Wenn der Juli kaum schöne alte Brauchtumsfest aufweist, so wird das häufig damit entschuldigt, dass es Urlaubszeit ist. Schauen wir zurück in die alten Zeiten, so war der Juli eine harte Arbeitszeit. Schulferien verschafften den Bauern Hilfen bei ihrer vermehrten Arbeit. An Urlaub dachte niemand. Und kirchliche Feste, verbunden mit bescheideneren Bräuchen gab es einst in dieser Zeit auch, doch sie sind heute vergessen. Dazu ist der Magdalenentag zu rechnen.
Im frühen 20. Jahrhundert war vom Magdalenentag meist nur noch ein Lostag. Informationen über altes Brauchtum war vergessen. Selbst unter den Sammlungen von Bauernweisheiten sind Sprüche zu diesem alten Lostag nicht mehr zu finden. Die Kirche berichtet, dass Maria Magdalena eine Altersgenossin Jesu und zugleich eine erste Begleiterin war. Sie hieß ursprünglich Maria und lebte auf einem Landgut in Magdaleum in Galiläa. Als verdorbenes Wesen fand sie durch Jesus wieder ihre Ruhe. Sie wird in der katholischen Welt noch heute als Heilige verehrt und galt einst als Patronin einer Reihe von Berufsgruppen und sozial ausgegrenzter Menschen, die teilweise den Sommer als Vaganten herumzogen und nur hie und da bei den Bauern eine Arbeit aufnahmen.
Maria Magdalena wurde im frühen Christentum zu einer Frau, um die viele Legenden entstanden.
Kirchlich gefördertes Brauchtum zum Magdalenentag ist heute sehr rar geworden und wird in der Volkskunde-Literatur unserer beiden bekanntesten Volkskundler Albert Becker und Nikolaus Fox vor rund hundert Jahren auch nicht mehr erwähnt.
Die einstige hohe Beachtung dieses Tages führte dazu, dass er in der katholischen Welt einst an diesem Tag eine weitgehende Arbeitsruhe eingehalten wurde, also ein „Halbfeiertag“. Die Bauern konnten sich solchen Brauch leisten, schließlich fiel der Tag in die Sommerpause, die im Volksmund „zwischen Heu und Ähren“ genannt wurde. Die Haupt-Heuernte war vorbei, die Fruchternte noch nicht richtig begonnen.
Sehr spärlich sind seit den 1960er Jahren auch die Erinnerungen an die mit dem Magdalenentag beginnende Flachsernte, eine ganz besondere Zeit für die Frauen, die diesen Gespinststoff ernteten und verarbeiteten bis hin zu Kleidungsstücken und Stofftüchern.
Mit dem Tag verbunden war auch eine alte Obstsorte: Die Magdalenenbirne. Sie begann in dieser Zeit zu reifen und war eine süße Frucht. Die Dorfbewohner hatten dieser Frucht magische Kräfte angedichtet, doch auch die sind heute nicht mehr bekannt.