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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 3/2023
Sellemòls in der Gemeinde
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Der Gersheimer Bahnhof

Die meisten Menschen kennen den Gersheimer Bahnhof nur noch als Speiselokal.

Das Gebäude und seine Aufgabe aber sind heimatgeschichtlich hoch interessant.

Mit Beginn der Arbeiterkultur suchen viele arme Menschen auf den Dörfern eine Arbeit im Bergbau oder der Industrie. Das Problem dieser Leute ist die weite Entfernung, die zu Fuß nicht täglich möglich war. Folglich marschierten vor allem die Männer zu Fuß von ihrem Wohnort bis zum Arbeitsort. Dort lebte man in Schlafhäusern oder privaten Unterkünften. Bedenkt man, dass die Arbeitszeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts noch 6 Werktage á 12 Stunden betrug, so war die körperliche Anstrengung, einer regelmäßigen Arbeit nachzugehen, sehr hoch.

1869 plante deshalb das bayrische Königreich, zu dem auch der Bliesgau gehörte, eine Eisenbahnverbindung zwischen Zweibrücken und Saargemünd. Durch den Krieg 1870/71 kam es nicht zur Umsetzung des Vorhabens. Jahre später, 1874 kam es doch noch zu einem Bauvertrag zwischen dem Königreich Bayern und der Reichsregierung. Gut ein Jahr später, Ende 1875, war es so weit, der Bau konnte begonnen werden.

Es dauerte noch vier Jahre, bis die Bahnanlage fertig gestellt war. Planung und Bau nahmen folglich eine Zeit von zehn Jahren in Anspruch. Die Strecke war bald viel befahren.

Das, über welches wir heute nachdenken wollen, sind die Bahnhofsgebäude, in denen die Reisenden, zu diesen Zeiten meistens nur Arbeiter, regengeschützt auf ihren täglichen Zug warten und wo sie ihre Fahrkarten erwerben konnten. Die Bahnhöfe in Breitfurt und Gersheim wurden recht günstig gebaut.

In Kaiserslautern war bereits ein großer Bahnhof in Betrieb. Er war jedoch - ebenfalls durch die zunehmende Industrialisierung zu klein geworden für den immer mehr beanspruchten Bahnverkehr. Also wurde dieser Bahnhof abgetragen, was den beiden Bahnhöfen an der Bliestalbahn zugutekommen sollte. Sie bestehen aus jeweils einem Teil des ehemaligen Kaiserslauterner Bahnhofes. Durch das sorgfältige Abtragen der Steine und Leibungen konnten die hiesigen Bahnhöfe billig und schnell aufgebaut werden, was den reisenden zugute kam.

Den Kaiserslauterer Bürgern ist dieses Stück Stadtgeschichte heute kaum noch bekannt. Wir wollen uns an dieses Stück Dorfgeschichte erinnern und es für uns bewahren.

Gunter Altenkirch