bereitete die Hausfrau auch eine derartige Butter zu.
In der Heilkunde wurde es von der Brauchersch häufig zu unterschiedlichen Heilmitteln verarbeitet und angewendet: Es diente als Hustensaft, bei Magenbeschwerden, Gelenkschmerzen, Nierenbeschwerden, Halsschleim und vielen Erkrankungen mehr. Hatten die Kinder sich an Giftkräutern vergriffen, sollte ein Mus mit Miere ebenfalls heilend wirken. Leider wurden keine Rezepte zu diesen Heilmethoden überliefert.
Für die armen Fahrenden war es eine beliebte Pflanze, um den Hunger zu stillen. Sie aßen das Kraut ohne weitere Zubereitung. Und den Bauersfrauen war das Kraut als Hühnerfutter sehr beliebt. Es sollte den Eiern einen guten Geschmack geben, kein Wunder, wenn der Name „Hühnermiere“ auf dem Land sehr beliebt war.
Noch ein wichtiger Hinweis: Am 9.7. um 15.00 Uhr ist wieder das Treffen unserer Plauderstunde in Niedergailbach. Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen.