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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 28/2025
Sellemòls in der Gemeinde
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Scharniere

Ein Scharnier ist ein drehbares Gelenk. Es dient dazu, Türen, Klappen oder

Fensterchen an Möbeln, Kleintierställen und Behältern anzubringen, um die genannten Teile öffnen und schließen zu können.

Heute sind uns solche Beschläge nur nach als Metallteile bekannt, die billig in entsprechenden Eisenwarenhandlungen erworben werden können.

Doch sellemòls kosteten sie bisweilen viel Geld und so war es auf dem Land üblich für Hasenställe, Eierschränkchen oder Vorratsbehälter solche Bewegungs- und Verschlusshilfen selbst herzustellen.

Die ältesten Formen waren rechteckige Stücke aus Leder. Doch es wurde dieses Material nicht käuflich erworben. Das Seitenleder von ausgedienten Schuhen diente dazu. Die rechteckigen Stücke besaßen eine Größe von zwei beliebig großen Quadraten an einem Stück. Jedes dieser „beiden“ Lederstücke wurde mit je fünf Nägeln, sogenannten „Blòòkepp“, befestigt. Das Wort „blau“ hieß in diesem Fall „anders sein“. Diese kleinen Nägel, etwa 15 Millimeter lang, besaßen flache Köpfe mit denen die Lederstücke sicher auf den Holzrahmen befestigt werden konnten.

Den Alten unter uns ist sicherlich noch bekannt, dass die Hasenstalltüren nach dem Öffnen ein wenig herunterhingen.

Mit Beginn unserer Arbeiterkultur benutzten die Menschen ein weiteres Scharniermaterial: Grubengummi. Das dicke Grubengummi konnte auf Lederdicke „gespalten“ werden, indem es im Küchenofen erwärmt wurde. Dabei wurde der Leim zwischen den einzelnen Schichten teigig und es ließen sich die dünnen Scheiben auseinanderziehen. Für die Bergleute wurde dieses Material zu einem „Muss“ und so wurden vor allem die Kaninchenställe mit diesen Scharnieren ausgerüstet.

Gunter Altenkirch